Die neue Kultserie aus den USA, so eine Art amerikanischer „Frauenknast“ auf hochwertig, nennt sich „Orange is the New Black“ und begeistert derzeit Kritiker wie Zuschauer. Kein Wunder, sind doch Serien, die sich sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Probleme wie Kriminalität oder das auf Profit ausgerichtete Gefängnissystem des Staates annehmen, eine echte Rarität in der amerikanischen Medienlandschaft.
Die Protagonistin der Serie ist eine privilegierte, gebildete New Yorkerin namens Piper Chapman (Taylor Schilling), die nach dem College eine wilde Phase hatte und für kurze Zeit, angesteckt von ihrer damaligen Liebhaberin Alex (Laura Prepon), das schnelle Geld und den Adrenalinkick im Drogenschmuggel suchte.
Mittlerweile ist sie mit Larry (Jason Biggs) verheiratet und stellt mit ihrer besten Freundin handgemachte Seife her, die sie an Bergdorf Goodman und andere Luxuskaufhäuser zu vermarkten versucht. Doch die Vergangenheit holt sie ein: für das bereits zehn Jahre zurück liegende Vergehen wird sie zu 15 Monaten Haft verurteilt und muss ins Gefängnis.
Neben tief gehenden Einblicken in die Leben der verschiedenen Frauen, wirft Orange is the New Black auch heiß umstrittene Fragen zu Problemfeldern wie dem gewinnorientierten Gefängnissystem der USA, der religiösen Rechten, Abtreibung, dem „War on Drugs“ und Geschlechterfragen auf.
Zum Thema Mode gibt es in der Serie – der Gefängnisumgebung geschuldet – außer dem Titel, wenig zu sagen: die Neuankömmlinge tragen Orange, das sie nach kurzer Zeit gegen Beige tauschen. Der Titel der Serie, eine Anspielung auf typische Formulierung in Modezeitschriften, ist sicherlich eine provokante Art, nicht nur die Medien, sondern auch eine Gesellschaft zu hinterfragen, in der ganze Magazine und auch respektable Zeitungen immer weiter in Richtung hirnloser Kommerzialisierung voranschreiten, statt sich den sozialen Brennpunkten im eigenen Land zu widmen.
In einer Studie, die kürzlich vom International Center for Prison Studies veröffentlicht wurde, zeigt den „Vorsprung“ der Amerikaner vor allen anderen Ländern der Welt: 716 von 100.000 Einwohnern sitzen dort im Gefängnis.

Statistik der Gafängnisinsassen auf 100.000 Einwohner, via
In Sachen Bekleidung ist in Orange is the New Black die Bedeutung der Uniform nicht zu unterschätzen: der textile Gleichmacher kann hier nicht darüber hinweg täuschen, dass Piper Chapman eine vom Schicksal Begünstigte ist. Viele ihrer Zellennachbarn hatten ganz offensichtlich nicht die gleichen Chancen im Leben. Die sozialen Schichten, die hier aufeinander treffen, zeigen ganz deutlich, dass das Klassensystem in den USA bei weitem nicht überwunden ist.
Möglich gemacht wurde diese Serie, die übrigens auf einer wahren Begebenheit und dem dazugehörigen Buch von Piper Kerman basiert, durch die Online-Filmplattform Netflix, die im monatlichen Abo Filme und Serien zum Streamen bereitstellt, und auch eigene Produktionen wie Arrested Development, House of Cards oder nun eben Orange is the New Black fährt.
Möglicherweise hat sich über diese Plattform gerade eine Hintertüre unabhängigerer Medien geöffnet, in der bekanntlich von einigen Wenigen beherrschten amerikanischen Medienlandschaft. Eine spannende Entwicklung – es bleibt zu hoffen, dass Netflix auch irgendwann in der näheren Zukunft den Sprung über die bürokratischen und gesetzlichen Hürden Deutschlands schafft.

Orange is the New Black, Buch von Piper Kerman, Bild via