A Life in Pictures: Helena Rubinstein

Helena Rubinstein, Salon

Helena Rubinstein, Salon, ca. 1932

„Es ist keineswegs oberflächlich, jung bleiben und die größtmögliche Perfektion erreichen zu wollen.“

Die Geschichte der Marke Helena Rubinstein klingt wie ein Märchen und ist untrennbar mit ihrer Namensgeberin verbunden. Aus dem Nichts hat die nur 1,47m große Frau ein Imperium geschaffen, trotz der scheinbar unüberwindbaren Hindernisse ihrer Zeit: Frau, Migrantin, mittellos und Jüdin. Heute steht die Marke Helena Rubinstein als Synonym für Schönheit. Zu verdanken hat sie ihren Erfolg nicht nur ihrem Weitblick, ihren Visionen und der Geschäftstüchtigkeit. Ohne ihre Mutter wäre die Geschichte vielleicht anders geschrieben worden.

Helena Rubinstein wurde 1872 im jüdischen Viertel in Krakau geboren, als älteste von acht Schwestern. Schon früh entwickelte sie ein Gefühl für die Schönheit und deren Pflege. Mit Intelligenz, Mut und viel Energie im Gepäck, verließ Rubinstein im Alter von 24 Jahren Polen, um einer arrangierten Ehe zu entgehen. Das Ziel war Australien, wo sie zuerst als Kindermädchen bei einem Onkel arbeitete. Es heißt, ihre Mutter habe ihr zwölf Cremetöpfchen zur Pflege in der Ferne mitgegeben. Schon in ihrer Kindheit wurde Rubinstein von der Mutter zu konsequenter Gesichtspflege angehalten, etwas, das sich im Erwachsenenalter auszahlte.

Werbung für die Creme Valaze von Helena Rubinstein

Werbung für die Creme Valaze von Helena Rubinstein, ca. 1905.

In Australien wurde sie für ihre glatte, makellose, weiße Haut bewundert. Die Australierinnen hatten dagegen mit Hitze, praller Sonne und Trockenheit zu kämpfen. Rubinstein gab einige Cremes an dortige Farmerinnen weiter, die sofort begeistert waren. Mehr Cremes wurden importiert und der Erfolg stellte sich schnell ein. Mit der Weiterentwicklung der Formel kam auch der erste Schönheitssalon in Melbourne und die erste Creme Valaze.

Rubinstein verstärkte die Kommunikation mit den Kundinnen, um deren Wünsche genau analysieren zu können und stieg in den Versandhandel ein. Rubinstein hatte erkannt, wie sie ihr Unternehmen zu einem Imperium aufbauen konnte: sie erkannte Schönheit als einen Machtfaktor an und wollte allen Frauen den Zugang zu Schönheit erleichtern. Dafür ließ sie Produkte produzieren, die erschwinglich waren. Bevor Helena Rubinstein Australien verließ, um ihre Forschungsarbeit voranzutreiben, hatte sie in mit ihren Produkten und dem Salon schon ein kleines Vermögen verdient.

Webung in Vogue 1945

Webung in Vogue 1945

Ihre nächste Station war Europa. Um sich weiterzubilden, nahm sie ein Studium bei einem bekannten Dermatologen auf und beschäftigte sich dazu noch mit Ernährungswissenschaft und Gesichtschirurgie. Zwei neue Salons wurden in Paris und London eröffnet. Helena Rubinstein heiratete 1907 einen Journalisten und bekam zwei Söhne; Der 1.Weltkrieg ließ die Familie nach Amerika auswandern. Auch hier kam der Erfolg schnell.

„Alle amerikanischen Frauen hatten purpurrote Nasen und graue Lippen und ihre Gesichter waren Kreideweiß vom schrecklichen Puder. Ich erkannte, dass die Vereinigten Staaten mein Lebenswerk sein konnten.“

Nicht nur im Schönheitssalon konnten die (importierten) Produkte erworben werden, sondern auch in Kaufhäusern und Drugstores. Ab 1920 wurden die weiterentwickelten Produkte unter Namen Helena Rubinstein verkauft. Die Weltwirtschaftskrise machte Rubinstein zu einer sehr reichen Frau. Sie hatte 1928 zwei Drittel ihrer Anteile für 7,5 Mio. Dollar an Lehman Brothers verkauft, das Bankhaus ging pleite und sie erwarb die Anteile zurück, für gerade einmal 1,7 Mio. Dollar.

