Eine der tragischsten Figuren auf der Bühne des Modetheaters ist wohl ohne Zweifel die verstorbene britische Modeikone Isabella Blow. Als Entdeckerin und Mentorin von Alexander McQueen und Philip Treacy in die Geschichte eingehend, kämpfte sie verzweifelt für mehr Schönheit in der Welt, die ihr offenbar so deprimierend vorkam, dass sie ihrem Leben selbst ein Ende setzen musste. Im Somerset House würdigt man nun ihren, vielleicht zu spät in vollem Maße erkannten, Einsatz für die britische Mode: Isabella Blow: Fashion Galore!
Bereits der Einstieg war schwer für Isabella Blow: sie stammte aus einer einst adligen britischen Familie, die noch nicht damit umzugehen gelernt hatte, Geld selbst zu verdienen, und die letzen Reste des Familienvermögens aufbrauchte, bevor Isabella selbst ins Arbeitsleben einstieg. Trotzdem hatte Isabella Delves Broughton, wie sie damals noch hieß, Geld von einem Treuhandvermögen, welches sie nicht zu langsam aufbrauchte.
Eine zusätzliche Tragödie erschütterte die Familie, als Isabellas Bruder mit zwei Jahren im Swimmingpool ertrank. Die Beziehung zu beiden Eltern war ihr Leben lang kühl, ebenso wie die Beziehung zu ihrer Stiefmutter.
Mit ihrem ersten Mann, welchen sie in Oxford kennen gelernt hatte, zog sie Anfang der 80er nach New York, wo sie 1981durch ihren Freund Bryan Ferry, Anna Wintour, damals Fashion Director der US Vogue, kennen lernte und als ihre Assistentin arbeitete. In New York machte sie auch Bekanntschaft mit Warhol und Basquiat und brachte diese zur Vogue.
1986, nach ihrer Scheidung, kehrte sie nach London zurück und begann beim Tatler zu arbeiten, wo sie sich mit ihrem einzigartigen Gefühl für Stil und Avantgarde zum Fashion Director hocharbeitete. Das Blatt erhielt durch sie einen neueren, jüngeren Touch und begann Fotostrecken von Weltrang zu produzieren, darunter insbesondere der Babes in London Shoot von Steven Meisel mit den britischen Aristokratinnen Honor Fraser, Bella Freud, Plum Sykes und Stella Tennant.
Blow gewann an Einfluss und machte nach Außen hin den Eindruck einer erfolgreichen Frau, doch plagten sie heimlich Geldsorgen (ihr Vater hatte sie enterbt) und ein unbefriedigtes Geltungsbedürfnis, sowie die Angst, übergangen zu werden: „She was upset that Alexander McQueen didn’t take her along when he sold his brand to Gucci. Once the deals started happening, she fell by the wayside. Everybody else got contracts, and she got a free dress“, so Daphne Guinness, eine gute Freundin von Blow. Zudem war sie zutiefst unglücklich über ihre Unfruchtbarkeit und die ihr somit verwehrte Chance auf Kinder.
2007 unternahm sie mehrere Selbstmordversuche, die allesamt scheiterten. Als sie am 6. Mai 2007 das Unkrautvernichtungsmittel Paraquat trank und ins Krankenhaus eingeliefert wurde, glaubten viele ihrer Freunde, dies sei nur ein weiterer ihrer Hilferufe. Sie verabschiedete sich am Krankenbett von ihren Angehörigen und verstarb einen Tag darauf.
Unter der Aufsicht von Daphne Guinness, die eine enge Freudin Blows war und 2012 ihre Garderobe zugunsten der Isabella Blow Foundation bei Sothebys versteigerte, sowie in Zusammenarbeit mit Central Saint Martins und der Isabella Blow Foundation startete gestern im Somerset House die Ausstellung über eine einzigartige Modekoryphäe, die ihrer Zeit weit voraus war.
Täglich 10.00 – 18 Uhr, noch bis 2. März 2014. Mehr Informationen hier.