Hyères 2011 – Die Ausstellungen

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Die Villa Noailles ist kein einfaches Haus, nicht einmal eine einfache Villa. Das zeigt sich in ihrem Baustil, in ihrer Geschichte, in ihrer heutigen Nutzung, aber vor allem in ihrer Atmosphäre, die auch auf Bildern spürbar wird. Weil sie selbst ein Kunstwerk ist, das sich aber nicht in den Vordergrund drängt, schafft sie so eine besondere Kulisse für die darin und um sie herum stattfindenden Ausstellungen.

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Der kubistische Garten

Die Ausstellung Erwin Blumenfelds mutet zeitgenössisch an, doch ist Blumenfeld ein 1897 geborener Fotograf, der den Dadaismus vertrat und als einer der ersten künstlerisch seine Abneigung gegen den aufkommenden Nationalsozialismus ausdrückte.
Sein Beitrag zur Modefotografie ist, wie man unschwer an der bestechenden Aktualität seiner Bilder sehen kann, immens. Er arbeitete von 1939 bis 1944 für Harper ́s Bazaar und anschließend für Vogue; während dieser Zeit schoss er mehr als hundert Covermotive.

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Erwin Blumenfeld

Kurator Raf Simons bleibt innerhalb der Tradition des Hauses Noailles, indem er verschiedene Sphären der Kunst auf einem Fleck zusammenbringt. Einrichtungsgegenstände finden genau so wie Vasen und Krüge ihren Platz, wie echte und unechte Models, die seine puristischen Kreationen tragen.
Während man nicht sicher ist, ob das Model nun wie wild in ihr Handy tippt, weil es Teil der Performance ist, oder nur Langeweile, erscheint ein zweites, mit maskiertem Gesicht. Nun ist also die eine durch ein Kommunikationsmittel nicht nur mit ihrer direkten Umgebung verbunden, sondern sogar in ihrer Interaktion mit entfernten Personen erweitert, und die andere ist in ihrer direkten sozialen Interaktion eingeschränkt, indem ihr Sprechen und Sehen genommen sind.
Man denkt unweigerlich an McLuhan’s Extensions of man und daran, wie Mode, Kunst und Design den Menschen als Maß aller Dinge nimmt; vielleicht geht es aber auch um die Anonymität, die die Technik mit sich bringt.

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Raf Simons – History of my world

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Raf Simons

Die Gewinner des vorletzten Jahres, das Designerduo Mareunrol’s, im vergangenen jahr mit einer märchenhaften Kollektion vertreten, haben sich diesmal ein neues Ausstellungskonzept einfallen lassen. Ihre Miniaturen düsterer kleiner Einsiedler erzeugen eine Mischung aus Puppenstube und Voyeurismus.

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Mareunrol’s – Tenants

Auch Sandra Backlund, Gewinnerin 2008, hat eine Schnittstelle aus Kunst und Mode geschaffen und zeigt diese in Hyères. Ihre Kreation aus Kupfer vereint Vergangenheit und Zukunft auf einzigartige Weise in einem Kleidungsstück.
Das Material begleitet uns Menschen bereits seit 10.000 Jahren und etwa 80% des jemals geförderten Kupfers ist noch in Benutzung, somit ist Kupfer eines der nachhaltigsten Materialien, über die wir verfügen. Wie gut geeignet es allerdings für alltägliche Kleidung sein mag, sei dahin gestellt.

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Sandra Backlund – Cuprum

Lila Loupias steuerte Illustrationen der teilnehmenden Outfits in der passenden Umgebung der Villa Noilles bei.

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Lila Loupias – Couloirs

Zu guter Letzt stellte auch das Designteam Bless, bestehend aus Desiree Heiss und Ines Kaag, seine Vision von Concept Art aus. Zuerst bekam ein Auto einen ledernen Bodysuit verpasst und im Anschluss daran ein Stromkabel auf der Kabeltrommel eine Verschönerung durch Strass.

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Bless – Invitation no. 1