Der Lohn der Arbeit: Blogs und Karriere

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Teresa Bücker, Julia Knolle, Mary Scherpe, Mahret Kupka

Modeblogs haben sich schon seit langem in der Modewelt etabliert und stellen ein legitimes neues Medium dar.
Vielerorts wird das Thema Mode und Blogs aufgegriffen und diskutiert: vor allem die neu gewonnene Relevanz und Berühmtheit der Protagonisten stehen im Mittelpunkt des Interesses, nicht nur bei den Medien selbst, sondern auch vermehrt bei Unternehmen und der Werbeindustrie. Die Zeiten in denen sie nicht ernst genommen wurden, sind spätestens seit dem Zeitpunkt, als sie die ersten offiziellen Einladungen zu Defil©s erhielten, vorbei.

Was am heimischen Schreibtisch aus einer ganz persönlichen Motivation heraus entstand, schuf, wie schon vor einiger Zeit vorausgesehen, für einige Blogger neue Karriereoptionen.
modabot hat in diesem Zusammenhang deutsche Bloggerinnen gebeten, einige Fragen zur ursprünglichen Motivation, aktuellen Jobs und ihrer Zukunft zu beantworten.

Aus welcher Intention heraus hast du das Bloggen gestartet (und an welchen Blogs bist du beteiligt)?

julia knolle

Julia Knolle: Mein erstes Blog war eine Art „automatischer Nachhause-Bericht“ als ich in Kalifornien studiert habe. Danach war das stundenlang im Internet surfen meine Rettung vor dem unglaublich unspassigen BWL-Studium und ein Blog dann der ideale Ort das ganze aufgesaugte „Wissen“ wieder verdaut und gefiltert „abzuladen“. Dann traf ich Jessie und „Lesmads“ war geboren.

teresa bückerTeresa Bücker: Zum Bloggen bin ich gekommen, weil mein Mitbewohner Jan „knicken“ gestartet hat und mich gefragt hat. Ich hab dann einfach mal probiert, obwohl ich von nichts eine Ahnung hatte. Mein allererster Blogbeitrag war 2007 ein satirischer Beitrag über die berufliche Zukunft von Edmund Stoiber. Beim Bloggen hab ich dann meine Leidenschafts für andere Blogs (ich lese einfach gerne und erfahre Neues) und vor allem wieder fürs Schreiben entdeckt. Ich fasse gerne Gedanken und Ideen in Worte. An eine journalistische Tätigkeit habe ich dabei lange Zeit nicht gedacht. Derzeit schreibe ich immer noch für knicken und für mein eigenes Blog „flannelapparel“.

mahret fnartMahret Kupka: Ich hatte das Ziel freie Modejournalistin zu werden und mir mit f&art ein paar Reisen zu finanzieren. Letztlich ist beides eingetreten, wobei „f&art“ zwar ein bisschen Geld bringt, aber dies direkt nicht reicht, um davon zu reisen. Dafür bin ich für „TWOFORFASHION“ umso mehr unterwegs und kann sonst von meiner Tätigkeit dort auch sehr gut leben. Zukunftsperspektive: Das Bloggen auf eine weitere Stufe zu bringen.
Ich war eine der ersten deutschen Modebloggerinnen und möchte die Pionierfunktion gerne aufrechterhalten und mich mit den Trends weiterentwickeln.

mary scherpeMary Scherpe: „stilinberlin“ war die einfachste Art meine Idee von Stil in Berlin zu verwirklichen. Die Idee zu „Pudri“ hatte ich in der S-Bahn, als ich darauf kam, dass es einen solchen Modeblog auf Deutsch noch nicht gibt.

Welche konkreten Jobs haben sich daraus entwickelt?

Julia Knolle: Der konkreteste Job in meinem Fall war der Redaktionsaufbau für Glam. Jessie macht Lesmads mittlerweile hauptberuflich. Beides nimmt soviel Zeit in Anspruch, dass man streng genommen gar keine anderen Jobs wahrnehmen kann. Im Sommer letzten Jahres habe ich in einem Trailer für Nokia mitgewirkt.

Teresa Bücker: Über die Blogs habe ich meinen Job bei der Wochenzeitung „Freitag“ im Bereich New Media bekommen. Ich habe dafür meinen Job in einer PR-Agentur gekündigt (beides studentische Hilfskraft, ich studiere noch Publizistik). Seit Anfang April arbeite ich Vollzeit bei der Wochenzeitung Freitag als Community Managerin und kümmere mich um den Online Auftritt, Social Media, Blogs etc.
Zudem habe ich immer stärkeres Feedback zu meiner Schreibe bekommen und dann irgendwann auch entdeckt, dass ich tatsächlich dort ein Talent habe und mehr schreiben sollte. Meine Blogbeiträge waren ja immer schon recht lang und „richtige“ Texte. Ich habe für das FACE-Magazin einige Artikel geschrieben, schreibe jetzt immer lange Artikel für das BLANK Magazin (nur manchmal über Mode) meistens über politische Themen, feministische Themen und über Literatur. Für den Freitag schreibe ich auch eigene Artikel, zuletzt über „Wenn Frauen bloggen“.

