Interview: Katharina Kowalewski – „Male Model“

Katharina Kowalewski

Katharina Kowalewski

Vor wenigen Tagen fand im Soho House Berlin ein exklusives Fashionfilm-Screening statt, zu dem die Veranstalter des Berlin Fashion Film Festival und KO.Fashion einluden. Anlass genug für modabot, mit der Gastgeberin Katharina Kowalewski über ihre zukünftigen Filmprojekte und allgemein über das Genre des Fashionfilms zu sprechen. 

Fashion House im Soho House, Berlin Fashion Film Festival

Fashion House im Soho House, Berlin Fashion Film Festival

Modabot: Liebe Katharina, du bist Schauspielerin, Moderatorin und stehst selbst auch gerne hinter der Kamera. Welcher dieser Bereiche interessiert dich am meisten und wo setzt du deinen Fokus?

Katharina: Mein Fokus liegt ganz klar beim Film! Ich lerne jeden Tag mehr in den Bereichen Regie und Schauspiel. Ich mache beides seit 2004 parallel und finde beides spannend. Vor der Kamera Interessiert mich vor allem die Authentizität und Wahrheit. Und Moderation ist automatisch bei mir drin, weil ich TV-Journalismus studiert habe.

Modabot: Wie kamst du dazu, eigene Filme zu produzieren und wo möchtest du damit hin?

Katharina: Ich habe 2004 im Rahmen meines Studiums an der Sorbonne in Paris ein Praxissemester bei einer französischen Produktionsfirma gemacht und dort an Dokumentarfilmen und einer Modesendung gearbeitet. Wir haben für die großen TV-Sender produziert, allerdings fand ich den neuen Online Markt spannender und habe angefangen für Mode-Unternehmen Videokonzepte zu entwickeln, sowie Onlinefilme zu produzieren. Zu dieser Zeit war ich auch in Paris Korrespondentin für das Modemagazin Oyster, für das ich vor Ort Beiträge produziert und moderiert habe. Mit KO.FASHION habe ich eine Produktionsfirma gegründet und seitdem für viele unterschiedliche Kunden gearbeitet. In Deutschland bin ich auch Teil von KEYLOOKS TV, die vor 4 Jahren die ersten waren, die an Bewegtbild, Online und Fashion geglaubt haben.

Ich möchte auf jeden Fall Richtung Langfilm – ob vor oder hinter der Kamera wird sich zeigen. Trotzdem gebe ich die anderen Bereiche nicht auf. Inzwischen habe ich ein wundervolles internationales Netzwerk von tollen Filmemachern, Kameramännern und Fotografen zusammen. Ich kann mir gut vorstellen weiterhin Konzepte zu entwickeln und zu produzieren.

„Avant Garde Diaries: Susie Bubbles & Saga Sig“, directed by Katharina Kowalewski

Modabot: Im Rahmen der exklusiven Filmvorführung im Soho House Berlin hast du ja kleine Auswahl deiner eigenen Filme vorgestellt – erzähl uns kurz etwas dazu.

Katharina: Ich habe zwei Filme gezeigt, die ich für die Avant/Garde Diaries gemacht habe, dabei habe ich oft Freunde und Bekannte als Protagonisten vorgeschlagen. Ich zeige Menschen, die ich mag und spannend finde und versuche sie so darzustellen, wie ich sie sehe.

Modabot: Der Short Film „Male Model“ ist bei der Vorführung besonders hervorgestochen. Erzähl uns doch bitte mehr über dieses Projekt.

Katharina: „Male Model“ ist ein Projekt von einem sehr talentierten Freund von mir aus Los Angeles, Patrick McKenzieEr hat angefangen zu drehen, mir den Trailer gezeigt und mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte den Kinofilm zu produzieren. Es lag nahe, bei meinen vielen Mode-Kontakten und er hat auch mitbekommen, dass ich in der Produktion von Berlin, I love you (Kinofilm und Nachfolger von Paris, je t’aime) mitwirke.

Modabot: Wie kam es zur Idee „Male Model“?

