Warum müssen wir immer alles mies machen? Mara Michel (VDMD) zu Fashion Hero

Schade, dass wir in Deutschland immer so schnell urteilen und Sendungen wie Fashion Hero vorschnell mies machen. Dabei war es längst an der Zeit, dass wir auch in Deutschland Mode von Designern in TV-Formaten vermarkten. Es ist DIE Chance für Mode-Designer in Deutschland, ins Rampenlicht zu kommen, und DIE Chance für unsere bisher so gut wie ausschließlich kommerziell ausgerichtete Industrie, Begabungen kennenzulernen und endlich – wie in fast allen anderen Ländern weltweit üblich – spannende DesignerInnen in ihre Kollektionen aufzunehmen, zu produzieren und zu vertreiben.
Mara Michel, Designerin und Geschäftsführerin des Verbandes Deutscher Mode und Textildesigner(VDMD) mahnt zu mehr Zusammenhalt in der deutschen Modebranche.


Leider haben wir in Deutschland bisher nur drei Designer – Joop, Sander und Lagerfeld, die das Glück hatten, früh von der Industrie geschultert zu werden oder für lukrative Kosmetiklinien ihr Gesicht und ihren Namen zu durfen. Dabei haben wir phantastische Talente, die alles dafür geben würden, mit und für die Industrie individuelle Handschriften zu zeigen, statt sportiver Langeweile.
Meiner Meinung nach ist Innovation das Ziel und dafür macht Fashion Hero den Anfang.
Kritik ist sicher im Detail angebracht – nicht aber an dem Mut der Programmgestalter und Betreuer, den DesignerInnen mit diesem Format eine Plattform zu ermöglichen!
Großartig, dass „knallhart“ eingekauft wird, schwach, dass den DesignerInnen offensichtlich nicht genügend bewusst ist, dass ein Format wie Fashion Hero von Ihnen abverlangt, sich mit ihrer Kreativität in eine Marke einzufühlen. Designer können das und das macht sie spannend.

„No offer“ für Individualität und Haute Couture machte einige von ihnen fassungslos – zu Unrecht, denn das Format hat Verkauf für genau definierte Zielgruppen versprochen, nicht für Selbstdarstellung. Von der Einkaufs-/Verkaufssumme bekommen die Urheber, also die DesignerInnen einen festen Prozentsatz (über 3 %). Das entspricht dem vom VDMD empfohlenen Honorar und liegt möglicherweise sogar darüber.

Die Staffel muss, so finde ich, unbedingt beibehalten werden- sie sollte verfeinert und noch spannender werden – auch ohne, dass Menschen „vorgeführt“ werden, wie in einigen unserer derzeitig ausgestrahlten „Formaten“. Sinnvoll wäre, wenn auch Handschriften-Firmen und/oder High-Fashion -Handel einkaufend bieten würden. Wir haben Beck an Rathauseck in München, Jades und Eickhoff in Düsseldorf, Kaiser in Freiburg, um nur vier zu nennen, die bereit sind, Mode zu verkaufen statt Ware, die weltweit gleich aussieht.

Wir müssen unbedingt wegkommen vom Bieder-Image unseres Landes. Wir müssen mutiger werden, das Besondere zulassen, promoten und auch kaufen. Die Lust am Schönen wecken, Lobbyarbeit in der Politik machen, wie in allen europäischen- und Weltländern üblich.
Ja, wir sind kurzsichtig, wenn unsere Industrie und deren Verbände die Chancen nicht wahrnehmen, auch bei uns mit und für Mode Politik zu machen. Ja, wir bleiben im Bieder-Image, wenn wir weitermachen mit under-dressed, sportiv, quadratisch, praktisch, gut.
ProSieben muss mit Fashion Hero unbedingt weitermachen!
Es wird sich auszahlen.
Jedes Format muss sich erst mal durch Miesmacher durchkämpfen.

Text: Mara Michel – Geschäftsführerin VDMD und Designerin

Claudia Schiffer in Fashion Hero

Claudia Schiffer in Fashion Hero