Lena Heiler – Design mit Haut und Haar

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit an der FH Bielefeld mit dem Thema Haut und Haar. Unter dem Titel Comacorium (coma = lat. für Haar, corium = lat. für Fell, Haut) entstanden so Stücke, die an der Grenze von Mode und Kunst angesiedelt sind und die scheinbar willkürlich konstruierten Linien zwischen Schönheit und Ekel veranschaulichen. 

Als Rothaarige mit Sommersprossen fand sich Lena Heiler schon als Kind mit diesen Fragen konfrontiert, sie wurde wegen ihres Aussehens gehänselt, wegen körperlicher Andersartigkeit, die gleichzeitig aber auch als schön gilt. Diese schizophrene Position drückt sich auch in ihrer Kunst aus.
Die Bilder, die sehr ästhetisch inszeniert sind, haben immer auch einen Twist, der die jeweilige, widersprüchliche Ideologie kritisch unter die Lupe nimmt: warum wird menschliches Haar, sobald es abgeschnitten ist, „ekelhaft“? Wieso tragen wir keine Accessoires und Kleider daraus, während jene aus Tierfellen und Leder (für viele) in Ordnung sind? Im 19. Jahrhundert beispielsweise war es völlig normal, Schmuck aus den Haaren geliebter Personen, verarbeitet zu Halsketten, Ohrringen oder sogenannten Memory-Broschen bei sich zu tragen.

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Ein Grund für die heutige Abneigung dem Einsatz von Menschenhaar als Körperschmuck könnte genau darin zu finden sein: der Umgang mit dem Tod hat sich geändert. Ähnlich wie die Totenfotografie, verschwand auch der Erinnerungsschmuck aus Haar. Ebenso hat sich die Einstellung gegenüber der Körperbehaarung, die sich letztlich am gesamten Körper findet, stark verändert. Der Mensch will die Natur kontrollieren, meint dies zu können. Mode ist die zweite, kulturelle Haut, die verdecken soll, dass der Mensch, trotz aller kultureller Bemühungen ein biologisches Wesen ist und bleibt.
Dieses Spiel mit der kulturellen Haut namens Mode zeigt sich bei Lena Heiler in den Ziegenlederstiefeln, den sohlenlosen Schuhen und den Handschuhen, die auf der Haut aufliegen, anstatt sie einzuschließen. Auch mit den Themen Geschlecht und Gender, sowie Identität und Genetik setzt sich die Masterarbeit auseinander.

Eine sehr spannende Auseinandersetzung mit Mode und Kunst, sowie ideologisch besetzten Kategorien von Schönheit und Hässlichkeit, die Lena Heiler hier gelungen ist.

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Lena Heiler - Comacorium

Lena Heiler – Comacorium

Photos: ©Jenny Bewer