Mode fürs Museum? Kuratoren als die neuen Stars der Modeszene

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. NRW Forum Düsseldorf

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. MAK Frankfurt.

Mode im Museum? Bis Diana Vreeland sich 1973 der Angelegenheit annahm, und die Ausstellungen des Costume Institute des Metropolitan Museums in New York zu den größten Kunstevents des Jahres ausbaute, eine Undenkbarkeit. Heute hat jedes moderne Museum, das ein bisschen etwas auf sich hält, zumindest eine Modeausstellung auf dem Kerbholz.
Wenn auch die Mode noch immer um ihre prekäre Positionierung an den Fransen der Kunst zu kämpfen hat, so wird die (Mode-)Kuration an ihrer statt derzeit zur Kunstform erhoben.

Eines von Vreelands Projekten – Vreeland muss in diesem Artikel als Blueprint und Präzedenzfall einer Modekuratorin herhalten – war die Ausstellung über Yves Saint Laurent 1983. Mit ihr brach man ein absolutes Tabu der Kunstwelt: sie brachte einen noch lebenden Modemacher in das museale Umfeld. Eine Verkaufsveranstaltung, unkten die Kritiker, die YSL lieber ein Stück weiter unten in der 5th Avenue gelassen hätten, auf der Ladenfläche des Luxushauses, anstatt ihr schönes, der hohen Kunst gewidmetes Museum mit Mode zu beschmutzen.

Mittlerweile ist die jährliche Met Gala fest im Red-Carpet-Kalender verankert, das Museum ist zu einer interaktiven Erfahrungsfläche geworden, das Disneyland des Camps, Entertainment mit intellektuellem Mehrwert.
Für die Museen ist die Modeausstellung eine willkommene goldene Cash- und PR-Cow, nicht zuletzt, weil sich durch sie auch hochkarätige Sponsoring-Partner, wie etwa Moda Operandi (From Punk to Chaos) Amazon (Schiaparelli and Prada) oder American Express und Condé Nast (Savage Beauty) finden lassen.

Die bisher erfolgreichste dieser Ausstellungen, Alexander McQueen: Savage Beauty, spülte 2011 sage und schreibe innerhalb von drei Monaten 661,509 Menschen in die Eingangshalle, und etwa $14,603,862, Merchandise inklusive, in die Kassen des Metropolitan Museums.

Ob sich dadurch, neben den Verkaufszahlen der Modehäuser, dem Image von Sponsoren und den Budgets der Museen, auch am Status der Mode als Kunstform allgemein etwas ändert, ist diskussionswürdig, aber die Diskussion alleine ist schließlich auch schon was wert.
Fest steht, dass Kuratoren wie Harold Koda, Valerie Steele oder Andrew Bolton die neuen heimlichen Stars der Modeszene geworden sind – ein Job mit dem sich gutes Geld machen lässt. So interessant für junge Menschen offenbar, dass das London College of Fashion nun einen Masterstudiengang Fashion Curation anbietet.

Auch in Deutschen Landen wird versucht, sich ein Stück vom Modeausstellungskuchen abzuschneiden. Derzeit zeigt das Museum Angewandte Kunst (MAK) in Frankfurt die von Mahret Kupka kuratierte Ausstellung „Draußen im Dunkeln. Weitermachen nach der Mode“, das NRW-Forum Düsseldorf zeigt „Alaïa. Azzedine Alaïa im 21. Jahrhundert“, und in München lockt das Stadtmuseum mit „Geschmackssache. Mode der 1970er Jahre“.

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. MAK Frankfurt.

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. MAK Frankfurt.

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. MAK Frankfurt.

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. MAK Frankfurt.

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. MAK Frankfurt.

Draußen im Dunkeln. Weitermachen Nach der Mode. MAK Frankfurt.

Gemeinsam ist all diesen Sammlungen eines: sie sind Indikatoren eines gesellschaftlichen Wandels, den das Wall Street Journal folgendermaßen beschreibt: „It’s a high-profile indicator of an intellectual trend that has been building for decades. Fashion is shedding its cultural stigma. It is increasingly recognized as a significant cultural activity—indeed, one of the defining characteristics of our civilization.“

Mode bekommt also mehr und mehr den Status eines Gesellschaftsbarometers zugeschrieben, den sie sicherlich zum Teil verdient hat – doch ist hier auch Vorsicht geboten. Die Unkenrufe der Kritiker aus den 80ern hallen nach: Ausstellungen sollten nicht aufgrund ihrer Popularität allein veranstaltet werden. Wenn Kunst von nun an mit den Kassenergebnissen dieser „Blockbuster-Mode-Ausstellungen“ messen muss, schadet das sowohl der Kunst, als auch der Mode und der Gesellschaft.