Katharina: Am Anfang hat Patrick alle Protagonisten ausgesucht. Er bringt einen tollen Humor mit, verfügt über eine super Bildsprache und sein Ansatz ist frisch, weil er nicht aus der Modewelt kommt. Er kannte die Models, weil er mit ihnen befreundet war und fand es spannend, der Frage nachzugehen, was mit den Männern passiert, die als Objekt wahrgenommen werden und wie sie sich entwickeln.

Patrick McKenzie

Patrick McKenzie

Modabot: Wir haben im Rahmen des Screenings noch weitere Fashionfilme – eine Auswahl vom letzten Berlin Fashion Film Festival – gesehen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und der Idee?

Katharina: Ich sollte im Juli das BfFF moderieren, dazu kam es leider nicht, weil ich in Paris während der Haute Couture Fashion Week am drehen war. Dann kam mir eines Tages, als ich bei einer Kurzfilm Vorführung im Soho House war, die Idee das Festival ins Soho House zu holen und über das Genre des Fashionfilm zu sprechen. Ich habe dann gemeinsam mit dem BfFF das Programm zusammengestellt. Darüber hinaus war es die perfekte Gelegenheit, auch mal die Videos zu zeigen, die wir mit KO.FASHION in LA, London und Berlin in den unterschiedlichen „Soho Houses“ gedreht haben.

Modabot: Könntest du dir vorstellen auch neben den Dokumentationen gezielt für Designer etwas zu produzieren?

Katharina: Ich habe schon öfter geplant für Designer etwas zu produzieren, und es ist purer Zufall, dass es noch nicht passiert ist.

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Modabot: Ralf Schmerberg, Director des BfFF Gewinnerfilms „Possession“ für das Berliner Label Moga e Mago hat bei der anschliessenden Diskussion gesagt, das er das Genre Fashionfilm noch in einer sehr kreativen Periode sieht, es gäbe noch keine Regeln, wie und in welcher Form ein Fashionfilm auszusehen hat. Siehst du das genauso?

Katharina: Absolut. Es ist wie damals mit den Musikvideos: eine riesige Spielwiese ohne feste Regeln. Natürlich kann man da vieles kritisieren und sagen, dass das schon damals bei Musikvideos ausprobiert wurde, aber ich bin eher dafür, diese Entwicklung wohlwollend zu betrachten. Und im Gegensatz zum Musik-Clip kann man noch viel besser Geschichten erzählen und richtige kleine Kurzfilme machen. Es ist eine neue Form neben den klassischen Fashion Week Präsentationen. Wer sagt denn, dass wir Designerkleidung immer nur an Models präsentieren müssen, die über einen Laufsteg laufen und vor einer weißen Wand stehen? Vor allem heute, wo alles im Netz passiert und Onlinevideos einen immer größeren Stellenwert haben. Wer schaut denn heute noch fern?
Ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn mehr Stories in den Filmen transportiert und Schauspieler engagiert werden. Dabei sehe ich noch nicht mal, dass es vorrangig um Kleidung gehen muss. Am besten wäre es in meinen Augen, wenn Fashionlabels junge Filmemacher unterstützen, ihnen Geld geben für Erstlingswerke, ob kurz oder lang. Das könnte in Deutschland eine tolle Entwicklung sein. Vor allem, weil die Beantragung von Fördergeldern für Quereinsteiger sehr mühsam ist , die vielleicht genauso viel  oder mehr Talent haben wie Filmstudenten.  Es ist sicher einfacher mit anderen Kreativen, wie Designern über Filmideen zu sprechen, als mit so manchen Redakteuren. Aber momentan sind die Budgets  dafür noch nicht hoch genug.

Modabot: Befolgst du bei deinen eigenen Produktionen irgendwelchen Regeln und wenn ja, wie sehen die aus?

Katharina: Es kommt darauf an, was es für Produktionen sind. Bei meinen Kunden richte ich mich natürlich nach Ihren Wünschen. Bei meinen eigenen Kurzfilmen und freien Produktionen mache ich das, worauf ich Lust habe und was mir mein Bauchgefühl sagt. Da ist es mir auch egal, was andere davon denken. Ich habe deshalb meine Kurzfilme bis jetzt immer selbst produziert und finanziert. Bei Langfilmen ist das natürlich eine andere Geschichte.

Circleculture Gallery presents „Olivia Steele: Acquired Taste“ @ Soho House LA, produced by Katharina Kowalewski