The Offer Berlin – vom Ziehen an einem Strang

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The Offer Berlin

Dass Berlin bevölkert ist von Heerschaaren Kreativer, das ist über der Grenzen der Bundeshauptstadt hinaus bekannt. Dass diese Designer und Künstler immer wieder neue Ideen der Selbstvermarktung und -präsentation finden müssen um auf sich aufmerksam zu machen, ist auch nichts Neues.
Auch nicht die Idee, zu Allem, was zu teuer ist, eine Alternative zu veranstalten ist in Berlin unerhört: kleine Messen und Showrooms schießen während der Modewoche jedesmal neu aus dem Boden, und Ausweichcatwalks reifen zur etablierten Ergänzung des Modezirkus heran. Nun spart sich eine kleine Gruppe Modemacher das Geld für die Public Relations, macht eine eigene Modenschau und geht weitere neue kommunikative Wege.

Ein Designerkollektiv dieser Art ist auf diesem hart umkämpften Pflaster Berlins, vermutlich aber weltweit, ein Novum. Die „Partner“ haben erkannt, was heute oft in Vergessenheit gerät: gemeinsam ist man stärker, mehr Namen bringen mehr mediale Wirkung, und wenn man im selben Boot sitzt, sollte man in die selbe Richtung rudern.
So entstand das Designkollektiv „The Offer Berlin“.

Gegründet wurde „The Offer“ von den drei Berliner Designerinnen der Labels Magdalena Schaffrin, Annmee und Von Bardonitz im Jahre 2008. Zuerst trafen sie sich privat alle paar Wochen, um Informationen auszutauschen. Wo kaufst du deine Stoffe? Wo lässt du dies produzieren, wo das? Wo finde ich die richtigen Knöpfe? Existentielle Fragen eines Jungdesigners eben, der irgendwie durchkommen muss. Immer wieder konnte man sich gegenseitig mit Kontakten und Erfahrungen weiterhelfen oder einfach sein Leid teilen. So kam es zu der Idee, diese Treffen offizieller zu gestalten und neue Designer in die Runde aufzunehmen. Nach leichten Anfangsproblemen, in denen die Aufgabenverteilung geregelt werden und die Hierarchie gefestigt werden musste, denn vorher war entweder alles doppelt oder gar nicht gemacht worden -nachdem also die Demokratie innerhalb der Gruppe quasi abgeschafft worden war – resettete The Offer das Projekt und ging neu und effektiver an den Start.
Seitdem sind rege neue Modeschöpfer zum Netzwerk hinzu gekommen: Comtesse de la Haye, Gabriel&Schwan, Helena Koj, Manikó, Marit Ilison, Sven Bertil, Tata Christiane, 25 Pieces, Ica Watermelon und gelegentliche Gastdesigner.

Designer The Offer
Designerinnen The Offer Berlin

Die Vorteile der beispiellosen Designerkommune liegen auf der Hand: Gemeinsam veranstalten die jungen Labels aus Deutschland, Frankreich und Estland Showrooms, Sales und Parties und verwirklichen neue Projekte. Sie teilen sich Messegebühren und können sich so den größten Stand leisten, sie vereinen Ihre Mailinglisten zu einem Superverteiler und sie tauchen mit gebündelter Power in der Modepresse auf.

Eine besondere Art der Präsentation ließen sich die Designerinnen für die vergangene Fashion Week einfallen, um als Community ihr Können zu präsentieren und das Augenmerk von Kunden und Presse auf sich zu ziehen. Im Black Box Theater inszenierte „The Offer“ das „White Project“.
Jeder Designer hatte zwei bis drei Outfits komplett in weiß kreiert, welche dann in einer Art Model-Installation, schweigend und stillstehend, in durch gleißende Scheinwerfer durchbrochener Dunkelheit dargeboten wurden. Die weißen Haare und Gesichter der Models, Federboas und aufgeklebte Fellbrauen fügten sich, trotz der vorher nicht abgestimmten Outfits, zu einem harmonischen Ganzen.

White Project The Offer
The White Project im Blackbox Theater

Neue Anwärter müssen deshalb „dazu passen“ und „schon einen gewissen Erfahrungsschatz haben, sodass sinnvoller Austausch stattfinden kann“, so Nicole Roscher, Gründungsmitglied von „The Offer“. Einem neuen Mitglied die Grundlagen zu erklären ist derzeit zuviel verlangt. Die selbst noch in den Kinderschuhen steckende Gruppe, deren Mitglieder immer auch das eigene Label managen müssen, wäre damit überfordert.

The Offer soll zukünftig noch professioneller werden und weiter wachsen. Darüberhinaus wird in Kürze die erste Ausgabe des „The Offer Magazine“ veröffentlicht, das zweimal jährlich erscheinen soll.

Barbara Russ