Interview mit Fashion-Filmemacher Pietro Cocco

Pietro Cocco

Pietro Cocco

Der italienische Fotograf und Filmemacher Pietro Cocco spricht über seinen neuesten Fashionfilm „Florencia“ für The House of Peroni, darüber, wie bei ihm alles begann und über seine Einschätzung des Genres, welches in der Modebranche immer noch nicht als wesentlicher Bestandteil angesehen wird.

Modabot: Lieber Pietro, bitte erzähl doch kurz etwas über dich, wer du bist, was du machst, wo du lebst und arbeitest?

Pietro: Ich bin Pietro Cocco, lebe in Mailand und New York und meine Arbeit liegt irgendwo zwischen der Fotografie und dem Filmemachen. Ich begann meine Karriere als Still-Life Fotograf, arbeitete mit verschiedenen Magazinen und Designern zusammen und in den letzten Jahren fühlte ich mich immer mehr zum Film hingezogen. Es entwickelte sich ganz natürlich und ich beschloss hauptsächlich Fashionfilme zu drehen. Das gab mir die Chance mit Vogue Italia oder Marken wie Marios zusammen zu arbeiten. Das Filmemachen gab mir eine Lektion in Sachen Mode, nicht in industrieller Hinsicht sondern in seinem künstlerischen Prozess.

Modabot: Wie hat das mit den Fashionfilmen bei dir angefangen?

Pietro: Als ich mit meiner guten Freundin und talentierten Stylistin Frida Affer an einem Video zusammenarbeitete, war es das erste Mal das ich Mode bewusst in meiner Arbeit mit aufnahm. Das Projekt, das ich im Sinn hatte, war eine Film-Serie von Rezepten zu kreieren mit einem sehr einfachen Konzept: die Herstellung eines Sandwiches. Dabei war der entscheidende Punkt etwas sehr Einfaches in einer schwierigen Art zu zeigen.

Während der Projektentwicklung erkannte ich, das in der Stilisierung des Models etwas fehlte, um den surrealen Inhalt  für den Betrachter angenehmer zu gestalten. Ich fing danach an, die Mode nicht einfach nur als Kleidung zu sehen, sondern als Möglichkeit, etwas ausdrücken zu können, den Film zu verbessern und zu erklären. Der Hinweis auf das Konzept hinter der Kleidung gibt einen gewissen Einblick, addiert einen schönen Gedanken und fügt eine weitere Dimension hinzu der oft eindimensional betrachteten Branche.

Modabot: Du hattest die Möglichkeit, deinen Fashionfilm „La Ragione“ für Italia Vogue beim diesjährigen Berlin Fashion Film Festival zu präsentieren.

Pietro:  Ich war sehr stolz, das mein Film bei der Premiere neben großen Namen, wie Prada oder Alexander McQueen gezeigt wurde. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit gehabt, bei dem Festival dabei zu sein, da ich zeitgleich in New York war. Aber ich würde gerne beim nächsten Mal wieder dabei sein und dann das Festival auch besuchen.

Modabot: Was denkst du über die anderen Fashionfilm Festivals, wie ASVOFF oder La Jolla FFF?

Pietro: Ich kenne beide und halte viel davon. Die Auswahl der Filme ist immer sehr präzise und sie konzentrieren sich nicht nur auf klassische, sondern lassen auch immer die Tür offen für die etwas experimentellere Filme.

Modabot: Deine Arbeiten fallen immer durch eine Story mit Ironie und Witz auf – Ist das etwas was du als typisch für dich bezeichnen würdest?

Pietro:  Ich würde auf jeden Fall sagen, dass es typisch für meine Arbeit ist. Ich drücke es auf unterschiedlicher Art und Weise aus, je nach Thema und freue mich, wenn es Leuten auffällt. Was ich mache, ist eng mit meinem Background verbunden und wenn ich an  neuen Projekten arbeite, schiebt mich mein Unterbewusstsein oft in diese Richtung. Ich halte Ironie und Humor für große Kommunikations-Tools und die Tatsache, dass die Mode-Industrie zu akzeptieren beginnt, wenn auch noch ein kleiner Prozentsatz, ist ein sehr gutes Zeichen. Den Zuschauer abzuholen und zu stimulieren erzeugt eben jene Aufmerksamkeit, die mir wichtiger ist, als nur ein Wiederholen von Modellen die Kleidung tragen. Das ist für die Sprache der Fotografie perfekt – aber wenn es um bewegte Bilder geht, funktioniert das nicht und würde eintönig wirken.

Modabot: Erzähl uns etwas über deinen neuesten Fashionfilm „Florencia“ für Peroni Italy – wie kam es zu der Zusammenarbeit und worum geht es darin?

Pietro: The House of Peroni ist eine Plattform bei der Peroni italienische Kreative weltweit fördert und bei der es nicht darum geht, das Brand selbst zu promoten. Der Vorschlag einer Zusammenarbeit erreichte mich diesen Sommer während ich in New York war. Ich dachte, es wäre eine tolle Gelegenheit im Film die italienische und amerikanische Kultur zu vermischen. Ich hatte das Bedürfnis, die Realität, in der ich für einige Monate lebte, aufzuzeigen. Aber ich würde „Forencia“ nicht als richtigen Fashionfilm bezeichnen. Die Mode spielt zwar eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Geschichte, aber sie bewirbt keine bestimmten Labels. Die Alltags-Szenen erzählen die Geschichte um Bushwick, einer lateinamerikanischen Nachbarschaft in Brooklyn, New York. Ich wollte normale Situationen hervorheben und wählte den hypothetischen Eiswagen, um den sich die Kommunikation der Menschen dreht. Da ich in meiner Arbeit gerne einen Überraschungs-Moment einbaue, fügte ich bei bei dieser Geschichte das Mädchen Florencia hinzu.

Modabot: Gab dir Peroni kompletten kreativen Freiraum bei Florencia?

Pietro: Ja, ich hatte völlige Freiheit und das ist der Grund, weshalb ich beschloss einen Kurzfilm zu kreieren, bei dem ich meine Erfahrung hier in New York, Erlebnisse die mich beeinflusst haben, einzubringen.

Modabot: Was denkst du im Allgemeinen über das Genre Fashionfilm?

Pietro: Es bietet viele Formen des Ausdrucks und des Experimentierens. Mode selbst ist sehr komplex und steckt voller Details, die mehrere Möglichkeiten der Inspiration geben für kreative Konzepte.

Modabot: Oft werden Fashionfilme ohne oder mit wenig Budget produziert – wie erklärst du dir das und wo siehst du die Bedeutung und Zukunft des Fashionfilms?

Pietro: Fashionfilme werden noch nicht als ein Bestandteil der Werbung betrachtet. Auch wenn es schon eine Weile her ist, seit dem die Modebranche angefangen hat sich dem Genre zu bedienen, wird immer noch die Entscheidung einer Umsetzung abgewogen und dann auch nur ein beschränktes Budget im Vergleich zu anderen Bereichen investiert. In den letzten Jahren unterstützen wir die Veränderung dieser Denkweise und Fashion Film Festivals sind vielleicht das größte Beispiel dafür, das in nicht allzu ferner Zukunft noch viel mehr Labels darin einen wesentlichen Bestandteil erkennen.

Modabot: Was sind deine nächsten Pläne?

Pietro: Im Moment arbeite ich an zwei neuen Projekten, aber dazu kann ich noch nichts sagen. Die Ergebnisse werdet ihr im neuen Jahr sehen.