Interview: Julia Heuse – „Der Katalog“

Der Modefilm „Der Katalog“ von Aviv Kosloff für die Berliner Designerin Julia Heuse ist Teil der Ausstellung Draußen im Dunkel. Weitermachen nach der Mode im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt (13.06. – 15.09.2013). Darin präsentiert die Designerin die Herbst/Winter 2013/14 Kollektion namens „Objet Trouvé“ in bewegten Bildern.
Julia Heuse zur Inspiration des Films im Interview mit Anita Krizanovic.

Modabot: Julia worum geht es im Film „Der Katalog„?

Julia Heuse: Der Film ist sehr stark an die Inspiration der Kollektion angelehnt. Ich mag alte Dinge, vermeintlichen Müll mit seinen Oberflächen und Strukturen, die scheinbar kaputt oder hässlich sind. Um diese Inspiration visuell darzustellen, haben wir im Film eine Materialsammlung an die Wände gehangen die aus Holz, Leinwänden, Draht, Pflanzen und weiteren kaputten Gegenständen besteht. Das Model versucht hier einen Sinn, eine Ordnung in den gefundenen Dingen zu finden und wird dabei verrückt, so wie ich auch, wenn ich versuche, eine Ordnung in der Welt zu finden.

Modabot: Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen dir und Aviv Kosloff?

Julia Heuse: Aviv und ich kennen uns seit einigen Monaten und hatten schnell die Idee mal gemeinsam etwas zu machen. Als Aviv dann das neue Red Epic Monochrome Modell zur Verfügung gestellt bekommen hat und ich in wenigen Wochen die Austellung im MAK hatte, schien der Zeitpunkt perfekt.

Modabot: Was bekommen wir in der Austellung im MAK neben dem Film von dir zu sehen?

Julia Heuse: Ich wollte in der Austellung den Prozess, die Entstehung meiner Sachen und vor allem meiner Drucke zeigen, die ich selber mache. Es gibt eine Materialsammlung, Stoffe, von mir bearbeitete Leinwände, kleine gebaute Gegenstände, Fotografien und eben den Film. Mir geht es nicht darum, nur Anziehsachen zu entwerfen, sondern das gesamte Universum drum herum zu erfassen, es fügen sich die berühmten Puzzlestücke wie von selbst ineinander.
Mich langweilt die meiste Mode, in der es nur darum geht, ein hübsches Kleid zu machen. Bei turbokapitalistischer Bekleidung wie bei Cos oder Zara ist das okay. Warum Designer die tatsächlich noch mit Stift, Papier und Stoff in Ateliers arbeiten an so etwas interessiert sind, ist mit ein Rätsel. Die Oberflächen, die ich für meine Drucke fotografiere, werden dagegen Kunst oder Mode. Ich mag die Herangehensweise von Duchamps objets trouvés oder ready-mades, daher auch der Kollektionstitel.

Modabot:  Wieviel kreativen Einfluss hattest du auf den Film?

Julia Heuse: Aviv und ich haben den Film gemeinsam entwickelt. Er übernahm die technischen Angelegenheiten, wie Kamera- oder Lichteinstellungen, aber auch die Musik. Einfluss auf die Wandcollage, das Make-Up, Styling und die Stimmung kamen aber im Wesentlichen von mir. Im Abspann bin ich auch als Art Director erwähnt. Ich würde niemals einem Regisseur oder Fotografen einfach meine Sachen und die Inszenierung überlassen. Ich fotografiere ja auch alle meine Lookbooks und Kampagnen selber und entwickle meine eigenen Prints.

Modabot: Der Katalog ist dein erster Modefilm – werden noch weitere folgen?

Julia Heuse: Ja, es war der erste Film und bestimmt wird noch was folgen. Ich arbeite gerade an einigen düsteren, selbst gefilmten Dingen, lerne fleißig iMovie um das ganze richtig schneiden und aufbereiten zu können.

Modabot: Wieso hast du dich jetzt erst für einen Modefilm entschieden?

Julia Heuse: En Film zu machen ist immer eine Frage von Ressourcen, sowohl finanziell, wie auch der Menpower. Die kleinen Moods, die ich gerade mit meiner Kollegin Katarzina selber filme, sind nicht zu vergleichen mit dem Film, den Aviv auf die Beine gestellt hat. Wir hatten bei Der Katalog zwei Tage lang eine komplette Wohnung zur Verfügung, ein siebenköpfiges Team und Equipment mit hohem Wert.

Modabot: Wie stehst du allgemein zum Genre Modefilm?

Julia Heuse: Ich mag Modefilme, die eine Stimmung transportieren, weniger wenn es eine Spielfilm-anmutene Handlung einnimmt. Auch müssen nicht alle Fragen im Film geklärt werden. Ich mag es eher düster und farblos – aber das ist ein rein subjektives Empfinden.

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