Die Räume des Temporary Showrooms zeigen sich im neuen Look, versprechen ein neues Konzept und die skandinavischen Brands, wie Odeur, Henrik Vibskov und Stine Goya sind um Labels wie Silent Damir Doma, Augustin Teboul und MM6 Maison Martin Margiela erweitert worden. Zum nächsten Sommer wird es auch Y-3 im Angebot geben. Grund und Anlass mit dem dem Creative- und Managing Director Martin Premuzic zu sprechen.
Modabot: Lieber Martin, du hast Temporary Showroom vor 7 Jahren in Berlin gegründet und bist bis heute Creative & Managing Director. Erzähl uns doch bitte mehr über Temporary Showroom, wer ihr seid und was genau ihr macht?
Martin: Das Grundkonzept hinter Temporary Showroom ist, dass wir ein Store sind und zusätzlich eine Agentur betreiben, also Presse und Sales für verschiedene Labels machen. Durch diese Kombination entsteht ein tolles Cross-Over, der für beide Aktivitäten von Vorteil ist. Der Name Temporary Showroom daher, weil wir uns während der Berlin Fashion Week in einen Showroom verwandeln.
Modabot: Was genau hat dich im Jahr 2006 zu der Gründung von Temporary Showroom bewegt und was hast du vorher gemacht?
Martin: Die Räumlichkeiten habe ich schon 1999 mit Freunden gemietet, damals aber noch als Galerie genutzt. Wie es so ist, haben sich dann alle in der Welt verteilt und ich war dann derjenige mit dem Mietvertrag. Zuerst wollte ich den Laden abgeben, aber man hat schon damals gemerkt, dass die Kastanienallee in Berlin eine Gegend ist mit einer guten Mischung aus Stores, Cafés und Galerien und somit viele Touristen anzieht.
Also habe ich 2004 , neben dem BWL Studium, angefangen Produktdesign, Kleinkunst und Mode zu verkaufen. Das lief ganz in Ordnung. Zwei Jahre später habe ich mich dann aber entschieden mich auf Mode zu spezialisieren und prompt hat sich der Erfolg eingestellt.
Modabot: Euer Konzept umfasst Service-Leistungen in PR und Sales, im Weiteren betreibt ihr noch einen Shop. War das auch schon zu Beginn so? Wenn nein, wie kam es dazu? Und wo liegt Euer Schwerpunkt heute?
Martin: Den Shop gibt es seit 2004 und die Agenturtätigkeiten haben wir 2006 begonnen, da ich mir nicht vorstellen konnte, mich ausschließlich auf den Einzelhandel zu konzentrieren und mich neue Herausforderungen mich schon immer gereizt haben. Ich würde sagen, dass sich beide Bereiche die Waage halten. Zur Fashion Week jedoch verlegen wir natürlich unseren Schwerpunkt auf die Agenturtätigkeiten.
Zur Fashion Week im Januar beispielsweise. präsentieren wir wieder die Labels aus unserer Agentur und somit Wackerhaus und Marc Stone im Temporary Showroom und zusätzlich Odeur auf der Premium Messe.
Für nächsten Juli jedoch konzipieren wir gerade ein „schwedisches Defilee“, Förderung junger skandinavischer Designer, das heißt vielleicht mit mehreren Labels auf der Premium einen Sektor zu haben und dann zusätzlich mit zwei bis drei Labels eine Catwalk-Show zu veranstalten. Wir haben viele Ideen. Zumal wir jetzt schon seit zwei Jahren mit der schwedischen Botschaft für die Shows von Odeur und Ubi Sunt zusammengearbeitet haben liegt das Nahe. Nun stehen wir also in Verhandlungen mit dem Handelsrat der schwedischen Regierung. Mal schauen was sich so ergibt.
Modabot: Was unterscheidet Euch von einer reinen PR bzw. Sales Agentur? Und was denkst du ist das besondere an Temporary Showroom?
Martin: Wie schon erwähnt, ist es der Mix aus Retail und Wholesale, den wir betreiben und somit einen guten Einblick in beide Bereiche haben d.h., Reaktion zu neuen Kollektionen von Einkäufern und Endkonsumenten erhalten. Oder vielleicht weil wir immer sehr interessiert an Side-Projects sind und schon immer offen für junge unbekannte neu zu entdeckende Labels waren und weiterhin sind.
