Azzedine Alaïa, geboren 1939 oder 1940 in Tunesien, entdeckte bereits im frühen Alter seine Liebe zur Mode. Mit einer Lüge über sein wahres Alter (welches übrigens bis heute nicht bestätigt ist) schaffte er die Aufnahme an der École des Beaux-Arts in Tunis, studierte dort Skulptur und nähte während des Studiums für wohlhabende Kundinnen des Ateliers seiner Zwillingsschwester, die ihm auch das Schneidern von Grund auf beibrachte, Couture-Roben. 1957 kam Azzedine Alaïa dann nach Paris und so nahm die Karriere des „Pharao“ der Mode, wie er sich selbst bezeichnet, ihren Lauf.
In den imposanten Räumen des neueröffneten „Musée de la Mode“ im Palais Galliera in Paris wird heute, 56 Jahre später, das Lebenswerk des Modeschöpfers ausgestellt.
Der Berliner Designer Dawid Tomaszewski stattete der Ausstellung während der vergangenen Paris Fashion Week einen Besuch ab und berichtet für modabot.
Die Exposition gibt dem Besucher einen einmaligen Einblick in das Schaffen von Azzedine Alaïa: In fünf Jahrzehnten seiner Arbeit sind geflochtene oder gestrickte Meisterwerke an Kleidern mit Spitze und Volants – welche die revolutionäre Strickverarbeitung Alaïas verdeutlichen – und andere kunstvoll drapierte Haute Couture Kreationen entstanden.
Der in Paris lebende Modeschöpfer nutzte häufig zukunftsweisende Materialien darunter Raffia, Jersey oder Lycra und ging in seinen Kreationen stets respektvoll mit den Textilien um. Avantgardistisch war auch sein Einsatz von Leder und die dazugehörende Verarbeitungstechnik, wodurch Jacken aus Kroko-Leder und zahlreiche weitere Kleider aus ungewöhnlichen Materialien entstanden.
Kunstvolle Schnitte, Drapierungen von Wollstoffen und skulpturale Silhouetten seiner Entwürfe spiegeln die Bewunderung des gelernten Bildhauers für den Frauenkörper wieder.
Die Ausstellung ermöglicht es dem Besucher sich die Musen des Künstlers, wie Grace Jones oder Naomi Campbell, bildlich vorzustellen und zu spüren, für wen der Designer die Kleider geschaffen hat. Exponate des berühmten Reißverschluß-Kleides oder ein weißes Kleid bestäubt mit schwarzem Puder gewähren einen einzigartigen Einblick in die Schöpfung Alaïas.
Alaïas Werk ist für mich Schneiderkunst im wahrsten Sinne des Wortes – Insgesamt eine der schönsten Ausstellungen, die ich je besucht habe.
Die retroperspektive Ausstellung „Alaïa“ im Palais Galliera in Paris ist vom 28. September 2013 bis zum 26. Januar 2014 geöffnet und zeigt die eindrucksvollsten Kreationen von Azzedine Alaïa seit seiner ersten Kollektion aus dem Jahre 1979, darunter über 70 Ausstellungsstücke unterteilt nach „Leder“, „Samt“, „Wolle“ und „Pelz“ die es im Palais zu bestaunen gibt.
Text by: Dawid Tomaszewski