Skate Legacy – Eine Vision für Männermode?

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Comune Fall 2010 Jackets

Zitat aus Jugendszenen:
„Die Kleidung in der Skater-Szene kann man als Street-Wear beschreiben. Man legt dabei sowohl auf Funktionalität und Bequemlichkeit als auch auf Ästhetik großen Wert. Bevorzugt werden sehr weite Hosen, die aus einem stabilen Stoff hergestellt sind und gleichzeitig Bewegungsfreiheit garantieren.
Der Oberkörper ist zumeist von weiten, unifarbenen bzw. mit einfachen Aufdrucken versehenen T-Shirts bedeckt. Im Weiteren kommt dem Schuhwerk eine zentrale Bedeutung zu, denn dieses muss eine optimale Reibung zwischen Skateboard und Skater sichern, einen Sturz abfedern und zudem festen Halt bieten. Schuhe sind neben den Boards auch das meistbeworbene Produkt in Magazinen; (…)
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Skater sich sehr markenbewusst geben und ästhetische Kriterien bei der Wahl des Outfits eine große Rolle spielen.“

Einmal mit Leib und Seele dem kalifornischen Lifestyle verfallen, bleibt man ihm ein leben lang treu. Skater, Surfer, Blader und Biker steigen nicht auf Hedi Slimane-Anzüge um, nur weil sie auf die Vierzig zugehen. Doch was, wenn Baggypants, Printshirt und Hoodie nicht mehr funktionieren? Wenn die sportlichen Ambitionen einer Kreativkarriere bei einer Webdesignfirma gewichen sind und zuhause die Familie wartet?

Männer haben heute ein sehr weit eingeschränkteres Stilportfolio als Frauen: diejenigen, die in den 70ern, 80ern und 90ern den Skaterlifestyle gelebt haben, wollen heute immer noch komfortabel, aber auch modebewusst gekleidet sein. Die gängigen modischen Alternativen stehen dabei aber kaum zur Debatte, metrosexuelle Mode spiegelt ebensowenig wie preppy Tommy Hilfiger oder der Rick-Owens inspirierte Gothic-Chic den Look wider, der gesucht wird.

Dabei ist heute wie in der Vergangenheit „Attitude“ der Schlüssel zum Stil. Die ersten „bad boy“ Skater beschreiben im Dokumentarfilm Dogtown & Z-Boys eindrücklich, wie auf Fahr-Stil ebenso, wenn nicht sogar mehr, Wert gelegt wurde, als auf technische Perfektion. Genau dies war auch letzendlich der Schlüssel, der Skateboarding, das schon lange vorher existiert hatte, zu einer globalen Bewegung machte.


Dog Town & Z-Boys Trailer

Begleitet wurde diese Evolution auf modischer Seite von verschiedenen Phasen, beginnend mit dem „hawaiianischen“ Look von Marken wie Ocean Pacific, Town&Country, Maui&Sons, über den Merchandise von Zuberhörmarken wie Independent oder Powell Peralta, Schuhlabels wie Vans, hin zur schlussendlich für den Mainstream produzierten Mode von Vision Streetwear oder Stüssy.


Vision Streetwear Commercial 1988

Heute brauchen die erwachsenen Ehemaligen Mode, die aus dem Vergangenen schöpft, aber nach vorne weist.
Zu finden ist dies bei -einigen wenigen- Labels, die mit ihren Kunden gereift sind, anstatt die ständig nachwachsende junge Skatergeneration weiterzubedienen. Es sind coole, lässige und gleichzeitig stilvolle Labels wie Comune, C-Pas, Skate Study House, Insight oder Analog bei welchen man fündig wird.
Sie stehen für eine progressive, künstlerische Ästhetik, die die europäische Modeszene lange nicht beachtet hat.


Insight Kampagnenvideo

Comune fokussiert sich auf Kunden, die beim Skateboarden, in der Kunst, beim Sport, oder in der Mode ihren Weg gehen und nicht an die Konsequenzen denken. Gemäss dem kalifornischen Gedanken der (Hippie-)Kommune, noch vor ́68 von Surfern ersonnen, haben sich Freigeister um Frank Delgadillo zusammengetan, die kreativen, idealistischen Menschen die passende Kleidung bieten wollen. Der Look ist einfach gehalten, die Hosen sind ein lässiger Kompromiss zwischen Bewegungsfreiheit und neuer Silhouette, ohne dabei wie ein solcher auszusehen.

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Comune Fall 2010 Shirts

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Comune Fall 2010 Pants

C-Pas ist ein von Pierre-André Senizergues (Pas) gegründetes Eco-Label, das nur organische oder wiederverwendete Materialien benutzt: Der Music Tape Blazer zum Beispiel ist aus recyceltem Kasettenband gemacht, die Lederjacken bestehen aus Veggie Leather, es gibt Fallschirmjacken und -blazer, die „Coolness“ laut herausschreien.

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Music Tape Jacket – C-Pas Fall 2010

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Parachute Blazer – C-Pas Fall 2010

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Tarp Jacket – C-Pas Fall 2010

Senizergues war einer der ersten Freestyle Skateboarder in den 80ern. Er gewann unter anderem zwölf mal die französischen Meisterschaften, fünf mal die europäischen Meisterschaften und eine Weltmeisterschaft im Skateboarden, designte dann für Etnies Sneakers und gründete Anfang der 90er sein Imperium Sole Technologies mit den Skatemarken éS, Emerica and ThirtyTwo, schließlich kaufte er auch Etnies auf.
Zu seinen weiteren Firmen zählt auch Skate Study House, allerdings hat er sich dort nicht auf Kleidung, sondern auf Möbel „Made in California“ eingeschossen. Für den ehemaligen Skater, der sich und Gäste stilvoll und kostspielig an frühere Zeiten erinnern möchte, gibt es hier Einrichtungsgegenstände in Form von Skateboard-Hommagen. Tischchen, Regale und Lounge Chairs zollen dem früheren Hobby Tribut.

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Godfather Lounge Chair von Skate Study House

Barbara Russ / pd_modabot