Berlin Fashion Week: Ones to Watch

Nach dem Saus und Braus der Fashion Week ist nun wieder die gewöhnte gelassene Unruhe in Berlin eingekehrt, für die die Stadt weltbekannt ist. Doch die Nachwirkungen des Modezirkus sind noch spürbar, die Zelte und Hallen noch nicht komplett abgebrochen. Es ist an der Zeit, festzuhalten, wer besonders beeindruckt hat und welche jungen Labels auf dem Radar bleiben sollten.

Angelo van Mol, ein Belgier, zeigte seine Kollektion auf der 0711 Show im Glashaus der Arena Berlin. Das Besondere an seiner Kollektion ist mit Sicherheit die einzigartige Verschmelzung von sportlichen Materialien und klassischen Schnitten.
Insbesondere seine Mäntel zeigten Potential zu echten Must-Haves. In Spacer, einem Softshellstoff, der bisher beispielsweise in Autositzen zum Einsatz kommt, fand Angelo van Mol sein Material. Leichter als Neopren und vor allem atmungsaktiv, eignet es sich besonders für Frühling und Herbst. Es wärmt und besteht aus Nylon und Elastan, mit form- und strukturgebenden Fäden im Inneren. SHRPST heißt seine Kollektion, was für „sharpest“ steht und das auch hervorragend vermittelt: scharfe Konturen und faltenfreier Fall der guten Stücke garantiert.

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Angelo van Mol

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Angelo van Mol

Ivan Man ließ sich für seine Sommerkollektion 2012 vom österreichischen Komponisten Gustav Mahler inspirieren. Ein Mann der Gegensätze, der „mal ironisch, mal sarkastisch, mal derb, mal naiv“ komponierte und lebte, und dessen musikalische Rebellion in den 60er Jahren wiederbelebt wurde. Ivan Man versucht genau diese Extreme in seiner Kollektion einzufangen.
Gespickt mit Zitaten des musikalischen Genies, zeigt sich das Lookbook des in Serbien geborenen Designers selbst ein wenig rebellisch-philosophisch: „Tradition ist Bewahrung des Feuers, nicht Anbetung der Asche“ heißt es da, oder „Wer nicht übertreibt ist uninteressant“.
Mandzukic verwendet diese Aphorismen und baut sie in seine immer etwas militärisch-strenge und gleichzeitig auflehnerische Mode ein. Perfekt geschneiderte Hemden in rubinrot werden mit camelfarbenen Hosen getragen, strenge Schnitte mit geometrisch konstruierten Details auf Avantgarde getrimmt. „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ heißt die Kollektion und tatsächlich wirkt sie ein wenig entrückt, so wie eben nur ein Künstler es sein kann.

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Ivan Man

Reality Studio zeigte die neue Kollektion mit dem Namen „Transition“ auf einer abgezäunten, hoch mit Gras und Unkraut bewachsenen Wiese in in der Alten Schönhauser Straße in Mitte in einer Guerilla-präsentation. Die Kleider des Berliner Labels unter der kreativen Leitung von Svenja Specht passten perfekt in die sommerliche Wiese, die satten Blautöne erinnerten stark an Kornblumen, die die Models dann auch über den Zaun zur schaulustigen Menge aus Passanten und Modepublikum warfen.
Lässige Schnitte, seidige Stoffe mit Prints und ein gutes Styling rundeten die gelungene Kollektion und Präsentation ab.

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Reality Studio, Fotos: Phil Dera

Die Gewinner der Fashion Week, zum einen Augustin Teboul, die den Start Your Fashion Business Award verliehen bekamen und Alexandra Kiesel, Gewinnerin des Designer for Tomorrow Awards, sollen an dieser Stelle auch noch einmal Erwähnung finden. Kiesel überzeugte mit einer starken und farbenfrohen Kollektion „12/6/24″ in der sie puristisch geschnittene, minimalistische Kleidungsstücke farblich so gekonnt kombinierte, dass sie die Jury und Marc Jacobs für sich überzeugen konnte.

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Alexandra Kiesel

Augustin Teboul, das Designerduo aus Annelie Augustin und Od©ly Teboul, überzeugten mit einer düsteren Kollektion und einem guten Konzept. Ihre Kollektion „Dreams are my Reality“ beschäftigte sich mit Träumen, Wachen und dem Zustand irgendwo dazwischen.
Spitze, Netz und in Streifen gerissene Hosen zeigten die wirren Verknotungen des Unterbewussten.