Buch: Everyday Icon oder „The Right to Bare Arms“

Michelle Obama everyday icon
Michelle Obama, Everyday Icon

Michelle Obama eine Alltagsikone zu nennen, ist an sich schon mutig, hat die Frau doch ein Harvard Studium hinter sich und ist die erste schwarze First Lady of the United States. Dennoch ist Everyday Icon – Michelle Obama and the Power of Style der Titel von Kate Betts Buch über den Stil der FLOTUS.

Ob sie zur Amtseinführung die Kreation einer Jungdesignerin mit Immigrationshintergrund trägt, oder zum TV-Interview ein Stück von H&M, die Kleiderwahl der Michelle Obama wird in den Medien exzessiv besprochen. Ihr Einfluss auf die Mode und ihre Macher ist weithin spürbar. Sie scheint eine lang erwartete Inspiration für eine Generation junger Designer zu sein, die darauf hoffen können, von ihr getragen zu werden.
Die Kombination ihrer amazonenhaften Erscheinung, ihrer Präsenz und ihrer Intelligenz, macht Michelle Obama zu einer Hoffnungsträgerin nicht nur für viele junge schwarze Frauen und Immigranten/innen, sondern auch zu einer Muse für Modemacher/innen.

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Michelle Obama Everyday Icon – Vom Sketch zum Outfit

Gleichzeitig steht Michelle Obama auch im Schussfeld der Kritik: darf eine First Lady solch muskulöse Oberarme zeigen? Darf sie in Shorts in den Urlaub fliegen? Darf sie europäische Designer tragen, speziell in einer so schwierigen Zeit für die Amerikanische Wirtschaft? Die First Lady stand immer schon im Fokus der Medien, besonders für ihren Stil und ihre Manieren. Fashion Faux Pas der Präsidentengattin sind begehrte Publikums-Catcher.
Doch die Kritik an Michelle Obama gehe darüber hinaus, sie werde zu oft für ihren Körper, nicht für ihren Stil kritisiert, heißt es auf einigen Blogs, es erinnere schon an das rassistische Erbe der Maßregelung schwarzer Körperlichkeit.
Niemand habe das Recht, Frauen, insbesondere schwarze Frauen, in ihrer optischen Erscheinung einschränken zu wollen und die Medien gingen in dieser Hinsicht zu weit.

Ausserdem wird argumentiert, dass sie als Modewirtschaftsfaktor von unschätzbarem Wert sei, und als Repräsentantin einer ganzen Nation diese auch vertrete, so dass ihre modischen Entscheidungen bisweilen nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten hinterfragt werden:
Alles in allem der Stoff, aus dem “Fashion Drama ist.

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Michelle Obama – the right to bare arms

Das Buch von Kate Betts beleuchtet viele schon jetzt beinahe legendäre Outfits der First Lady Michelle Obama, wie das Inaugurationsensemble in limettengrün von Isabel Toledo oder das weiße, paillettenbestickte Abendkleid von Jason Wu. Es behandelt auch Michelles Vorliebe für Cardigans, ihre Hingabe zu Accessoires und ihre mutige Farbwahl.
Dabei hat Betts es jedoch versäumt, mit der Protagonistin selbst zu sprechen. Es finden sich keine Stellungnahmen von Michelle selbst in dem Buch, kein Interview, keine selbst formulierte Intention der First Lady über ihren Stil und dessen Aussage.

Ob Michelle Obama nun einen neuen, weiblicheren Feminismus oder doch ein rückwärts gewandtes Rollenverständnis als „Mom-in-Chief“ propagiert, dies zu entscheiden bleibt Jedem selbst überlassen.
Fest steht: es weht ein anderer Wind im Weißen Haus in Sachen Stil, den zu beobachten sich lohnt – und Kate Betts hat ihn anschaulich zusammengefasst: „Hillary Clinton’s intelligence dressed in Jackie Kennedy’s clothes“

Barbara Russ

Everyday Icon. Michelle Obama and the Power of Style
Kate Betts
Clarkson Potter/ Publishers, New York
256 Seiten
englisch