modaoperandi.com – Fashion Crowdfunding erreicht High Fashion

modaoperandi front

Einige wichtige Nachteile des klassischen Modesystems sind die Wartezeiten zwischen Kollektionspräsentation und Verfügbarkeit für den Kauf, sowie die allzu häufig nicht realisierte Mode mangels Interesses der Einkäufer.
Diesen zwei Problemen wollen zwei Start-Up Unternehmerinnen, Aslaug Magnusdottir und VOGUE-Autorin Lauren Santo Domingo, zu Leibe rücken.
Mit modaoperandi.com soll die Präsentation von Mode und deren Verkauf zeitlich näher rücken, ebenso deren Realisierung, die nur vom Interesse der Endkäufer abhängig sein wird.

Die als Einkaufsclub konzipierte Plattform, die im Februar 2011 während der New York Fashion Week gelauncht werden soll, wird mit zahlreichen Labels, u.a. Thakoon, Proenza Schouler, Prabal Gurung, Narciso Rodriguez, Vera Wang, Alexander Wang und Giambattista Valli beginnen, deren Mode 48 Stunden nach ihrer Modenschau zur Bestellung freigegeben wird.

Die am Kauf interessierten Mitglieder werden 50% des Einkaufspreises vorab bezahlen, die Kleidung wird basierend auf den Bestellmengen produziert, und soll ca. 4 Monate später an die Käufer geliefert werden.

Die modaoperandi-Idee ist im Kern, obwohl die Gründerinnen es so explizit nicht aussprechen, ein Crowdfunding-Projekt, von denen es in der letzten Zeit immer mehr gibt.
Eine zu offensive Bewerbung von innovativen Crowd-Konzepten mag vielleicht den exklusiven Charakter einer Brand unterminieren, es ist aber nicht zu übersehen, dass das Internet die Regeln des Modegeschäfts -zum Besseren- neu definiert: erst mit Hilfe des World Wide Web ist es Designern möglich, Käufer unter Umgehung von Mittlern zusammenzubringen, und so Mode anzubieten, die sich nur an der Masse orientiert, und nicht an „Gate Keepers“ wie Moderedakteuren und Einkäufern.

Die Explosion von Mode-„Content“, beispielsweise durch die vielen Modeblogs und -plattformen ist aber auch dafür verantwortlich, dass, wie Tom Ford sagt, immediate fashion entsteht, eine Entwicklung die ihn beunruhigt:
„this fashion immediacy thing €” I get [it]….I don´t get the need for this immediacy. In fact, I think it´s bad. The way the system works now, you see the clothes, within an hour or so they´re online, the world sees them. They don´t get to a store for six months“.
Es mag aus welchen Gründen auch immer von Vorteil sein, dass eine Kollektion sofort „live-getwittert“ wird, aber die permanente mediale Auseinandersetzung damit, kann schlussendlich zum medialen Overkill führen, dem der Interesserückgang an der konkreten Mode folgt.
So ist es in diesem Medienumfeld unausweichlich, darüber nachzudenken, wie die Asynchronität von Präsentation und Verfügbarkeit so weit wie möglich minimiert wird.

Im Anbetracht dieser Entwicklungen und der eher vergeblichen Versuche von „Bilderembargos“ einiger Designer, könnten Crowd-Konzepte wie modaoperandi zukünftig eine grössere Bedeutung erlangen.

modaoperandi.com

via WSJ