Der als enfant terrible der deutschen Modeszene bekannt gewordene Patrick Mohr scheint gezähmt. Von Schauen mit Obdachlosen und Bodybuildern, die in der Presse und dem Small Talk der Fashion Week tagelang nachwirkten, war diesmal keine Spur. Lediglich ein stark tätowiertes Model stach als Blickfang in dieser Saison hervor. Egal ob zuvor verteufelt oder gepriesen, beginnt nun die Wehmut des Journalisten, der sich einer bedeutungsschwangeren Aussage beraubt fühlt: Ist es etwa vorbei mit den politischen Statements bei Mohr?
Natürlich, seinem Stil ist der Wahlmünchner mit dem Schnauzer treu geblieben. Doch unterwältigte die Kollektion „I want Mohr“ das verwöhnte Publikum einfach aus Mangel an Spektakel und Überraschungen, sowohl show- als auch designtechnisch. Nun ist es aber vielleicht nicht verkehrt, die Mode einmal in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken, schließlich geht es am Ende des Tages um diese und deren Verkaufszahlen.
Die dürften nicht unter der neuen Entwicklung leiden, denn Mohr hat in seiner Palette an fast alle gedacht. Zu Beginn zeigte er einen weißen Mantel mit dem Signature-Dreieck, das für Mohr zum Logo geworden ist und von dem aus auch seine Schnitte entstehen. Dieser Mantel zeigte deutlich das handwerkliche Können Mohrs, ebenso wie ein beiger Herrenanzug, dessen Jackett auf geometrischen Formen basierte, die kunstvoll zusammengesetzt waren und einer überweiten Bundfaltenhose. Für die Damen gab es, auch wenn all seine Entwürfe eher unisex gedacht sind, von Jeans bis Overall alles, was das Herz begehrt.
Zuletzt aber fehlte etwas in dieser Kollektion, das in Erinnerung bleibt – vielleicht täuschten früher die Showeinlagen über diesen Fakt hinweg.
In dieser Saison jedoch bleibt ein fahler Beigeschmack zurück, den Mohr hoffentlich beim nächsten Mal wieder gutmachen wird, sei es durch eine Überraschung in seiner Mode oder durch einen neuen Eklat.