Heritage woven in – Fred Perry wird 60

120302_NG_FP_sh11-075.jpgFred Perry, Anniversary Collection, 2012.

Fred Perry, der Namensgeber des gleichnamigen Labels, dreifacher Wimbledonsieger und Davis Cup Champion, wäre vor zwei Jahren 100 geworden, nun feiert das Label, das er 1952 gründete, 60-jähriges Bestehen. Die Unternehmensgeschichte ist kontrovers und legendär – genau wie das Leben seines Gründers.

Frederick John Perry wurde 1909 in Stockport bei Manchester geboren. Zuerst begeisterte er sich für Tischtennis und gewann 1928 die Weltmeisterschaft in der Disziplin, worauf er unverzüglich den Tischtennisschläger an den Nagel hing und begann Rasentennis zu spielen.

Die darauf folgende sportliche Erfolgsserie machte ihn zu einer Tennislegende. Perry wanderte in die USA aus und kaufte dort den den Tennis-club in Beverly Hills, wo er Entertainmentlegenden wie Erroll Flynn, Charlie Chaplin und den Marx Brothers Tennisstunden gab. Er heiratete viermal, stets Models oder Schauspielerinnen wie Mary Lawson oder Helen Vinson und hatte einmal eine Romanze mit Marlene Dietrich.

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Firmengründer Fred Perry, 1957; M12, das erst Fred Perry Shirt mit Tipping. Bilder via und via

Nachdem er sich bei einem Spiel im Madison Square Gerden einen Ellbogenbruch zuzog, war seine professionelle Karriere im Tennis beendet und er begann, sich nach einer neuen Beschäftigung umzusehen. Ende der 40er Jahre fand er diese zum Einen als Kommentator für BBC, doch seine zweite Karriere, die die ihn über den Sport hinaus bekannt machen sollte, begann in Form eines Schweißbandes: Tibby Wegner, ein österreichischer Fußballspieler, präsentierte ihm seine Erfindung – ein Schweißband für die Handgelenke. Perry wies ihn an, das Design zu ändern.

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Fred Perry. Tell us your Story

Wegner kehrte einige Wochen später mit dem neu designten Schweißband zurück und die beiden waren fortan im Geschäft. Der nächste Coup: weiße Piquébaumwollhemden mit Button-down-krägen und kurzen Ärmeln. Nachdem diese bei Wimbledon getragen worden waren, das nun im Fernsehen übertragen wurde, waren die Shirts innerhalb eines Tages restlos ausverkauft.

Sie erfreuten sich auch außerhalb des Tenniscourts schnell großer Beliebtheit, und durchdrangen alle gesellschaftlichen Schichten: Queen Mum wollte einst wissen, weshalb diese T-Shirts so viel besser seien als alle anderen, ein anderes mal traf Perry John-F. Kennedy beim Golfen in Florida, wo er diesem zu seinem Kleidungsgeschmack gratulierte – er trug ein Fred Perry Shirt.

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Subkulturelles Erbe: Mods und Perry Boys

Die Geschichte der Marke Fred Perry (hier sehr schön dokumentiert) ist im Laufe ihrer Existenz mit verschiedenen Subkulturen assoziiert worden. Beginnend mit den Teddy Boys der Nachkriegszeit, gefolgt von den Mods, die in den 60ern versuchten, durch maßgeschneiderte Anzüge und teure Designerklamotten den Anschein einer höheren sozialen Position zu erwecken, gewann Fred Perry zunehmend Wichtigkeit als Fashion Statement, und schaffte so den Imagesprung vom reinen Sportswearhersteller zum hippen Streetwearlabel.

In den 70ern beschlagnahmten Skinheadsdas Label für sich, wie unten im Video zu sehen. Auch das Mods-revival in den 80ern nutzte wieder Fred Perry seine ihre Garderobe. Ebenso zählt Britpop zur subkulturellen Heritage des Labels, und schließlich eignet sich derzeit der Hipster den Lorbeerkranz für seine Garderobe an.

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Subkulturelles Erbe: Punk und Britpop. 

[mehr Videos zum Thema hier]

Wenn auch diese subkulturellen Assoziationen, insbesondere die mit rechten Skinheads oder gar Neo-nazis, vom Label nicht immer gewollt waren, so ist doch das Label mit dem Lorbeerkranz mehr als nur ein Konsumgut. Es trägt kulturelle Signifikanz, symbolisiert die Entwicklung Großbritanniens und einem großen Teil der wichtigsten Subkulturen der letzten 60 Jahre und beweist die seltene Fähigkeit eines Labels, ohne große Imagekampgnen, schlichtweg durch zeitloses Design, immer wieder die Jugend für sich begeistern zu können.

Bilder, wenn nicht anders ausgewiesen, via.