Unexpected Pleasures Ausstellung – Ein Blick auf zeitgenössischen Schmuck

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Caroline Broadhead – Veil, 1983. Photography David Ward

Wie die süße Glasur auf den Weihnachtsplätzchen, so dekoriert Schmuck als Accessoire das tägliche oder nächtliche Outfit des Modeliebhabers. Es gibt ihn in sämtlichen Variationen, Formen und Materialen als temporäre und eher kurzlebige Variante – genannt Modeschmuck – oder auch in permanenter und kostspieliger Form von Edelmaterialien.
Die Ausstellung Unexpected Pleasures: The Art and Design of Contemporary Jewellery im Londoner Design Museum feiert nun die Freuden des Schmuckes und beleuchtet auf interessante Weise seine Bedeutung für den Menschen.

Seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden, ist Schmuck ein stetiger Begleiter des Menschen in allen Kulturen und Völkern; ein Stück Schmuck nimmt emotionalen Wert an, der den materiellen weit übersteigt, wird weitervererbt oder findet sich gar als Bestandteil bestimmter Riten wieder.
Orden, Broschen Ringe, bis heute in Ritualen verwendet, man denke an den Verlobungs- oder Ehering, waren in der Vergangenheit meist kein Modeaccessoire, sondern reflektierten vor allem den sozialen Status.
So “schmückte” der Träger sich mit seinem Rang, seinem Reichtum und seiner geistlichen oder weltlichen Macht.
Erst mit dem Beginn der Modeschmuck-Ära in den Siebzigern verändert sich das Bewusstsein und die Art und Weise, wie Schmuck gekauft, getragen, und wahrgenommen wird.
Die Aufmerksamkeit gilt zwar immer noch mehr dem allgemeinen Look, eher der Kleidung als dem Accessoire, trotzdem ist dessen Bedeutung nicht von der Hand zu weisen, und Alexander McQueen meinte vielleicht ganz besonders Accessoires, als er sagte:
„Always wear one item of importance“.

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Gijs Bakker – Dew Drop, 1982

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Esther Knobel – Warrior Brooches, 1983-5. Photo: David Ward

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Camilla Prasch – Mega, 2009. Photo: Dorte Krogh

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Felieke van der Leest -Yellow Kelly, 2008. Photo: Eddo Hartmann

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Karl Fritsch – Steinhaufen, 2004

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Karl Fritsch – Screw Ring, 2010

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Tiffany Parbs – Blister-Ring, 2005. Photo: Terence Bogue

Die britische Schmuckdesignerin Dr. Susan Cohn hat es sich zur Aufgabe gemacht, zeitgenössisches Schmuckdesign ins Scheinwerferlicht zu rücken, und hat in Zusammenarbeit mit dem Londoner Design Museum die Ausstellung ins Leben gerufen, um dieser sekundären Kategorie einmal eine Hauptrolle zu geben.
Unexpected Pleasures präsentiert die “unverhofften Freunden” dieser Gestaltungskunst in ihrer ganzen Vielfalt: wie auch in der Bekleidungsbranche präsentieren die ausgestellten Designer vor allem eines, ihre Sehnsucht nach Unkonventionalität und Individualismus.
169 Schmuckstücke wurden von Cohn und ihrem Team in insgesamt drei verschiedene Kategorien eingeteilt: “Worn Out” zelebriert die pure Freude am Tragen von Schmuck mit prunkvollen Stücken, die nicht immer so tragbar sind. “Linking Links” beschäftigt sich mit der individuellen Bedeutung und Erzählungen von Designs, wobei “A Fine Line” eine Einsicht in die Ursprünge von zeitgemäßem Schmuck heute gibt.

Wie die Ausstellung unterstreicht, bleibt nicht zu übersehen, dass die Schnelllebigkeit der Designbranche auch keinen Halt vor der Schmuckindustrie gemacht hat. Eine unendliche Material- und Gestaltungsvielfalt und günstige Produktionskosten im Ausland setzen den kreativen Phantasien der Designer kaum noch Grenzen.
Die ursprüngliche, rituelle Rolle von Schmuckstücken ist damit zwar nicht komplett erloschen, im Gesamtverhältnis aber in den Hintergrund gerückt. Zwar liegt es nahe zu denken, dass die Massenfertigung von Schmuck diesen entwertet, doch das ist seine Magie: selbst das billigste -oder scheinbar einfachste- Teil kann ein eindrucksvolles Statement setzen.

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Unexpected Pleasures: Ausstellungsimpressionen

Unexpected Pleasures: The Art and Design of Contemporary Jewellery
noch bis zum 03.03.2013
im London Design Museum