Buch: Chicks on Speed – Don’t Art, Fashion, Music

COS 144-145
Chicks on Speed don’t Art Fashion Music

Seitdem die drei ehemaligen gemeinsam Kunststudierenden Wahlmünchnerinnen Kiki Moorse, Melissa Logan und Alex Murray-Leslie sich 1994 zu einer Künstlergruppe namens Chicks on Speed zusammenschlossen, haben sie für jede Menge Furore gesorgt. Ihre Uneindeutigkeit und Unverortbarkeit, die sie zwar in der Popkultur ansiedelt, aber nicht kategorisieren lässt, zählt zweifelsohne zu den Markenzeichen der schrillen Hühner.

Vielseitig begabt und vor nichts Halt machend, gründeten sie 1998 ihr Plattenlabel Go Records, nahmen Songs auf, entwarfen eigene Kleidung und machten Performance Art.

Ihre Musik, die sich am ehesten dem „Electro/Electroclash“ zuordnen lässt, brachte ihnen Kooperationen mit Größen des Musikbusiness wie DJ Hell, Miss Kittin und Peaches ein. Der größte Erfolg in Deutschland war der Track „Kaltes klares Wasser“ mit Malaria!, der 2001 bis auf Platz 16 der Singlecharts kletterte.

COS 18-19
Chicks on Speed – Don’t Art, Fashion, Music

Nach vergangenen Überschneidungen mit Mode, zum Beispiel für die Single Fashion Rules, deren Cover kein geringerer als Karl Lagerfeld gestaltete, haben sie nun einen interdisziplinären Bildband mit dem Titel Don’t Art, Fashion, Music herausgebracht.

Dort werden ihre Kunstwerke, Videoinstallationen, ihre eigenwillige Mode, die typische, viel zitierte DIY-Ästhetik, ihre verqueer scheinende Musikvorstellung und ihr Objektfetisch zusammengeworfen und daraus eine Kollektion selbstgemachter „Objektinstrumente“ destilliert.
Diese stellen eine Fusion von Mode, Musik und Kunst dar und finden ihre Inspiration in so mannigfaltigen Quellen (Marionetti, Dada, Bauhaus, Hildegard von Bingen, um nur ein paar zu nennen), dass man sie nur als postmodernes Gesamtkunstwerk betrachten kann.

COS cover
Chicks on Speed – Don’t Art, Fashion, Music – E-Shoe

Neben Cigar Box Synths und Theremin Tapestries sind die E-Shoes sicherlich eines der Highlights des Buches, da diese sowohl als Kunstobjekt, als auch als Musikinstrument eine Daseinsberechtigung haben. Nur in der Mode jedoch, im tatsächlichen Getragenwerden, entfalten sie aber ihre wahre Vielseitigkeit. Beim Gehen nämlich erzeugen sie Klänge und inszenieren so auch noch eine Performance ähnlich der eines Catwalks.

COS 86-87
Chicks on Speed don’t Art, Fashion, Music – E-Shoe

Die Hybridität dieser Kunstwerke, die zwischen verschiedenen Daseinszuständen gefangen scheinen, gepaart mit beinahe halluzinogener Knallfarbigkeit, ergibt ein quietschbuntes, bedeutungsschwangeres Endergebnis mit Aussagekraft.

Barbara Russ

Chicks on Speed – Don’t Art, Fashion, Music
Booth-Clibborn Editions und Dundee Contemporary Arts
Englisch
November 2010
Paperback; 224 Seiten