Der High-Tech Jäger: Bart Hess

Das Bild der in Schleim gehüllten Lady Gaga, fotografiert von Nick Knight, 2010 für die amerikanische Vogue, ging um die ganze Welt. Um die richtige Textur und Farbe zu finden mischte der Künstler verschiedene Materialien aus dem Baumarkt, dem Supermarkt und Spielwarenläden zusammen, der hausgemachte Schleim ist das Ergebnis. Auch für den Schleim im Video zu Born this Way der Musikerin war Bart Hess verantwortlich.


Atmende Schuhe, Bart Hess. Still aus Video.

Das Video seiner Diplomarbeit „Hunt For High-tech“ zeigt Mutanten, atmende Schuhe, lebende Pelze und metallische Handschuhe. Der Clip kommuniziert eine visuelle Taktilität und erzeugt eine emotionale Reaktion, sei es Faszination oder schockierte Verängstigung. Der Niederländische Designer, Künstler und Fotograf zeigt hier bereits seine Leidenschaft für Experimente und die Erforschung von Materialkombinationen, sowie seine Leidenschaft für animierte Bilder.


Lady Gaga in Schleim von Bart Hess. Foto: Nick Knight via.

Studiert hat der Niederländer, geboren 1984 an der Design Academy Eindhoven, im „Man and Identity Department„, bei dem der Schwerpunkt auf der Suche nach neuen Materialien und bei Trendprognosen in Mode und Kultur lag. Seine Faszination für Fotografie, Malerei und Mode in der Verwendung  des Geschichtenerzählens fand er aber bereits vor seinem Abschluss in 2007.

Internationale Aufmerksamkeit erhielt er durchaus für seine Arbeiten mit Lady Gaga und Nick Knight (Showstudio) aber auch weitere Kooperationen mit renommierten Namen wie Ann Sofie Back, Lucy McRae und Walter Van Beirendonck beeindrucken und zeigen außergewöhnliche Ergebnisse. So stellte Bart Hess bereits einige spannende und aufsehenerregende Projekte auf die Beine.

Lucy und Bart beschreibt die Zusammenarbeit zwischen Bart Hess und Lucy McRae unmittelbar nach seinem Abschluss. Die australische Künstlerin lebt in Amsterdam und war unter anderem für das effektvolle Kostüm der schwedischen Musikerin Robyn im Video „Indestructible“ verantwortlich. Durchsichtige Röhren, die sich um den Körper der Sängerin umwinden, die Farbe wechseln und Flüssigkeit zirkulieren lassen. Lucy und Bart teilen die Faszination um die körperliche Manipulation. Unter Verwendung einfacher Materialien aber auf innovative Weise genutzt, werden neue Formen und neue menschliche Silhouetten geschaffen.

Bart Hess‘ Zusammenarbeit mit Walter van Beirendonck begann durch ein Praktikum bei dem belgischen Modedesigner. Über sechs Monate lang entwarf Hess Illustrationen für die Kollektion „Stop Terrorising our World“ (H/W 2006), welches sich mit sozialkritischen Themen auseinandersetzte. Wegen der gemeinsamen Vorliebe der beiden, den Körper zu manipulieren und weil er beeindruckt vom Talent des Künstlers war, engagierte von Beirendoncck ihn für die Kollektion „Sex Clown“ (S/S 2008). Die Idee dahinter war es, digitale Avatare zu erschaffen; diese Illustrationen sollte Bart in 3-D visualisieren. Der belgische Modekünstler mit einer Schwäche für Fetische überzeugte durch das Spiel mit Geschlecht und Körperform, sowie mit Farbe und Texturen.


K
ooperation zwischen Hess und McRae. Bild via

Im Rahmen der Ausstellung „Technosensual“ – where fashion meets technology, im quartier21 in Wien, bei dem es um Synergien zwischen Bekleidung und Technik geht, präsentiert sich Bart Hess zuletzt als Gastkünstler. Mit seiner Performance „Liquified“ inszeniert er einen regungslos sitzenden Mann der Kopfüber mit einer schwarzen Glibbermasse überzogen ist.

Bart Hess bewegt sich zwischen unterschiedlichsten Disziplinen und scheint sich auch nicht gerne festlegen zu lassen: „Ich fotografiere, bin aber kein Fotograf, ich style, bin aber kein Stylist.“ Den Körper mittels alltäglicher Materialien in Kunstwerke zu verwandeln ist seine Spezialität und er überzeugt mit einer persönlich unverkennbaren Handschrift. Es geht ums Probieren und darum Zustände zu verändern, ob sie nun verstören, überzeugen oder begeistern.

Weitere Videos des Künstlers mit der Vorliebe für dehnbare Materialien, Silikone und Metalle auf vimeo.