Don’t Wear Our Fashion – wenn das Marken-Image kippt

Burberry Kampagne

Burberry-Kampagne Post-Chav-Image.

Für eine Marke, insbesondere im Luxusbereich, ist es von elementarer Bedeutung, wer sich mit ihr identifiziert und warum. Luxusmarken müssen, um ihre Marge und ihren Status zu rechtfertigen, ihre Produkte verknappen und sich mit der richtigen Art von Kunden assoziieren; präferiert werden solche, die reicher, schöner oder modischer sind als die Masse.
Bis zu einem gewissen Grad ist das steuerbar – über Preis, Werbung, Testimonials und Grad der Sophistication der Marke. Manchmal geschieht es aber, dass trotz aller Vorsicht die Klientel – und somit das Markenimage kippt.
Berühmte Beispiele und deren erfolgreiche oder weniger erfolgreiche Strategien aus der Assoziationsfalle. 

Burberry hatte Mitte der 2000er (nach einem kometenhaften Aufstieg vom totgesagten, verstaubten Traditionshaus mit Fokus auf Jagdkleidung zum angesagtesten Brit-Label) mit dem Imageverlust durch sogenannte „Chavs“ zu kämpfen. „Chav“ könnte man am ehesten mit „Prolo“ übersetzen, eine Bevölkerungsschicht, die man bei Burberry äußerst ungern im traditionsreichen Check-Pattern sah.
Der Chav war in aller Munde, die Marke, die nun das karierte Erkennungsmerkmal der neuen Art geworden war, wurde Ziel übler Verspottung in Form von Zeitschriftenkarikaturen und -witzen, die Verkäufe brachen ein. Doch bei Burberry wusste man gegenzulenken.
Das Signature-Muster wurde heruntergefahren und insbesondere die karierte Basecap verschwand gänzlich aus den Kollektionen, man engagierte Testimonials wie Emma Watson oder Models wie Kate Moss und Cara Delevingne, besann sich auf Qualität und sophisticated Design, überlistete die Chavs mit Intellekt und anspruchsvollen Designs, bis diese das Interesse verloren.

Chav in Burbery

„Chav“ in Burberry

Ähnlich, nur vielleicht schlimmer, erging es Marken wie Fred Perry, Lonsdale London, New Balance und Stone Island.
Alle vier wurden durch bestimmte Subkulturen vereinnahmt und bekamen so eine ideologische Dimension, die von en Machern der jeweiligen Marke nicht beabsichtigt war.
Letztere, die italienische Marke Stone Island, positioniert als Luxury-Sportswear fiel den Hooligans anheim, und stand bisweilen auf roten Listen von Fußballstadien.
Dabei kann die von Massimo Osti gegründete Marke, die vergangenes Jahr dreißigsten Geburtstag feierte, so viel mehr als Jungs wie toughe Männer aussehen lassen.
Nur weil sie das eben besonders gut kann, rückte sie überhaupt erst in den Fokus der Fußball-Schläger, mit ständigen textilen Innovationen schaffte es das Label aber, nicht nur als Hooligan-Brand wahrgenommen zu werden, sondern auch als sophisticated Label für Sportswear-Connaisseure. Und wenn man ehrlich ist, die toughe Note schadet ja eigentlich in dieser speziellen Nische so sehr gar nicht.

"Hooligans" in Stone Island

„Green Street Hooligans“ (Film) in Stone Island

Während sich Luxusmarken normalerweise um Celebrity-Endorsement und Testimonials reißen und Millionen Dollar im Jahr ausgeben um in Kampagnen, Editorials oder auf Paparazzifotos mit bestimmten Prominenten abgelichtet zu werden, so kann die Celebrity-Markenbeziehung auch nach hinten losgehen.
Luxuslabels bewegen sich stets in einem wirtschaftlichen Spannungsfeld, in dem sie sich so platzieren müssen, als seien sie exklusiv, gleichzeitig möchten sie, wie jedes Unternehmen, ihren Profit maximieren, also so viele Produkte wie möglich verkaufen. Celebrities können helfen, die elitäre Aura zu erzeugen, die falschen Promis jedoch erreichen das genaue Gegenteil.
Beispielsweise war es Tom Ford, laut dem Buch Fashion Babylon, ein Dorn im Auge, dass Victoria Beckham seine Kleidung trug. Er wies seine PR an ihr keine Samples mehr zu schicken. Als diese ihm sagten, dass Beckham sich diese selbst kaufe, soll er gefragt haben „How do we stop her?“
Auch Kim Kardashian ist ein solches Beispiel. Nicola Formichetti versuchte sie für ein Elle-Editorial zu stylen, stieß dabei allerdings nicht auf freudige Kooperation der angefragten Marken: „People wouldn’t lend me the clothes. But that’s fashion snobbery“, sagte er in einem Interview.

Kim Kardashian in Elle

Kim Kardashian in der US-Elle

Eigentlich klar, dass Reality TV nicht sonderlich beliebt ist bei high-end Labels, deren millionenschweres Marketing-Budget darauf ausgerichtet ist, ein gewisses Image aufzubauen.
Aber selbst nicht so hochtrabende Brands versuchen dem Segment zu entkommen. Abercrombie & Fitch sollen einen Darsteller der Serie Jersey Shore gebeten haben, ihre Kleidung nicht mehr zu tragen. Und ob man es nun für bare Münze nimmt oder nicht, angeblich sendeten PR-Teams Snooki, der tragischen Heldin des Reality-TV Epos, teure It-Bags zu – allerdings die der Konkurrenz.

Reality-TV "Star" Snooki trägt Gucci

Reality-TV „Star“ Snooki trägt Gucci – zur Freude der Konkurrenz