Wie Jung ist zu Jung? Das gebrandete Kind

In der Mode, so scheint es, gibt es weder ein „zu dünn“, noch ein „zu jung“. Die Branche, die auf der ständigen Jagd nach Superlativen, nach Neuem, nach dem „Next Big Thing“ ist, muss fast unweigerlich ihre Ikonen unter den ganz Jungen suchen.
Bis vor Kurzem hieß dies, dass Models mit 14 anfingen, Laufstegerfahrung zu sammeln, oder Bloggerin Tavi Gevinson nicht nur wegen ihrer überlegenen Schreibe, sondern auch wegen ihres zarten Alters in die Schlagzeilen rutschte. Nun aber rollt eine ganz neue Generation von minderjährigen Modeberühmtheiten heran, deren Speerspitze berühmte Sprösslinge wie Romeo Beckham oder Suri Cruise bilden, ergänzt durch Internetberühmtheiten wie Alonso Mateo oder Jungdesigner Moziah Bridges, die StyleRookie Tavi alt aussehen lassen.
Doch, wann ist jung zu jung, und muss man die Kinder vor ihren geschäftstüchtigen Eltern schützen? 

Moziah Bridges, Jungentrepreneur

Moziah Bridges, Jungentrepreneur. Bild via.

Viele Kinderstars, allen voran Michael Jackson oder Macaulay Culkin, zeigen die schädlichen Auswirkungen, die das ständige Kameralicht auf Heranwachsende haben kann. Wenn ein Kind arbeiten muss wie ein Erwachsener, bleiben essentielle Entwicklungsphasen der Persönlichkeit zwingend auf der Strecke. Wenn Kinder von Geburt an zu Werbeträgern mutieren, wo bleibt dann das Recht auf Selbstbestimmung?

Alonso Mateo, Instagram Star

Alonso Mateo, Instagram Star. Bild via.

Auch die Folgewelle der nächsten Jungstars zeichnet sich bereits ab: ob North West, Blue Ivy oder der kleine Prinz George – Kinderbekleidung, die von diesen drei getragen wird, wird in den nächsten Jahren von den Regalen fliegen, die Eltern werden sich vor PR-Geschenken der Modelabels kaum retten können.
Beinahe vom ersten Tag an haben diese Babies eine Macht über den (Mode-)Markt, die schier unvorstellbar ist.

Blue Ivy Carter und Beyoncé im Wasser. Bild via

Blue Ivy Carter und Beyoncé im Wasser. Bild via

Was ist nun die Konsequenz dieser Entwicklung? Wie bereits andernorts aufgezeigt, ist die Marschrichtung der Mode- und Werbeindustrie seit dem Youthquake in den 60er Jahren (mit kleinen Ausnahmen) die gleiche: jung und jünger müssen die potenziellen Kunden, und damit auch die Imageträger, sein.
Man muss sie abholen, bevor sich Markenpräferenzen gebildet haben. Die erste Coke, die Blue Ivy vor Paparazzi trinken wird, wird den Market Value von Coca Cola nach oben schießen lassen, Prinz Georges Kleiderwahl wird, ähnlich wie die seiner Mutter, Websiten crashen lassen, Suri Cruise zeichnet derzeit für den Absatz von Mädchenhighheels verantwortlich, man nennt das Phänomen den „Suri-Effekt“.

Zwischen all den schönen Kleidern und Verkaufszahlen darf aber eines nicht vergessen werden: all die aufgezählten potentiellen Markenbotschafter sind in erster Linie Kinder. Und egal wie schön der Traum vom stylischen Nachwuchs sein mag, irgendjemand muss auch Windeln wechseln und Tränen trocknen.
Luxusklamotten allein machen keine glückliche Kindheit.