Island Special Teil 3 – Weiblichkeit auf Isländisch

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Royal Extreme

Landschaftlich ist Island schroff und eintönig, selbst Wald ist Mangelware. Farne, Sträucher und -man höre und staune- mancherorts Bananenstauden (Dank der Erdwärme) sind die Höhepunkte der isländischen Flora.
Daher scheinen es die Insulaner gerne bunt zu mögen: Häuser, Schiffe und auch die Kleidung dürfen gerne Farbvielseitigkeit beweisen. So reflektiert isländische Mode keinsfalls nur nordisch-kühlen Purismus; feminine Eleganz bis Extravaganz gehören ebenso zum Repertoire. Zwei Labels der Vulkaninsel zeigen ihre Idee von Weiblichkeit auf unterschiedliche Weise, einmal inspiriert von jener kargen Schönheit der Vulkaninsel und einmal um sich aus dieser hervorzuheben.

ELM „Designed by women for women.“
Erna, Lisbet und Matthildur – auch wenn das etwas nach einem Kinderroman von Astrid Lindgren oder Enid Blyton klingt – sind drei Freundinnen, die eine gemeinsame Passion teilen: Mode für Frauen. 1999 gründeten sie ELM zuerst als Label für Strick, bald kamen auch andere Teile zur Kollektion hinzu. Eingesetzt werden besondere Stoffe aus aller Welt, wie japanischer Taft, peruanische Pima Baumwolle und spanisches Leinen und Seide. Die Kollektion reflektiert die kühlen Töne und rauen Gefilde der isländischen Sphäre: wie ein zerfurchter Gletscher wirkt ein Kleid, ein anderes erinnert an einen plätschernden Bach mit kristallklarem Wasser, zuletzt eines an eine moosbewachsene Muräne.

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ELM

Royal Extreme „more is more, less is a bore“
Ein blutjunges Label, dessen Begeisterung für extravagante Sinnlichkeit in der Kollektion deutlich spürbar ist, ist jenes von Una Hlin Kristjansdottir. Erst Anfang 2010 gründete die Isländerin ihr Modelabel und partizipierte im März bereits beim Reykjavik Fashion Festival. Die junge Designerin übersetzt den Kontrast, den ihr Island bietet, in ihrer Kollektion: unbewohnbare, unzähmbare Natur und Isolation contra Großstadtleben in Reykjavik.
Natürlich ist es reine Ansichtssache, ob man eine Stadt mit etwa 120.000 Einwohnern als Großstadt bezeichnen möchte, was bleibt sind aber die Gegensätze die, auch von fern, Island so faszinierend machen.

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Royal Extreme

So kombiniert sie geflochtene Applikationen mit Mänteln und Fransenbordüren mit Halterstrümpfen oder Seidenkleidern; trotz des Sex-Appeals ihrer Kreationen doch an das Farbspiel (Rostgelb, abgenutztes Grau, Königliches Rot) und die Wucherungen der Farne und Flechten isländischer Natur erinnernd.

Barbara Russ

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