Modewochenproblematik: Wem gehört die Front Row?

Beyonce und Solange Knowles

Kim Kardashian, Laetitia von Spanien, Solange Knowles und Beyoncé

Die New York Fashion Week steht vor der Tür und nun melden sich ein paar der einflussreichsten Modeakteure mit einer klaren Forderung zu Wort: Keine Streetstyler wollen sie mehr in den ersten Rängen der Shows sehen, keine B- oder C-Prominenz.
Sie schlagen damit in die selbe Kerbe, die Oscar de la Renta mit dem Downsizing seiner Modenschau-Gästeliste aufgetan hatte. Er wolle nicht, dass sich die echten Entscheider der Modebranche durch „30,000 people, and 10,000 who are trying to take pictures of all of those people, who are totally unrelated to the clothes” kämpfen müssten. 

Michelle Trachtenberg

Michelle Trachtenberg, Jessica Szohr und AnnaLynne McCord

Auch Suzy Menkes hatte zuvor kritisiert, dass die Mode sich immer mehr in einen Zirkus verwandle. Es ginge den Leuten nur noch darum, abgelichtet zu werden. Sie sehe die Mode als „a whirligig that seems to be spinning out of control“ und verstehe nicht, dass die Designer bis zu zehn Kollektionen im Jahr produzieren müssten. „There is a genuine difference between the stylish and the showoffs – and that is the dilemma. If fashion is for everyone, is it fashion?“, so die Modekritikerin in einem Artikel.
Kollegin Cathy Horyn fügte noch hinzu, dass die Atmosphäre im Zelt beschämend sei. Früher befanden sich die Models  in einer „respectable orgy“. Heute ähnle eine Show einem überfüllten Hörsaal.

Tyra Banks, Kim Kardashian und Kayne West

Tyra Banks, Kim Kardashian und Kayne West

Robert Burke,  ein bekannter Fashion Consultant, ermahnte die Negativstimmen zu mehr Nachsicht. Die Mode würde sich im Moment verändern und mit ihr die Shows. Social Media erlaube den Designern, in kurzer Zeit viel mehr Zuschauer zu erreichen als früher. Prominente wie Kanye West seien vielleicht keine Entscheidungsträger, würden aber das allgemeine Interesse schüren. Davon profitiere das Business ungemein, so der Berater.
Simon Doonan, Author des Buches The Asylum, unterstrich, dass die Platzierung der Prominenten kein Totschlag-Argument für die Einkäufer wäre. Diese würden weiterhin objektiv die Kollektion begutachten und ihre Order anschließend platzieren.
Ob nun Michelle Trachtenberg oder Tyra Banks die Kollektion toll fänden, sei ihnen weiterhin egal.

Jane Krakowski, Maggie Grace und Ashley Greene

Jane Krakowski, Maggie Grace und Ashley Greene

Vielleicht wäre es förderlich, das Problem wie z.B Tom Ford zu regeln. Dieser sprach zu seinen Shows ein Foto-Verbot aus und präsentiert seine Kollektion nur sehr wenigen, ausgewählten Kunden und Journalisten. Diese Lösung ist auch aber wohl nicht ideal, da die Modewelt auch von der Vielfalt an persönlichen Ansichten der Blogger und Redakteure profitiert. Wenn diese nicht mehr Zustande kommt, leidet die plurale Berichterstattung und somit auch die Perzeption des Endkunden.
Vielleicht sollte eher eine Balance zwischen Promis, Bloggern, Journalisten und Einkäufern im Publikum angestrebt werden, anstatt dem vergangenen Glanz früherer Modeveranstaltungen nachzutrauern. Die Welt hat sich verändert, und mit ihr die Fashionweek. Zu weit ist die Demokratisierung der Modewelt vorangeschritten und zu wichtig ist es dem Konsumenten, über Social Media live beim Event dabei zu sein.