Am vergangenen Freitag und Samstag fand in Paris die 3D Printshow statt, eine Messe rund um das Thema 3D-Druck. Der Claim der Messe: „The Internet changed the world in the 1990s. The world is about to change again„.
Die Technologie erinnert an Science-Fiction: Ein Drucker, der nicht Worte auf Papier, sondern dreidimensionale Objekte druckt: Schuhe, Musikinstrumente, Einrichtungsgegenstände, Autoteile, selbst Organe. Die Anwendungsmöglichkeiten scheinen endlos. Doch wird der 3D-Print unsere Welt wirklich revolutionieren, oder bleibt es bei Spielereien und Nippes?

Auf der Messe stellten die Hersteller von 3D-Druckern ihre neuesten Modelle aus, Besucher konnten zusehen, wie Lage für Lage dreidimensionale Objekte entstehen. Eine eigene Halle war dabei den dekorativen Anwendungen gewidmet, darunter auch Mode und Accessoires, außerdem gab es eine Modenschau mit den Kreationen aus dem Drucker. Die gezeigten Teile waren allerdings weit von einer reellen Tragbarkeit weit entfernt: Accessoires aus Plastik sind und bleiben eben, egal wie detailreich und innovativ, Accessoires aus Plastik.

Ein bisschen fühlte es sich an, als wäre man auf der ComicCon oder einer ähnlichen Sci-Fi-Convention. Lebensgroße Figuren von Ironman, der Tranformers, Neytiri aus dem Film Avatar, sowie Dinosaurier bevölkerten die Hallen der Ausstellung. Zahlreiche Hersteller präsentierten ihre spaßbringenden aber letzten Endes (noch) unausgereiften Anwendungen wie den 3D-Doodler, mit dem man theoretisch 3D-Zeichnungen entwerfen kann – in der Realität bekamen die Besucher aber keine Eiffeltürme hin, wie das Beispielvideo zeigt, sondern eher traurige kleine Spiralhäufchen. Auch konnte man sich einscannen und in Miniaturform ausdrucken lassen, eine witzige Idee, die sicherlich ein Renner im Weihnachtsgeschäft werden dürfte. Doch was bringt das alles?

Natürlich darf man die 3D-Technologie nicht allein nach ihrem momentanen Output bewerten, sie steckt in ihren Kinderschuhen. Die Möglichkeiten der Zukunft scheinen endlos. Momentan ist die Technologie noch kostspielig, die Materialien begrenzt.
Doch die Aussteller dieser Messe, die Hersteller der Drucker und die Designer, die die Technologie anwenden sind die Innovatoren unserer Zeit. Viele neue Technologien wurden Anfangs belächelt, man denke nur an den berühmten Ausspruch von Ken Olson 1977: “Es gibt genau keinen Grund, warum jemand einen Computer zu Hause haben wollen sollte”, Bill Gates Einschätzung, dass 640kB genug für jeden sein würden, oder “E-Mail ist zwar nett, aber erstens ein absolut unverkäufliches Produkt und zweitens ohne jede Auswirkung auf die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und erst Recht im Privatbereich.” CEO Consulting-Unternehmen, CDN, 1979.

Man muss die aktuelle Entwicklungsstadium ein bisschen wie eine Haute Couture Show betrachten: Es geht nicht darum, ein gut verkäufliches Kleidungsstück zu entwerfen, sondern darum, die Grenzen des Möglichen auszutesten. Materialien, Formen, Farben – wie klein und wie groß ist die Skala auf der gearbeitet wird, welche Stoffe kann man imitieren, welche Rohmaterialien nutzen?
Die Zeit wird zeigen, was 3D-Print ist: Eintagsfliege oder Alleskönner, oder möglicherweise etwas dazwischen? Fest steht: das Feld ist faszinierend und steht am Anfang – in Zukunft kann man vielleicht seine Modeillustrationen mit dem 3D-Doodler kreieren, das Abendoutfit am Compterdesignen und herunterladen, ein Kleidungsstück ohne Nähte aus Spinnenseide ausdrucken, damit CO2-Ausstöße reduzieren und die Welt retten, wer weiß?
Auch muss an dieser Stelle gesagt sein, dass andere Bereiche, wie Medizin- und Zahntechnik, Ingenieurswesen und Baustoffe vermutlich mehr und schneller von der Technik profitieren werden, als die Mode, die nicht immer der Nabel der Welt ist.
Es bleibt spannend.