Modabot: Während der Fashion-Week stellt ihr euch als reinen Showroom auf, der Laden verwandelt sich und weitere Labels werden ins Sortiment genommen – Nach welchen Kriterien wählst du die Labels aus – beim Showroom als auch für den Store?
Martin: Seit der ersten Fashion Week Berlin veranstalten wir grundsätzlich einen Showroom im Laden und machen unserem Namen alle Ehre d.h., sind dann wortwörtlich „Temporary Showroom“. Letzte Fashion Week haben wir hier zwei Labels präsentiert. Wackerhaus aus Dänemark und Marc Stone aus der Schweiz, der auch eine Show im Mercedes-Benz Zelt veranstaltet hatte. Zudem haben wir Odeur das erste Mal auf der Premium Messe präsentiert. Dann haben wir noch für das schwedische Taschenlabel Sandqvist zum Launch ihrer Taschen-Kooperation mit dem Berliner Skater-Label Ambivalent ein Barbeque mit Skate-contest und Starbucks Lounge organisiert. Oder gerade sind wir im Gespräch mit United Nude über die Präsentation einer neuen ‚Artist-Collaboration‘, wie man sie vielleicht von Iris van Herpen oder Zaha Hadid kennt. Solche Events konzipieren wir also auch. Eigentlich gibt es keine konkreten Auswahlkriterien, es muss uns einfach gefallen, das heißt, zwar konzeptionell durchdacht, aber auch gleichzeitig frisch und edgy sein.
Modabot: Wieso hast du dich eigentlich für den Namen entschieden? Temporary beinhaltet etwas unbeständiges und doch seid ihr seit Beginn an unter der selben Adresse zu finden? Und bei Showroom denkt man nicht als allererstes an einen Shop!
Martin: Das war ganz witzig…anfangs wollte ich das ganze Projekt ‚RAUM‘ nennen, da alles erstmal durch die Räumlichkeiten entstanden war bzw. definiert wurde, doch während einer der ersten Fashion Week Vorbereitungen fragte mich ein Freund, was ich denn gerade machen würde bzw. an was ich gerade arbeite und ich musste kurz überlegen und stellte fest, dass ich und alle Mitarbeiter das Projekt von Anfang an mit Temporary Showroom bezeichneten. Und so ist dann der Name Temporary Showroom entstanden.
Modabot: Ihr habt Euch vor Kurzem visuell verändert – die berühmte schief hängende Jalousie am Eingang ist weg und auch von der Größe ist einiges passiert. Erzähl uns was dazu!
Martin: Ja die Räumlichkeiten wurden saniert und zudem haben wir erweitert das heißt wir haben nun ein zweites Stockwerk mit einer Schuh-Abteilung und einer Menge neuer Labels. Zudem haben haben wir seit 2010 auch einen Onlineshop, um speziell auf die hohe Anfrage aus dem Ausland reagieren zu können.
Modabot: Die Textilwirtschaft hat Euch vor fünf Jahren noch als „Avantgarde im Abbruchhaus“ bezeichnet und vor Kurzem im Rahmen der Sanierung beschreibt sie euch als „schick und edel, die insgesamt „hochpreisiger“ geworden ist. Wie siehst du das?
Martin: Klar…auch wir haben uns der Sanierung und den damit verbundenen Kosten angepasst das heißt, die Mode im Store ist nicht nur hochpreisiger sondern auch designtechnisch immer hochwertiger geworden. Aber ich denke wir haben uns mittlerweile einen relativ guten Status erarbeitet. Weit über unsere Kapazitäten hinaus werden wir von vielen Labels für den Verkauf oder die Agenturtätigkeiten kontaktiert.
Seit neustem verkaufen wir auch Labels wie MM6-Maison Martin Margiela,Y-3 oder Silent-Damir Doma. Und wie schon erwähnt, wollen wir uns auch mehr auf Schuhe fokussieren und bieten zur Zeit Labels wie United Nude, Adidas SLVR, Opening Ceremony oder Finsk an.