Buch: E-Commerce in der Modeindustrie

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Der als „E-Commerce“ bezeichnete elektronische Handel, der sich hauptsächlich auf das Internet bezieht, nimmt eine zunehmend wichtige Stellung in der Abwicklung von Verkaufsprozessen ein.
Auch die Modebranche profitiert seit längerem von den Entwicklungen im „Online Shopping“ und kann mittlerweile enorme Umsätze verzeichnen.
Zwar ist das Charakteristische am Modeshopping, dass Kleidung befühlt und anprobiert werden muss, dieser Nachteil hält jedoch dank besser werdender Produktdarstellungen, -beschreibungen und Rücknahmebedingungen immer weniger Menschen davon ab, Mode über das Internet zu bestellen.

Ein klassischer Meilenstein für diesen Entwicklungsprozess im Modeshopping ist das Versagen von boo.com, eines der ersten und vielversprechendsten Internetunternehmen in diesem Bereich, das sich durch eine Mischung von Sturheit (insbes. das Beharren auf ästhetisch anspruchsvollen, jedoch ladeintensiven Webseiten in einer Zeit, in der schnelle Internetverbindungen selten waren) und unternehmerischer Unerfahrenheit auszeichnete, und zum Symbol des allgemeinen „Dotcom-Absturzes“ des „Neuen Marktes“ im Jahre 2000 wurde.

Das Tragische an boo.com ist, dass es als Modehändler -genau wie bei Büchern im Falle von Amazon.com- im Vergleich zu vielen anderen damaligen Geschäftsmodellen tatsächlich realistische Chancen hatte, ein höchst erfolgreiches Unternehmen zu werden.
Diese Chancen werden heute von vielen Online-Shopping Sites wie „Net-A-Porter“, „Yoox“ oder dem Berliner Avantgarde-Shop „Styleserver“ wahrgenommen.

Auf der anderen Seite enstehen jedoch neben den bekannten Modellen auch neue, üblicherweise als „Web 2.0″ oder „Fashion 2.0″ bezeichnete Paradigmen und Konzepte, die es Internetnutzern und Anbietern erlauben, auf neue Arten zu produzieren, kommunizieren und zu verkaufen.
Für diese Entwicklungen stehen Sites wie „Etsy“, das Berliner „DaWanda“, „HOKOHOKO“ oder „Stylehive“.
Diese „Social Commerce“ Konzepte werden in den nächsten Jahren einen enormen Einfluss auf die Art wie Mode entsteht haben.

Es steht somit ausser Frage, dass E-Commerce ein Thema ist, dem sich am zukünftigen Wohlergehen ihres Unternehmens interessierte Labels und Designer auf die eine oder andere Art werden annähern müssen.
Ein Hinweis darauf ist die Tatsache, dass immer mehr Luxusbrands, die aus Exklusivitäts- oder Brandingerwägungen das Internet gescheut haben, E-Commerce Sites launchen.

Das Buch „E-Commerce in der Modeindustrie. Grundlagen, Strategien, Chancen, Risiken“ von Janine Lochmann, das im Wissenschaftsverlag VDM erschienen ist, widmet sich nun diesem Thema.
Auf ca. 100 Seiten gibt hier die Autorin eine gelungene Übersicht über die Faktoren, die für eine erfolgreiche Unternehmung im Mode E-Commerce ausschlaggebend sind.
Dabei kommt dem Marketing eine besondere Bedeutung zu, so dass es in seinen verschiedenen modespezifischen Aspekten ausführlich behandelt wird.
Dies geschieht in einer Sprache, die gewisse Marketingkenntnisse voraussetzt, und obwohl die wichtigen Themen „Social Commerce“ und „Technologie“ unerwähnt bzw. kaum erwähnt bleiben, ist es für den Einsteiger sowie den Leser, der an einer übersichtlichen Darstellung des Themas interessiert ist, äusserst nützlich.

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Zum Thema
Schöne neue Medienwelt – wie das Internet das Modeuniversum verändert
Buch: “Fashion Marketing – Contemporary issues
Mode überholt Computerbranche im Internethandel
Boo.com auf Wikipedia (engl.)
Analyse des Versagens von boo.com (engl.)

E-Commerce in der Modeindustrie. Grundlagen, Strategien, Chancen, Risiken
August 2007
Janine Lochmann
99 Seiten
VDM Verlag Dr. Müller