Fashion Anniversary – Chloé wird 60

Chloé Kampagne Spring 2012. Bild via.

Das französische Modehaus Chloé wird diesen Monat 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass zeigt der Pariser Palais de Tokyo eine Ausstellung über die bewegte Erfolgsgeschichte des Hauses mit vielen alten Bekannten unter dessen Hauptakteuren. 

Gaby Aghion wurde 1921 in Alexandria in Ägypten geboren und zog 1945 nach Paris. Dort begann sie, zusammen mit Geschäftspartner Jaques Lenoir, Mode von hoher Qualität, aber zu erschwinglichen Preisen zu produzieren – im Haute-Couture verhafteten Paris machte sie sich damit wenige Freunde, aber viele neue Kunden. Obwohl sie mitnichten die Erfinderin dieses Prinzips war, wird sie doch heute mit der Erfindung der Terminologie in Verbindung gebracht: „Prêt-à-porter“ ist vielleicht Gaby Aghions größter Beitrag zur Geschichte der Mode.

Gaby Aghion, 1954. Bild via

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Chloé Kampagne. Bild via

Ihr Label Chloé, dessen Namen sie einer Freundin entlieh – weil ihr eigener, so fand sie, nach Hellseherin, nicht nach Modeschöpferin klang – ist heute eines der bekanntesten französischen Luxuslabels. Die Ästhetik: weiblich, zart, romantisch. Wer an Chloé denkt, denkt an Pastell-, Nude- und Cremetöne, butterweiches Lamm-oder Kalbsleder, duftende Frühlingswiesen oder goldene Weizenfelder und vor allem unkomplizierte Weiblichkeit.

Dazu kommt ein hier und da ein wenig 70s-Glam, mit Nieten, Rüschen und großflächigen, tapetenartigen Mustern, der den Spirit des Jet Sets wieder aufleben oder auch mal ein bisschen Punk-Rock-Attitüde aufkommen lässt.

chloe001.jpgChloé Kampagne Spring 2007. Bild via.

Langes, naturbelassenes, blondes oder braunes Haar, kaum Make-up, die Hände lässig in die Taschen gesteckt, so sieht die Chloé-frau aus. Auch in den Kampagnen des Labels finden diese über-coolen, über-französischen Bohemiens, die auf eine besondere, untypische und nicht nachahmbare Art schön sind, wie Clémence Poésy oder Chloe Sevigny. Die unbeschwerte Lässigkeit Chloés, die Sophistication und Nonchalance für die das Label steht, wird auch verkörpert von Kundinnen verschiedener Dekaden des Unternehmens wie Brigitte Bardot, Jackie Kennedy, Grace Kelly, Kirsten Dunst, Natalie Portman oder Lou Doillon.


Kampagne für Parfüm „Chloé“, Sevigny und Poésy. Bilder via

Karl Lagerfeld war der erste Kreativdirektor, den Aghion 1966 für Chloé anheuerte. er war es auch, der die bis heute emblematische Silhouette schuf: zarte Seidenblusen und luftige Röcke. Lagerfeld verließ Chloé 1983.1985 wurde Chloé von Dunhill Holdings, heute die Richemont Group, gekauft, und Gaby Aghion setzte sich zur Ruhe. Der Posten des Chefdesigners bei Chloé wurde zum Wanderpokal: Maxime de la Falaise, Martine Sitbon, wieder Karl Lagerfeld, Stella McCartney, Phoebe Philo, Paulo Melim Andersson, Hannah Gibbon und Claire Waight Keller lieferten nacheinander kreativen Input für Chloé.
Antonio Lopez, Karl Lagerfeld für Chloé, Spring 1983. Bild via.

Chloé Kampagne. Bild via.

Mit der Anstellung von McCartney kehrte Chloé wieder zu internationaler Bedeutung zurück, die das Label seit dem Weggang Lagerfelds eingebüßt hatte. Ihre romantische Interpretation der Chloé-linie, und der Name der blutjungen St. Martins-Absolventin selbts, lockten neue Kundschaft an.

Auch ihre Nachfolgerin, Phoebe Philo konnte an die Erfolge McCartneys anknüfen und baute das Label um eine Handtschen-linie aus, die Chloé als eines der wichtigsten Hersteller von Luxusaccessoires etablierte. Daraus hervor gingen einige It-Bags, die Chloé Paddington mit dem Vorhängeschloss stellt wohl die bekannteste darunter dar.

Chloé Paddington. Bild via.

Anlässlich des Firmenjubiläums findet ab dem 29.September nun eine Ausstellung im Pariser Palais de Tokyo über das Traditionshaus statt. Selbst Clair Waight Keller, die aktuelle Kreativdirektorin Chloés, konnte durch die Recherchen im Zusammenhang mit der Ausstellung noch neue Einblicke in die Geschichte des Labels gewinnen:

„The process of researching this anniversary show has been enlightening for me as it contradicted my preconceptions of Chloé’s design history completely. Whereas I’d imagined something very bohemian in spirit, in reality, it’s much, much more than that – clothes at the intersection of couture ‚savoir faire‘ and youth ‚savoir-être'“

Ein Kurztrip nach Paris könnte sich ab Ende September noch ein wenig mehr lohnen als gewöhnlich.

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Sandra Suy, Claire Waight Kelles Chloé S/S 2012. Bild via.

black-hh15.jpgChloé S/S 2012. Bild via.