Stockholm Fashion Week – Rookies

Am vergangenen Sonntag ging die Stockholm Fashion Week zu Ende. Organisiert vom Swedish Fashion Council liegt sie zeitlich kurz nach der Mercedes-Benz Fashion Week Stockholm. Sie findet viermal jährlich statt, im Februar und August mit dem Fokus auf Designerkollektionen, im Mai und November konzentriert auf Retailerkollektionen. Gleichzeitig fanden Messen wie das Stockholm Modecenter, Bomullsbörsen, Nordic Shoe & Bag Fair, Stockholm Shoehouse und Boutique Fräsh statt.

Jedes Jahr wird bei der Stockholm Fashion Week außerdem ein Jungdesignerwettbewerb mit dem Titel „Rookies“ veranstaltet. Aus zwölf Nominierten wählt eine Jury – unter der Leitung von Margareta van den Bosch, H&M Chefdesignerin – zuerst fünf Finalisten und im August 2011 dann eine/n Gewinner/in aus. Alle Zwölf werden an verschiedenen Projekten über das Jahr verteilt teilnehmen. Der Preis für den Gewinner/ die Gewinnerin beinhaltet einen Geldpreis von 20.000SEK, sowie 10.000SEK für den Druck von Lookbooks. Außerdem verwirklicht der/die Designer/in eine Kollektion für die französische Modekette La Redoute und wird im Stockholmer Departmentstore PUB, sowie in der schwedischen Modezeitschrift CV Mode präsentiert.

Die fünf Finalisten wurden am Freitag gekürt:

Eric Bjerkesjö © Peter Hakansson 1 Granfors © Peter Hakansson 1
Erïk Bjerkesjö, Granfors

Das Label Erïk Bjerkesjö (Stockholm) wird gestaltet von dem Designer Erik Bjerkesjö. Das Label setzt ausschließlich auf Handarbeit für seine Herrenschuhe. Ein Paar benötigt zwei Wochen, knüpft an schwedische Handwerkskunst an und orentiert sich and neoklassizistischer Ästhetik mit einer mythologischen Note.

Granfors, auch aus Stockholm, wird designt von Tommy Granfors, der mit Materialmix und Layertechniken überzeugte.

Josefin Strid © Peter Hakansson 1 Karin Malm © Peter Hakansson 1
Josefin Strid, Karin Malms

Josefin Strid aus Borås zeigte Kreationen mit in Streifen geschnittenem Leder. Das in Fransen gecuttete Lederoberteil kombiniert mit einem Rock aus rosafarbener Seide stellte dabei eines der Highlights dar.

Karin Malms Kreationen wirkten erwachsen und sophisticated. Die Kombination gedeckter Töne und ungewöhnlicher Proportionen in der Länge verhalf ihr zur nächsten Runde. Die Designerin kommt gerade erst aus der Ausbildung an der Central Saint Martins, an welcher sie 2010 graduierte.

Obscur © Peter Hakansson 1 Wieselblad © Peter Hakansson 2
Obscur, Wieselblad

Richard Söderberg ist der kreative Kopf hinter dem Helsingborger Label Obscur. Obskur ist seine Handschrift tatsächlich: er benutzt Leder und Leinen, skurril deformierte Volumina kennzeichnen seine Stücke. Oft wird die Aufmerksamkeit auf das Darunterliegende, sich unter Reißverschlüssen, Häken und Schnürungen versteckende gelenkt und erinnert in seiner Inszenierung an multiple Persönlichkeiten aus Horrorfilmen.

Die Begründung der Jury für ihre Auswahl lautete folgendermaßen:
The five nominees represent the same number of completely different design concepts but they all have in common that they have a very interesting brand. In a tougher competition than before, these are the brands that either have the best creative expression, the most entrepreneurialtalent or the best conditions for establishment on the Swedish and international fashion markets. The jury is looking forward to following the five nominees in the spring, until the winner of Rookies of the Year 2011 is appointed during Fashion Week in August.

A.L.L Tangled Garment © Peter Hakansson 1
A.L.L. AnnLouise Landelius, Tangled Garment

Die Wahl durfte der Jury schwer gefallen sein, denn unter den verschmähten Nominierten fanden sich einige sehr kreative Köpfe. Besonderes Augenmerk verdienen dabei die Labels A.L.L (nordisch cleane Ledertaschen in unkonventionellen Formen), Wieselblad (Layered Chiffon, sehr schöne Drapierungen und Formen), Tangled Garment (stilvolle, sportliche Herrenkollektion) und I started something I couldn’t finish, sowie das in Berlin ansässige Label Mika Moddigard, welches am 24. Februar seine Collection Launch Party im pale Blue Eyes feiern wird.

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Lisa Billvik

Außerdem finden zeitgleich verschiedene Ausstellungen zum Thema Mode in Stockholm statt: Im Nordiskamuseet ist die Ausstellung „Power of Fashion – 300 Years of clothing“ sowie eine Dandy-Ausstellung zu sehen. Lisa Billvik, Modedesignerin und Illustratorin, präsentiert ihre detailverliebten Modezeichnungen in der Gallerie Marie Laveau noch bis zum 9. März. Die filigrane Strichführung, Faltenwürfe und Kontrastierung der Charaktere zu den sie umgebenden Räumen, Tieren oder sonstigen Attributen erzählen Identitäten kreieren Spannungsverhältnisse, die nur durch Narrative erklärt werden können. So hat jede Zeichnung eine Geschichte, es entstehen Persönlichkeiten und eine überraschend menschliche Tiefe in ihren Zeichnungen.