Berlin Fashion Week: 0711 Show / EDGED Showroom

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Installation bei EDGED und 0711 Show

Unter dem Titel 0711 Show haben diesen Sommer 21 junge Avantgarde-Designer die Möglichkeit genutzt, ihre Kollektionen in mehreren Multilabel-Shows zu zeigen. Das Glashaus der Arena Berlin beheimatet den Catwalk der internationalen Nachwuchskreateure, sowie den daran angeschlossenen EDGED Showroom, in dem die Kollektionen weiter begutachtet werden können.

In der ersten der drei Shows, die jeweils um 19:30 am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag stattfinden, zeigten die Labels MOON Berlin, Angelo van Mol, Address, Caro Cora und Julian Zigerli ihre VIsionen für Frühjahr/ Sommer 2012.

MOON Berlin schafften es diesmal, ein wenig aus der Christbaumschmuck-Attitüde auszubrechen und ihre Statement-LEDs gezielter einzubringen, so zum Beispiel in einem Kleid, dessen Rücken recht unaufdringlich schimmerte, oder in Form einer Stoffrose am Shirt.
Die Schnitte ließen weiterhin an Kreativität zu wünschen übrig. Taschen mit eingebauten LEDs sind eine Erfindung, die mehr als ausbaufähig ist, bedenkt man, dass Frauen, wenn man einem Artikel der Welt Glauben schenken darf, 76 Tage ihres Lebens damit verbringen, in ihren Handtaschen zu kramen. Im Allgemeinen scheint die LED-Idee am besten mit Accessoires zu funktionieren, was der Kooperation mit dem DAAN Designstudio aus Stuttgart zu verdanken sein dürfte.
Die generelle Richtung ist dabei nicht falsch, ein selbstleuchtendes Kleidungsstück kann an einem besonderen Abend ein Hingucker sein, allerdings muss MOON wohl noch ein wenig mehr daran feilen, dieses Stück zu erschaffen.

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MOON Berlin

Angelo van Mol zeigte eine hervorragende Kollektion, deren Besonderheit im Material bestand. Der Belgier nutzte einen neoprenartig steifen Stoff und schneiderte daraus klassisch geschnittene Herrenteile. Durch diese Material-Stil-Spannung entstand ein nahezu perfektes Exempel sportlicher Businessmode.

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Angelo van Mol

Caro Cora überzeugten mit einer schönen Stoffauswahl und sommerlichen Drucken, sowie einer auf Quadraten basierten Schnittführung, ob sich die Hosen mit seitlich herabhängendem Zipfel jedoch durchsetzen werden erscheint fraglich.
Eine schöne, sommerliche und im positivsten Sinne tragbare Kollektion.

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Caro Cora

Die Kollektion von adddress für S/S 2012 hatte nette Details, wie zum Beispiel schleifenähnliche Hosentaschen und Taschenlösungen, die an Schluppenblusen angelehnt waren, doch wirkte sie insgesamt etwas unausgereift. Insbesondere ein durchsichtiger schwarzer Stoff mit Punkten machten einen deplatzierten Eindruck.
Die Keypieces dagegen, pink gestreift und mit interessanter Schnittführung, konnten überzeugen und hätten als Basis der Kollektion dienen sollen.

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adddress

Julian Zigerli aus Zürich zeigte in seiner Kollektion „Over sticks and stone“ den einsamen Wanderer, der auf seinen Reisen in den Bergen und Tälern Sportlichkeit und Selbstironie beweist. Sportliche Outfits, gemischt mit riesigen, integrierten Rucksäcken und großflächigen floralen Mustern eine etwas seltsame und sicherlich mutige Mischung – wenn Elton John Wandern geht, dürfte das so ähnlich aussehen.

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Der EDGED Showroom gleich nebenan zeigt vielversprechende junge Avantgardedesigner aus aller Welt, und deren Installationen.

Besonders Cedric Jacquemyn aus Antwerpen fasziniert mit seiner Kollektion „The Waste Land“, in welcher er sich mit den Naturgewalten auseinandersetzt. Insbesondere inspiriert von Island, mit seinen Gewalt verströmenden Vulkanen, deren Asche das Land fruchtbar macht, und deren Lava gleichzeitig alles zerstört was ihr im Weg steht. Zudem faszinierte ihn die Kettenreaktion aus schmelzenden Gletschern und Tsunamis, woraus er eine vornehmlich schwarz-graue Linie kreierte, die über Tod und (Wieder-)Geburt zu sinnieren scheint. Das besondere Accessoire: eine Kette mit Sprösslingen (die ja derzeit auch für den Tod stehen können.)
Darin, konserviert in einer Kapsel, der ewige Beginn des Lebens.

Auch die Kollektion des taiwanesischen Designers Tri Nouio, mit seinem Label Noumenon beschäftigte sich mit Natur, jedoch deren Verschmelzung mit der Technik. Seine fast psychedelischen Prints werden verstärkt durch einen 3D-Effekt.

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3-D-Effekt bei Noumenon und konservierte Sprösslinge bei Cedric Jacquemyn

Photo Credits: Bastian Archard