London 2012: Olympia der Eitelkeiten

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Usain Bolt: Gold wert, auch für Puma.

Noch bevor die Olympiade in London losgegangen ist, stehen einige Gewinner bereits fest. Denn nicht nur ein Kräftemessen der besten Sportler der Welt ist Olympia, auch die finanzstärksten Sportartikelhersteller und -ausstatter, sowie Designer lassen auf olympischem Boden ihre Muskeln spielen.
Während Adidas (Jahresumsatz: 17,2 Mrd. Euro) sich als offizieller Sponsor des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) den Löwenanteil des medialen Interesses gesichtert hat, und neben ca. 5.000 Athleten auch 84.000 freiwillige Helfer ausstatten wird, kämpfen die stärksten Konkurrenten auf dem Sportartikelmarkt, Nike (Jahresumsatz 13,3 Mrd. Euro) und Puma (Jahresumsatz 3 Mrd. Euro) mit den Herzogenaurachern um Werbefläche.

Team Jamaica: Cedella Marley
So könnte man sagen, Puma, der kleinste der drei, habe auf Qualität statt Quantität gesetzt. Mit Usain Bolt hat sich die Marke mit der Wildkatze im Logo den derzeit wohl bekanntesten Athleten der Olympischen Spiele gesichert.
Dies dürfte sich auch in der strapazierten Bilanz des Unternehmens niederschlagen, das am vergangenen Mittwoch den tiefsten Aktienstand seit neun Monaten verzeichnete. Olympia ist nämlich nicht nur zur Imagepflege da, auch spülen gebrandete Fanartikel zu Großevents besonders viel Geld in die Kassen.
Die mutigen, bunten und militärisch angehauchten Outfits für Team Jamaica sind designt von Cedella Marley, Bob Marleys Tochter und somit einer echten nationalen Ikone.

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Team Jamaica: Usain Bolt in Cedella McCartney

Team Britain: Stella McCartney
Auch Großbritannien hat mit Stella McCartney die Tochter eines Nationalhelden zur Designerin für Olympia. Ihre Vision der Britischen Sportler ist vergleichsweise zurückhaltend und understated ausgefallen, allerdings nicht so gelungen minimalistisch wie die von Armani für Italien.


Team Britain: Stella McCartney für Adidas

Team USA: Ralph Lauren
Ralph Lauren designte bereits 2008 die Outfits der US-Athleten, in diesem Jahr beinhaltet seine Olympia-Kollektion in den Farben Rot, Blau und Weiß, neben Bekleidung auch Umhängetaschen, Hüte, Handtücher und Sonnenbrillen.
Einen kleinen Skandal verursachte der für Amerikanisches preppy-design stehende Lauren aber durch seine Produktionsstandort: Die Uniformen sind „Made in China“.
Ein Entsetzensschrei ging durch die Staaten, der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid aus Nevada forderte gar, die Uniformen zu verbrennen. Eines steht fest: Olympia-uniformen sind ein heißes Thema, sowohl finanziell als auch emotional.

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Team USA: ganz patriotisch bei Ralph Lauren

Team Deutschland: Bogner
Seit Jahrzehnten zeichnet Bogner für die deutschen Winteruniformen verantwortlich, nun hat Willy Bogner sich auch der Sommerensembles angenommen. Sein Masterplan: pink für Frauen, blau für Männer; weder zeigen die Uniformen die deutschen Nationalfarben, noch wirken sie besonders sommerlich.
Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode Instituts bescheinigt den Münchnern jedoch Trendsicherheit, außerdem machen die Knallfarben die deutschen Teilnehmer besser sichtbar.
Vielleicht lässt sich Jil Sander ja hierfür in 2016 gewinnen?

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Team Deutschland: Bonbonfarben bei Bogner

Team Spanien: Bosco
Einem geschenkten Gaul, …. Daran hielt sich die in finanziell prekärer Lage befindende spanische Regierung und nahm das Angebot des russischen Sportwarenherstellers Bosco an, die Uniformen zu designen und umsonst zur Verfügung zu stellen. Voilá: Kreation Omas alter Teppich.
Scheinbar gibt es einen Grund, warum alle bisher hier aufgeführten jemanden mit ihren Uniformen beauftragt hatten, dem das Wohl des jeweiligen Landes am Herzen liegt.
Was passiert, wenn es anders gehandhabt wird, zeigt sich am Bild unten.
Übrigens: Bosco fabrizierte auch die Uniformen für Russland, nicht American Apparel´s Dov Charney.

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Team Spanien: Bosco. Der große Wurf?

Team Aserbaidschan
Die Aserbaidanische Uniform, eine sehr farbenfrohe Angelegenheit, wurde von dem italienischen Designer Ermanno Scervino gestaltet. Die nationalen Symbole, der aufgehende Mond, sowie ein achtzackiger Stern wurden in die Uniformen, die ein wenig nach Stewardess, ein wenig preppy aussehen, integriert.

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Team Aserbaidschan: Ermanno Scervino

Team Italien
Vom modischen Standpunkt sind die Italiener bereits die Gewinner der Spiele: Prada designte die Outfits für das Segelteam, Armani kümmerte sich um den Rest.
Er umging das Grün-Weiß-Rot-Problem kurzerhand und benutze seine Signature-Farbe, die ja mittlerweile auch für italienischen Geschmack steht: tiefes Königsblau mit weißen Akzenten.

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Team Italien: Models, keine Sportler, in Armani

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Team Italien: Pradas Outfits für das Segelteam

Team Frankreich
Hermès und Adidas teilen sich die Gestaltung der französischen Outfits. Hermès, seinen Wurzeln treu bleibend, stattet das Reitteam aus, Adidas hat sich an französische Gebräuche angepasst und sehr sophisticated aussehende Outfits entworfen, die höchstens von Armani übertroffen werden.

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Team Frankreich: Hermès, Adidas

Wenn man Nancy Deihl, der Direktorin für Modestudien an der New York University glauben schenken kann, so ging es bei Olympia schon immer um ein modisches Schaulaufen, doch neu sei der Luxusfaktor, der durch die Stardesigner hinzukommt.
Auch ihre Kollegin an der Ohio State University, Modehistorikerin Patricia Cunningham, prophezeit schon, dass die Olympischen Spiele eine ähnliche Modeausrichtung annehmen könnten, wie die Oscars.
Wer den Beweis dafür braucht, dass Olympia und Mode schon lange miteinander anbandeln, der lasse sich von den Fotos unten überzeugen.

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US-Uniformen für Olympia: Lake Placid Games 1980, Levi Strauss; Sarajevo 1984, Levi Strauss.

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Hanes Volontärs-Uniformen: Atlanta 1996. Ralph Laurens Erste in Beijing 2008.