Cutting Age – Yohji Yamamoto und das Altern

Yohji Yamamoto, Cutting Age Show in Berlin

Yohji Yamamoto, Cutting Age Show in Berlin

Das Genie Yohji Yamamotos in Worte zu fassen ist eine unbewältigbare Aufgabe. Seine Kreationen als Oversized, seine Farbpalette als „hauptsächlich schwarz“ zu bezeichnen, ist in etwa so, als würde man Michael Jackson einen Popsänger nennen, oder Picasso einen Kubisten: Es stimmt zwar, aber es lässt so vieles, Tieferes, ungesagt. Gestern Abend zeigte der Meister der Dekonstruktion, der zusammen mit Rei Kawakubo in den 80ern die Mode revolutionierte, seine ikonischsten Outfits anlässlich des Gallery Weekends in Berlin unter dem Titel „Cutting Age„, präsentiert von Audi.
Eine philosophische Zeitreise.  

Das Publikum erschien großenteils in schwarz, die Nicht-Farbe, für die Yamamoto bekannt ist. In dieser prallen asiatische und europäische Philosophien aufeinander. Die Farbe Schwarz hat für der buddhistisch geprägten asiatischen Kulturkreis ganz andere Assoziationen als im Westen, sie bedeutet dort nicht Tod und Trauer, sondern Geheimniskrämerei und List; Kleidungstraditionen, Geschlechterrollen, Scheidereihandwerk entwickelten sich in Japan völlig unterschiedlich von jenen hier.
Daher konnte Yamamoto, passend zu den Umbrüchen der Postmoderne, Konventionen und Ideologien stofflich sichtbar machen und dekonstruieren, die westlichen Designern durch ihre Ritualisierung selbsverständlich und natürlich schienen.

Yohji Yamamoto, Cutting Age Show in Berlin

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Zen-Gedankengut ist der wohl herausragendste philosophische Zug Yamamotos, eine Eigenschaft die sich oft unsichtbar, aber als Aura spürbar, über seine Werke legt. Was beispielweise viele nicht wissen, ist das Yamamoto-Schwarz eben gar kein schwarz ist, sondern viele aufeinanderfolgende Färbevorgänge in indigo-blau. Überhaupt ist bei Yamamoto selten etwas so einfach, wie es scheint, und es gibt immer verschienene Schichten seiner Schöpfungen, sowohl im textilen, als auch im philosophischen Sinne.

Yohji Yamamoto, Cutting Age Show in Berlin

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Cutting Age“ bezieht sich auf die 40-jährige Schaffensperiode des japanischen Designers, lässt sich aber auch als Kritik des Jugendwahns unserer Gesellschaft lesen. Yamamotos Faszination für den weiblichen Körper in allen Stationen des Lebens, die Veränderung der Silhouette, die Schönheit des gereiften Geistes in einem ebenso gereiften Körper drückt sich in diesem Titel aus.
Auch die Faszination des Vergänglichen, die Flüchtigkeit des Lebens und der Mode zeigt sich in diesem Namen, ein weiterer Hinweis auf den Zen-Buddhismus, der Yamamotos Ästhetik auszeichnet.

Yohji Yamamoto, Cutting Age Show in Berlin

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Am besten hat bisher sein guter Freund Wim Wenders den Tiefgang des Ausnahmedesigners auf Zelluloid gebannt.
Wer versuchen will, Yamamoto zu verstehen, sollte bei Wim Wenders‘ Notebook of Cities and Clothes beginnen (Nicht vergessen: englische Untertitel aktivieren!) und das Interview des Victoria & Albert Museums anlässlich seiner Ausstellung 2011 ansehen.

Yohji Yamamoto, Cutting Age Show in Berlin

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Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich von Sonntag an, bis zum 5. Mai die Videoinstallation zu Yohji Yamamoto, 5 Cuts – A Visual Dialogue,  im Made Space, sowie ab heute die Installation Untitled Berlin 2013 seines langjährigen Bühnenbildners Masao Nihei bei Andreas Murkudis ansehen.

Bilder: Barbara Russ/modabot