Synästhesie by Iris van Herpen – so schmeckt Mode

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Iris van Herpen- Synesthesia A/W 2010/11

Es gibt Menschen, die können Buchstaben fühlen oder Worte schmecken, andere können Töne in bunten Farben sehen. Dieses seltene Phänomen ist unter dem Begriff Synästhesie bekannt und bezeichnet laut Duden die „Miterregung eines Sinnesorgans bei Reizung eines Anderen“. Synesthesia, ist auch der Titel der Kollektion von Iris van Herpen für Herbst/Winter 2010/11.

Iris van Herpen schloss 2006 ihre Ausbildung am Artez Institut der Künste im niederländischen Arnhem ab. 2007 gründete sie ihr Label Iris van Herpen, das sich durch konzeptionelle Designs, architektonisch inspirierte Volumina und den Eindruck der Zerstörung auszeichnet.

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Iris van Herpen- Synesthesia A/W 2010/11

Die Handschrift von Van Herpen ist unverkennbar: Die in Streifen geschnittenen, oder aus Bändern bestehenden Kleidungsstücke scheinen mehr zu offenbaren als zu verdecken, durch raffinierte Knüpfungen und Flechtungen entstehen 3D-Muster am Körper.
Die Erhebungen der Oberfläche der Kleider verändern den darunterliegenden Körper, Goldakzente auf der Rückzeite der Lederstreifen verwischen die Grenzen zwischen Licht und Schatten. Bei Bewegung des Körpers entwickelt die Kleidung ein Eigenleben, die Lederbänder wippen wie Fühler bei jedem Schritt mit. In einer Kooperation mit United Nude entstanden die passenden Plateauheels, die das jeweilige Outfit komplettieren.

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Iris van Herpen- Synesthesia A/W 2010/11

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Iris van Herpen- Synesthesia A/W 2010/11

Die Designerin selbst glaubt auch ein wenig synästhetisch veranlagt zu sein, so visualisiere sie beispielsweise Musik sofort. Leider funktioniert das bei ihren Schöpfungen nicht, obwohl sie sich schon gefragt hat, wie diese wohl schmecken.
Das Designtalent wurde von ihrem Drang, sich auszudrücken in die Mode getrieben. Mode als Kunst mit einem klar erkennbaren Ziel, nämlich das des Vereinens von Äußerem mit dem Inneren, das ist für van Herpen die Triebfeder der Mode und die ihr innewohnende Spannung.
Menschen spüren eine Divergenz zwischen dem, was sie sind und der Fantasie dessen, was sie sein wollen, so versuchen sie stets diese Identitätslücke mit Hilfe von Kleidung zu überwinden.

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Die Zukunftsvision der Holländerin für die Mode ist daher auch eine sehr fortschrittliche: Kleidung wird sich in Zukunft selbst waschen, möglicherweise aus dem Internet ausdruckbar sein oder weit entfernten Geliebten eine Umarmung geben können.