Mahret Kupka: TWOFORFASHION (Modeblog für den OTTO-Konzern; d. Red.) als hauptberufliche Tätigkeit. Daneben bin ich tätig als freie Journalistin für diverse Zeitungen und Magazine (darunter J’N’C, BLONDE, Qvest, FAZ, INDIE, …) und betreue junge Modededesigner in ihrer Pressearbeit, besonders im Bereich Web2.0.

Mary Scherpe: Ich schreibe seit einem Jahr für MySpace einen Modeblog auf
www.myspace.com/laufsteg. Außerdem habe ich noch mehrere kleine Projekte, seien es Fotoaufträge, Ausstellungen oder Beratungen, nebenher.

Welche Ziele hattest du und haben sich diese evtl. geändert (Zukunftperspektive / Wünsche / etc.)?

Julia Knolle: Von dem lange im Kopf verankerten Ziel in Unternehmensberatungen mit Excel-Tabellen zu jonglieren, bin ich mittlerweile mehr als glücklich mit dem Hobby in Berufsform. Dass man dadurch aber häufiger in Gefahr ist, den Feierabend zu vergessen, ist die andere Seite der Medaille, aber die nehmen wir für die gesammelten Erfahrungen und das spannendere Leben gerne in Kauf.

Teresa Bücker: Ich habe durchs Bloggen zwei Dinge erkannt: Zum einen, dass ich schreiben kann und das auch beruflich tun will, zum anderen hab ich durchs Bloggen die Feministin in mir erkannt, und meine gesellschaftspolitischen Ambitionen geschärft. Auch weiß ich, welche Netzwerke ins richtige Leben sich durchs Bloggen entwicklen können, und was man damit real erreichen kann. Ich möchte also über Schreiben gesellschaftlich etwas bewirken, in feministischer Hinsicht, zum anderen will ich schreiben und bloggen, also den Umgang mit neuen und alten Medien, komplett zu meinem Beruf machen. Dabei trenne ich keinesfalls zwischen Journalismus und Bloggen. Man kann das nur noch zusammen sehen. Die Onlinewelt ist sehr spannend und ich entwickle das sehr sehr gerne für den Freitag mit und weiter, ich möchte weiterhin kleine Blogs schreiben, auf andere linken, „Schönes“ zusammentragen, aber auch „Prosa“ schreiben – vielleicht mal ein Buch – und Sachtexte über Medien, Politik und Frauen.

Mahret Kupka: Ich hatte das Ziel, freie Modejournalistin zu werden und mir mit dem Blog ein paar Reisen finanzieren zu können. Ersteres ist eingetreten, das Blog bringt zwar ein wenig Geld, aber direkt reicht dies nicht, um davon zu reisen. Insofern besteht der zweite Wunsch noch fort (grins).
Zukunftsperspektive: Das Bloggen auf eine weitere Stufe zu bringen. Ich war eine der ersten deutschen Modebloggerinnen und möchte die Pionierfunktion gerne aufrechterhalten und mich mit den Trends weiterentwickeln.

Mary Scherpe: Ich hatte keine konkreten Ziele, sondern wollte meine Fotos veröffentlichen, von da aus hat sich alles recht dynamisch weiter entwickelt – ich bin aber auch einfach niemand, der großartig Szenarien entwirft.
Im Moment habe ich ein paar Ideen für neue Projekte, zwischen Online und Offline, zu denen mir aber leider im Moment die Zeit fehlt. Hauptsächlich beschäftige ich mich im Moment mit dem Abschluß meines Studiums, das ist lange überfällig.

Dein eigenes Fazit?

Julia Knolle: Die wichtigste Erkenntnis liegt für mich darin, dass eine abgeschlossene Hochschulausbildung nicht zwingend ein Garant für einen tollen Beruf ist. Meiner Meinung nach, schafft man es in den Bereichen, in die man sein ganzes Herzblut steckt, trotzdem!
Gilt sicher nicht für alles, aber vor allem für die neueren Jobs, für die es keine klassische Ausbildung gibt.

Teresa Bücker: Bloggen ist Reflektion und Selbsterfahrung. Über das Schreiben hab ich mich dem genähert, was ich machen wollte. Wäre es das nicht gewesen, würde ich mittlerweile wohl auch keine Blogs mehr schreiben und lesen.

Mahret Kupka: Web2.0 ist die Zukunft.

Mary Scherpe: Bloggen ist die für mich praktischste, offenste, einfachste, kostengünstigste und freieste Art der Publikation, immer noch.