Die magische Welt von Daniel Sannwald


2010 Pluto and Charon

Künstler und Fotograf Daniel Sannwald, 1979 in Deutschland geboren, wird als einer der besten zeitgenössischen Modefotografen bezeichnet. Aufmerksamkeit erhielt er schnell durch seine unverkennbare Handschrift: er setzt seine Bildideen humorvoll und cinematografisch um, konstruiert und spielt auf fantasievolle Weise, schafft surrealistische, narrative Werke, die Mode und Kunst erfrischend, sowie humorvoll vereinen.

Aufgewachsen in München, studiert an der Academy of Antwerp, lebt der 33-jährige Modefotograf derzeit in London, und ist eigentlich erst über Umwege zu seinem Beruf gekommen.
Bevor er mit 23 Jahren sein Kunststudium in Antwerpen begann, zog es ihn nach dem Abitur in die Welt hinaus. Er lebte eine zeitlang in Bangkok, arbeitete für ein Modelabel und organisierte für die Firma Fotoproduktionen. Hier entschloss er sich, in diesem Bereich mehr Erfahrungen zu sammeln, und seinem Interesse weiter nachzugehen.

Seine Jobs wählt Sannwald nicht nach Prestige aus, auch wenn seine Kunden sich wie das Who-is-Who der Modebranche lesen, vielmehr entscheidet er nach künstlerischem Anspruch und Konzept.
Diese Einstellung scheint Früchte zu tragen – er bekommt Aufträge u.a. von I-D, Dazed & Confused, 032c, PoP Magazine, V Magazine, Louis Vuitton, Adidas, Vogue Hommes Japan, Maison Martin Margiela und Nike.

Neben der Besonderheit, sich stark von Kunst inspirieren zu lassen, ist auch Sannwalds Umgang mit den vielen Medien und Technologien charakteristisch. Er arbeitet nicht nur mit analogen oder digitalen Geräten, sondern variiert gerne; er fotografiert mal mit dem i-Phone, mal mit der Filmkamera, nutzt CGI und verwendet auch Techniken wie Collagen oder Malerei.
Die letztendliche Auswahl muss zur jeweiligen Idee passen.

2010 erschien sein Buch „Pluto and Charon“ mit einem Doppelportait mit Spiegeln auf dem Cover. Erschienen beim belgischen Verlag Ludion umfasst der Band 75 Bilder – eine Auswahl an Arbeiten und Editorials der vergangenen fünf Jahre. Das Buch spielt mit dem Konzept der zwei Planeten, die für Sannwald ein wundervolles Bild für die Liebe darstellen.
Pluto und Charon sind sich immer zugewandt und umkreisen einander in einer fast perfekten kreisförmigen Umlaufbahn. „Es ist eine Liebeserklärung an das, was kommen wird und an das, was war.“ (via)

Mit dem Aufkommen des Internet und dem Wunsch, mit bewegter Darstellung zu arbeiten, ließ sich Daniel Sannwald auch das Abenteuer Film ein, kreierte eine Reihe experimenteller Videos.
In dem Kurzfilm „The Absence of Anything“ schickt er zwei junge Männer auf eine kaleidoskopische Reise um die Suche nach der Unvergänglichkeit. Für das Magazine Arena Homme + entstand neben einer Fotostrecke ein Kurzclip, für das Modehaus Maison Martin Margiela, für welches er anderthalb Jahre lang alle visuellen Arbeiten (Film, Fotografie & Showinszenierung) verantwortet, schuf er berückend schön inszenierte Videos.

Stillstand ist von Daniel Sannwald nicht zu erwarten. Er arbeitet gerne mit neuen Partnern, mit Stylisten wie Katie Shillingford, Tabassom Charaf, Nicola Formichetti, Robbie Spencer, oft mit Hector Castro. Er liebt und braucht die Abwechslung und Bewegung.
Er fühlt sich sicherer, wenn er gut vorbereitet zu Shootings geht, lässt es aber dennoch spontan angehen und mag es, wenn Dinge fließend entstehen.
Für die Zukunft kann der Modefotograf sich einen Umzug nach New York vorstellen, wünscht sich ein Landhaus in Südfrankreich und setzt sich weitere Ziele. Gerne würde er mit Jamie Bell, Miuccia Prada und Mario Hugo arbeiten.

Daniel Sanwald verlor früh seinen Vater, gab sich als Kind selbst das Versprechen, die Welt nach ihm abzusuchen, da er den Tod nicht verstand. Er flüchtete in eine Fantasiewelt mit Raumschiffexpeditionen zu fremden Planeten, fiktiven Tieren und erlebte eine magische Kindheit.
Diese Erinnerungen scheinen sich in seinen Arbeiten wiederzufinden, auch liegt die Vermutung nahe, dass sein Vater, der mit Film und Fotografie zu tun hatte, den sensiblen Künstler unbewusst in diese Richtung lenkte.
Und auch bei Pluto and Charon, die für ihn symbolisch für die wohl stärkste Kraft, für die Liebe stehen, erkennt man das Band zwischen Vater und Sohn.

Photo Credit: Daniel Sannwald