Ivan Man S/S 2013

„What can be shown, cannot be said“, ein Zitat von Ludwig Wittgenstein, diente Ivan Mandzukic als Inspiration für seine Kollektion für S/S 2013. Wittgenstein beschäftigte sich in den zwanziger Jahren mit analytischer Philosophie. Der Kern seines „Tractatus“ ist die Abbildtheorie der Sprache, kurz gefasst, die Realität zerfällt in Dinge, diese Dinge bildet die Sprache mit ihren Namen ab, die durch ihr Zusammenstehen im Satz Bedeutung erlangen.
Ähnlich wie beim Urmeter, der selbst keine Länge „an sich“ habe, und durch den Gegenstände auch erst relativ-messbar werden, so bilde seine Philosophie den „logischen Raum“ schlechthin, etwas das Sinn ermögliche, selbst aber nicht sinnvoll sein kann.

Ivan Man benutzt diese Prämissen und stellt seine Kleidungsstücke zueinander in Relation. Erst durch die Kombination miteinander erlangen sie Sinn, durch ihre Wechselwirkungen miteinander Ästhetik.
Die Kollektion strebt nicht nach „Nutzen“, sondern zuerst nach intellektueller und geistiger Klarheit. Und sie schafft es: sie wirkt klassisch und zeitlos, und dennoch so nahe am Zeitgeist, so reduziert auf den Kern einer modernen Maskulinität und Coolness, wie wenige andere es können.

Ähnlich wie bei Wittgensteins Logik ist es auch mit der Mode. Wie ein fiktiver Urmeter, der irgendwo existert, den aber die meisten Menschen noch nie gesehen haben, kann dennoch jeder Aussagen darüber treffen, ob etwas „modisch“ ist oder nicht.
Wie ein unsichtbarer Zollstock wird dies Maß an Kreationen angelegt, daran werden sie vermessen und bewertet. „Wann ist Mode?“ ist ein bekannter Ausspruch: Vielleicht ist sie nie, oder immer – nur in Annäherung an einen sich ständig ändernden Wert, immer nur in Relation, in Kombination, in Dingen und deren Abbild.

„Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen, und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“, so fasste Wittgenstein seinen Tractatus zusammen, Ivan Man bleibt bei den Dingen, philosophiert mit Stoff und Schnitt.
Er hat, begriffen, dass die Kunst, die Mode, Dinge ausdrückt, für die die Sprache unzureichend ist.

Zum Thema:
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