Mary-Kate und Ashley Olsen mit Tommy Hilfiger bei den CFDA Awards 2012
Dass die Verpackung wichtiger ist als der Inhalt, ist in vielen Bereichen mittlerweile zum Standard geworden. Bei Kosmetikprodukten, beim Filmtrailern, bei Politikern. Insbesondere gilt dies in den USA, wo statistisch gesehen fast immer der Präsidentschaftskandidat mit dem volleren Haupthaar und der höheren Körperstatur gewinnt. Letztendlich, so argumentieren viele, sei das gesamte Modebusiness auf diesem Prinzip aufbaut.
Kein Wunder also, dass es vergleichsweise schwer ist, über das Mega-Event der amerikanischen Modebranche, die Verleihung des CFDA-Awards, inhaltliche Informationen zu bekommen, ohne sich vorher durch unzählige Red-Carpet-Slideshows klicken zu müssen.
Reed Krakoff, Billy Reid (rechts) mit Matt Bomer
Natürlich, die Mode, die zu einem Modeevent getragen wird, ist Teil der Story. Sicherlich, die Massen sehen gerne die Stars in Abendgarderobe und können vielleicht auch mit den Namen Billy Reid (Menswear Designer of the Year) oder Reed Krakoff (Accessory Designer of the Year) gar nichts anfangen.
Und ja, eigentlich interessiert nur Brancheninterne so richtig, dass man in der Industrie immer noch Media Awards an Scott Schuman und Garance Doré verleiht.
Doch stellt sich unwilkürlich die Frage, was kommt in diesem Falle zuerst? Ist die Mode, die zur Verleihung von der Prominenz getragen wird (sprich die Verpackung) das Huhn und die eigentlich geehrten Designer (also der Inhalt des Abends) das Ei? Oder umgekehrt? Klar ist natürlich auch: die amerikanische Modeindustrie und Hollywood sind längst zu siamesischen Zwillingen verwachsen. Die Oscars, der Gipfel aller Red-Carpet Events ist eine millionenschwere Werbebühne für Modelabels. Dennoch, dort interessiert die Verleihung und die Garderobe gleichermaßen.
Tommy Hilfiger, Joseph Altuzarra, Photos via Fashionologie
Vergleicht man führende amerikanische Onlinemagazine und deren Berichterstattung zur CFDA Verleihung, so zeigt sich eine Divergenz zwischen journalistisch Relevantem (beispielsweise die Preisträger des Abends) und kommerziell, beziehungsweise massentauglich, Relevantem (z.B. Slideshows über die Kleidung der Stars):
The Cut‚s erster Eintrag im Zusammenhang mit dem Event, beispielsweise, war eine Slideshow unter dem Titel „Slideshow: The Most You’ll See of Johnny Depp Tonight“ – eine Auflistung seiner größten Modemomente – und die kurze Erwähnung, dass er nicht persönlich anwesend sein werde, um seinen Award als Fashion Icon entgegen zu nehmen. Fashionista beckleckerte sich auch nicht gerade mit Ruhm, indem sie „From Full House to CFDA Winners: How The Olsens Became Legitimate Designers“ titelten; und auch Style.com, die zwar einen Broadcast zum Event anboten, aber dann auch nur noch den roten Teppich als berichtenswert erachteten, enttäuschen mit wenig qualitativen Inhalten – Auflistung der Gewinner? Fehlanzeige, oder zumindest gut versteckt.
Diane von Fürstenberg, Alexander Wang mit Carine Roitfeld. Photos via Fashionologie
Um zum Punkt zu kommen: im Folgenden die Gewinner der verschiedenen Kategorien.
Womenswear Designer of the Year Award:Ashley Olsen and Mary-Kate Olsen for the Row
Menswear Designer of the Year Award: Billy Reid
Accessory Designer of the Year Award:Reed Krakoff
Swarovski Award for Emerging Talent in Womenswear: Joseph Altuzarra
Swarovski Award for Emerging Talent in Menswear: Phillip Lim
Swarovski Award for Emerging Talent in Accessory Design: Tabitha Simmons
The Geoffrey Beene Lifetime Achievement Award:Tommy Hilfiger
The Media Award, in honor of Eugenia Sheppard:Scott Schuman and Garance Doré
The Fashion Icon Award:Johnny Depp
The Founders Award, given in honor of Eleanor Lambert: Andrew Rosen
The International Award: Rei Kawakubo