Long Lash Helena Rubinstein

Long Lash Helena Rubinstein, ca. 1957

So vermögend kehrte Rubinstein nach Paris zurück und widmete sich ihrer Kunstleidenschaft. In ihrem Salon verkehrten Maler wie Matisse und Chagall, auch die Schriftsteller Hemingway und Faulkner gehörten zu ihrem Bekanntenkreis.
Nach ihrer Scheidung 1937 heirate Rubinstein bereits ein Jahr später einen 30-Jahre-jüngeren georgischen Prinzen. In den 30er Jahren begann der lebenslang andauernde Konkurrenzkampf zwischen ihr und Elizabeth Arden. Jede beäugte die andere und die jeweiligen Fortschritte und sie spornten einander so zu Höchstleistungen an.

Pink Tulips

Pink Tulips, ca. 1964

Unweit von New York eröffnete 1953 eine riesige Fabrik der Marke Helena Rubinstein, weitere entstanden in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Israel, Australien, Japan, Kanada und Südamerika. Rubinstein war für ihre Sparsamkeit bekannt und legte großen Wert auf rationalisierte Produktionsabläufe. So konnte die komplette Herstellung des Puders voll automatisiert von nur einer Bedienungskraft gesteuert werden.

Helena Rubinstein in ihrem Labor

Helena Rubinstein in ihrem Labor, ca. 1960

Neue Wege ging sie auch bei der Vermarktung. Designer und Künstler entwarfen Verpackungen, Schriftsteller texteten für Prospekte, Werbeanzeigen und das hauseigene Magazin. Und nicht zuletzt entwarfen namhafte Innenarchitekten das Interieur der Schönheitssalons.

Zeit ihres Lebens galt Rubinstein als Förderin für Kunst und Wissenschaft. So organisierte sie Ausstellungen für unbekannte Maler, stiftete Reisestipendien an Künstler oder unterhielt Fonds zur Unterstützung von Kunststudenten. Dank ihr wurde an der Universität von Massachusetts ein Lehrstuhl für Chemie eingerichtet. Der Helena-Rubinstein-Preis wird zusammen mit der UNESCO an Forscherinnen vergeben.

Dali salon New York

Dali Salon New York, ca. 1942

Helena Rubinstein starb 1965 im Alter von 95 Jahren. Bis dahin hatte sie über 100 Niederlassungen in 14 Ländern aufgebaut, in denen mehr als 30.000 Beschäftigte tätig waren. Einen großen Teil ihres Privatvermögens vermachte sie der Gesundheitsfürsorge, weil sie gern den Beruf der Ärztin ergriffen hätte und ihren Traum, Kosmetik zur Medizin weiterzuentwickeln, verwirklicht werden sehen wollte.

Helena Rubinstein

Helena Rubinstein, ca. 1960

Die Kosmetikbranche hat Pionieren wie Helena Rubinstein viel zu verdanken. Nicht nur die Begabung und der Wunsch, die Frauen zu verschönern, sondern die professionelle Herangehensweise, die Einbeziehung der Wissenschaft und ständige Weiterentwicklung bzw. Weiterbildung in den Bereichen der Medizin, der Dermatologie, der Chirurgie und angrenzenden Disziplinen wie Ernährung haben Helena Rubinstein zu Recht zu einer außergewöhnlichen Marke gemacht.
Ihr verdanken wir die erste wasserfeste Mascara, die erste Automatik-Mascara,
mit Vitaminen angereicherte Kosmetikprodukte und hohe Wirkstoffkonzentrationen.
Dabei blieb sie stets ganz pragmatisch: „Wenn ich es nicht getan hätte, hätten es andere getan.“
Heute gehört Helena Rubinstein zum L´Oreal-Konzern Paris.