Mercedes-Benz Fashion Week Berlin: Michael Sontag

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Michael Sontag, seines Zeichens Berlins nicht mehr ganz neuer Wunderknabe und mehrfacher Awardgewinnner ist wahrlich ein Meister des Schnitts. Dieses Können durfte er heute, zur Eröffnungsshow der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin erneut unter Beweis stellen.

Substanz hat er, ein Auge für das richtige Maß auch und genau jene Prise Avantgardismus, die Kleidung verkauft und Kritiker versöhnlich, wenn nicht sogar begeistert stimmt. Es wirkt beinahe, als würde er Mathematik machen, und nicht Mode, wenn man seine wie ausgerechnet wirkenden Drapierungen und Schnittführungen betrachtet.
Auch Stoff- und Farbauswahl beherrscht er normalerweise wie das Einmaleins – wäre da diesmal nicht dieser Schnitzer mit dem Rosa gewesen, der die Gleichung ins Wanken, aber glücklicherweise nicht zum falschen Ergebnis brachte.

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Trotz aller intellektueller Avancen vergisst Sontag dennoch nie die Frau, für die die Mode gemacht wird. Weite Beine und ein hoher Hosenbund zollen ihren Tribut an die Vergangenheit, während Kleider und Röcke keinen Schritt zu weit in die Zukunft schreiten. Die Frau, die Sontag portraitiert steht mit beiden Beinen in Hier und Jetzt. Locker und leger ist sie, und bleibt dennoch elegant und kosmopolitisch.

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Die Farbpalette bestehend aus rostbraun, senfgelb und Crème- sowie Schlammtönen ist üblicherweise eine winterliche, doch auch dieser vermeintliche Widerspruch erklärt sich. Michael Sontags Inspiration war ein Sturm, kurz bevor es anfängt zu gewittern – wenn der Regen schon in der Luft liegt und die Temperatur abkühlt. Diese Stimmung wurde auch in der musikalischen Untermalung der Show eingefangen: ein leises Wehen begleitete die ersten Outfits, steigerte sich zu einem lauten Brausen und donnernden Beats und endete mit einem Begeisterungssturm des Publikums.
Ein gelungener Auftakt.