Kate Moss, Harper’s Bazaar, New York, 1994
Wäre Peter Lindbergh in den Hügeln von Beverly Hills aufgewachsen, nicht in Duisburg – seine Vorstellung von Schönheit wäre sicherlich eine andere geworden. Die Hässlichkeit des Ruhrpotts inspiriert bis heute den Blick des Modefotografen, der keiner sein will: Das Schöne in der vermeintlichen Hässlichkeit, der Vorzug des Natürlichen gegenüber dem Künstlichen, das ist die Ästhetik hinter Peter Lindberghs Fotografien.
Lindbergh hat sie alle abgelichtet: Kate Moss, Tatjana Patitz, Nadja Auermann, Milla Jovovich, Mariacarla Boscono, Veruschka, die Liste setzt sich beliebig fort. Sein Lieblingsmodell jedoch, so sagt der Fotograf, sei die heute 82-jährige Jeanne Moreau. Deren Portrait ist daher auch sein Favorit in der Ausstellung „On Street“, die am C/O Berlin 24.10.2010 eröffnet wurde.
Bei 17-jährigen russischen Models mit Untergewicht gebe es nicht viel, was man fotografieren könne, im Vergleich mit dem gelebten Leben, welches im Gesicht der Moreau sichtbar werde. Er wollte also dieses nach seinen eigenen Worten „gewalttätig ehrliche“ Portrait benutzen, ungeschönt, ohne Nachbearbeitung, und stellte Jeanne Moreau vor vollendete Tatsachen: So oder gar nicht.
Die Antwort der fränzösischen Leinwandlegende, das Bild betrachtend, war die Frage, was er denn an diesem Bild verbessern wolle: „Wenn man sich selbst nicht mehr akzeptieren kann, hat man aufgehört zu leben.“ so der Fotograf.
Jeanne Moreau, Vogue Italy, France, 2003
Generell ist er gegen das Nachbearbeiten von Bildern. Sein Kommentar zum Thema Photoshop fällt harsch und pointiert aus: „Photoshop – untalentierte Fotografen schießen ein Foto, welchem dann von einem Heer untalentierter Retuscheure der Rest gegeben wird.
Man sieht keine Haut mehr, keine Struktur, jede Pore wird nachträglich zugekleistert, weil sie auf den Bildschirm gezoomt wie ein riesiges Loch wirkt.“
Schlimm, tragisch fände er das.
Milla Jovovich, Vogue Italy, L.A., 2000
Auch superdünne Models dürfe man nicht idealisiseren. Größtenteils seien diese uninteressant für ihn, auch wenn es vorkomme, dass er „mit dünnen Mädchen“ arbeite, weil ihm „deren Kopf gefällt“. Die Gesamtheit eines Menschen interessiert ihn, nicht die Details. Er habe die Gabe, das Gesamtwerk zu sehen. Sensibel und intelligent müsse jemand sein, um für ihn schön zu sein.
Ausstellung
Peter Lindbergh . On Street
Photographs and Films . 1980 – 2010
25. September 2010 bis 09. Januar 2011
C/O Berlin
Postfuhramt
Oranienburger Straße 35/36
10117 Berlin
Öffnungzeiten
täglich von 11 bis 20 Uhr