Buch: Berliner Chic

berlinerchic cover
Buchcover „Berliner Chic“

In einer umfassenden Bestandsaufnahme des Berliner Stils von damals bis heute haben Susan Ingram und Katrina Sark mit Berliner Chic ein Buch veröffentlicht, an dem keiner, der über das heutige Berlin und seine Mode sprechen will, vorbeikommt.

Beginnend mit der Verortung des Berliner Chics in der Moderne, in seiner „arm aber sexy“- Ästhetik, und der Frage, warum diese den Facettenreichtum der Stadt so vortrefflich auf den Punkt bringt, zeigen die Beiden Autorinnen Berlins Einzigartigkeit unter den Metropolen der Welt auf. Berlin sei nicht die Stadt der Liebe, auch wenn sie der Geburtsort der Love Parade ist, sondern die Stadt der „tough love“, der Peitschen, Ketten und Riemen – kurzum: die Stadt der Moderne und ihre Mode die der Industrialisierung.

Museumsinsel Berlin
Museumsinsel Berlin

Die Entwicklung der Museen unter preussischer Herrschaft, die Gründung der Lipperheideschen Kostümbibliothek, der Widerstand gegen normative Kunstverständnisse sowie die Entwicklung der Modefotografie in beiden Teilen Berlins tragen bis heute zum Selbstverständnis der Stadt als wertvolles Kulturerbe bei.

Zille Berlin Friedrichstraße
Berlin Friedrichstraße – Heinrich Zille ca. 1900

Fotografen und Wahlberliner wie Newton, Lindbergh, Zille und Gundlach prägen bis heute mit ihren ikonischen Fotografien Berlins die dunkle Romantik und den industriellen Charme, der mit Berlin assoziiert wird. Der modische Ruf der Stadt, die immer im Werden begriffen ist, entwickelte sich jedoch nicht nur aufgrund von Straßen- und Modefotografie – auch bewegte Bilder, Filme der UFA, DEFA und des Studio Babelsberg, speziell aber die weiblichen Botschafterinnen der Stadt, beginnend mit Marlene Dietrich, transportierten den Berliner Chic in die Welt hinaus.

Gundlach Berlin F.C
F.C. Gundlach Berliner Chic

Nicht zuletzt die 90er mit ihren Technoexzessen, Heroin Chic und Punkszenen formten weiterhin Berlins „poor but sexy“-Image. Ein Image, auf dem seither aufgebaut wird. Berlin ist jung, kreativ und frei. Kampagnen wie „Be Berlin“ bewerben Berlins Vielseitigkeit; Shops und Bars zehren vom international hippen Ruf des Berliner Stils. Besonders aber verdankt Berlin seinen Ruf den Berlinerinnen, welchen Ingram und Sark das Buch widmen:
„Berlinerinnen will always be ready to wear: the women who live in the city, are photographed in its streets, wear local brands and give fashion its reputation as exig©ant and schräg. Without all these women, there would be no Berliner Chic“

Marlene Dietrich Diane Krüger
Marlene Dietrich und Diane Kruger

Susan Ingram ist außerordentliche Professorin und Koordinatorin für Europastudien an der York University. Katrina Sark ist Doktorandin am Department of German Studies an der MCGill University.

Berliner Chic. A Locational History of Berlin Fashion
Ingram, S. Sark, K.
Intellect Ltd. Bristol, 2011
englisch, Paperback, 256 Seiten