Island Special Teil 1 – das heimliche Modemekka

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Reykjavik

Der gewöhnliche Mitteleuropäer weiß über Island Folgendes: es ist eine Insel im Atlantik, auf der es Gletscher, Vulkane und Geysire gibt und vielleicht hat man sich im Erdkundeunterricht noch den Namen der Hauptstadt gemerkt, weil er so lustig klingt: Rey-kja-vik. Natürlich kennt man das bekannteste Kind des Landes, Björk.
In den vergangenen zwei Jahren war das Nordland dann noch ab und an in den Nachrichten, wegen der extrem hohen Staatsverschuldung, neuerdings aber vom Sendeplatz verdrängt durch Griechenland.

Dabei gibt es spannende Fakten abseits von jenen oben genannten über Island. So ist Island, was Stromerzeugung angeht, ein echter Vorreiter: Strom wird zu 100% aus regenerativen Quellen gewonnen; 75% aus Wasserkraft und 25% aus der Geothermie. Auch steht Island an Platz zwei des Demokratieindex der Zeitschrift The Economist, hinter Schweden. Außerdem gibt es kaum Nachnamen auf der Vulkaninsel. Im Telefonbuch sind die Isländer mit Ihren Vornamen verzeichnet, hinzu kommt der Vatersname, dem dann das weibliche (-dóttir) oder männliche Anhängsel (-son) hinzugefügt wird.

Was Mode angeht: dass nordisches Design am Puls der Zeit liegt und skandinavische Metropolen für Streetstyle-Blogger als Goldgruben zählen ist allseits bekannt, doch denkt man dabei eher an Stockholm und Oslo als an Reykjavik. Die Hauptstadt Islands ist ein modischer Geheimtipp, speziell, weil der Stil dort eher autark geblieben ist: Island hat für seine 300.000 Einwohner kein H&M, die Mode dort ist von einheimischen Designern bestimmt.
Das einzigartige Design hat sicherlich auch mit der Lage der Vulkaninsel zu tun, abseits von kontinentalen Einflüssen und doch mittig zwischen Europa und den USA gelegen. So kommt es, überspitzt formuliert – etwa wie in der Evolutionsgeschichte auf Galapagos- zu einheimischen Modearten. Stile, die es sonst auf der Welt so nicht gibt, weil sie von stärkeren Einflüssen (wie H&M, American Apparel und deren begleitender Ästhetik) verdrängt wurden.
Auf der Insel weiß man Handarbeit noch zu schätzen und kauft isländisch.

Der Streetstyleblog REYKJAVIKLOOKS zeigt die Mode der Insulaner, auch der Facehunter schwärmt für Island, hat er doch einige seiner Bilder beim Reykjavik Fashion Festival aufgenommen und in seinem Buch veröffentlicht.

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Photo: REYKJAVIKLOOKS

Nach dem Fiasko der „Iceland Fashion Week“, die von dem Ex-Model Kolbrún Aðalsteinsdóttir ausgerichtet wurde und – weit abseits von einer professionellen Modewoche – bei den geladenen Designern und der Presse für Empörung sorgte, fand nun im März erstmals das Reykjavik Fashion Festival statt.
Mit hochkarätigen Sponsoren und Unterstützung der isländischen Regierung, zeigte die junge Kreativbranche, schlechten wirtschaftlichen Voraussetzungen zum Trotz, Ihre Schöpfungen.
In den kommenden Artikeln über Island stellt modabot isländische Designer vor, Trends aus dem hohen Norden und was das heimliche Modemekka Island auszeichnet.

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Photo Credit:
2002 Andreas Tille