Berlin Fashion Week – „Recollection Quartett“ Ausstellung

Am gestrigen Abend eröffnete in erwartet pompösen Stile die Ausstellung RECOLLECTION QUARTETT in der Malwerkstatt des ehemaligen Bühnenservice der Deutschen Oper.
Parallel zum Fashion Week Spektakel am Bebelplatz zeigt der Hauptsponsor Mercedes-Benz dort in Kooperation mit dem ModeMuseum Antwerpen eine mögliche Symbiose von Mode und Automobil, um genauer zu sein: Es wurden vier, junge, international erfolgreiche Designer geladen, sich mit den Klassikern des Hauses zu befassen.

Kuratorisch unterstützt wurden sie dabei vom belgischen Künstler, Art Director und Modefotografen Frederik Heyman. Sein Ausstellungskonzept sah vor, die Geschichte und das Image eines jeden Modells künstlerisch mit dem jeweiligen Designkonzept zu verweben. Ergebnis sind vier höchst unterschiedliche Installationen mit deutlicher Handschrift:

Der Bernhard Willhelm-Inszenierung dient ein SL-Roadster als Grundlage für eine gewohnt poppige Darbietung. Zwei sonnenbebrillte, durchtrainierte Surfer-Boys in knappem avantgardistischen Lycra-Strandoutfit hängen an der Wasserskileine einer den Wellen entsteigenden Venus. Eine Hommage an den klassischen Playboy der 70er Jahre, der mit aufgeknöpftem Hemd seine behaarte Brust und sein Goldkettchen am sonnigen Strand Kaliforniens zur Schau trug und das am liebsten am Steuer eines SL-Roadster, so jedenfalls erlangte dieser seine Popularität als Fuhrwerk des American Way of Life.

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Bernhard Willhelm

Ein wenig gesetzter geht es in der Installation von Henrik Vibskov zu. Ende der 70er Jahre präsentierte Mercedes Benz das erste T-Modell, den S 123. Das „T“ stand dabei für Touristik und Transport, das Nutzerprofil schien damit festgelegt. Den Liebling der Familien und Handwerksmeister bettet Heyman in eine idyllische Picknick-Szenerie mit Vater und Sohn am Lagerfeuer, die um den Stereotyp des robusten Waldarbeiters in neu interpretierter Holzfällerkluft ergänzt wird.

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Henrik Vibskov

Die graue Eminenz unter den Youngtimern, dem C 126, der von 1985 – 1991 gebaut wurde, dient Peter Pilotto als Kulisse. Den diskreten Luxus des Mercedes Modells, für den es besonders von Diplomaten und internationalen Wirtschaftsführern geschätzt wurde, konfrontiert der Kurator mit seinen Schattenseiten. Drei Frauen in Kleidern mit 80s Touch agieren im globalen Schachspiel. Ihre Schatten machen deutlich, dass sie gleichzeitig Marionetten des Spiels sind.

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Mikio Sakabe

Zuletzt die Installation um Mikio Sakabe: Als Inbegriff des deutschen Dienstwagens gilt bis heute aufgrund ihrer Zuverlässigkeit die so genannte „Strich Acht“-Limousine. Heymann präsentiert den Wagen in einer surrealistischen Kulisse, inspiriert von den Treppen in M.C. Eschers Lithographie „Ascending and Descending“, in der er sich von ihren grauen Uniformen befreiende Sekretärinnen inszeniert.

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Peter Pilotto

Mit der Ausstellung möchte sich der Stuttgarter Automobilhersteller einmal mehr als Vermittler zwischen Tradition und Zeitgeist positionieren. Drei Jahrzehnte Designgeschichte treffen auf Avantgardemode.
Kaat Debo, Kuratorin des ModeMuseums Antwerpen dazu: „Die Ausstellung zeigt, dass so manches rückwärtsgewandte Klischee in einem nur geringfügig erneuerten Zusammenhang eine erstaunliche Schärfe und Aktualität zurückgewinnt – und das verbindet sie mit der Mode.

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Henrik Vibskov, Mikio Sakabe, Frederik Heyman, Bernhard Willhelm (v.l.)

Denn auch sie aktualisiert sich immer wieder durch die stände Neuinterpretation vergangener Trends und Stilrichtungen.“
Selbst überprüfen kann man das noch bis kommenden Sonntag.

Mahret Kupka

RECOLLECTION QUARTETT bis Sonntag 23.01.2011
Täglich von 12 – 20 Uhr (außer Freitag bis 17 Uhr)
Der Eintritt ist frei
Weitere Informationen: www.recollection-quartett.com

Weitere Events der Fashion Week finden sich im modabot Fashion Week Calendar und mobil unter m.modabot.com.