Green Fashion Messe thekey.to – die Grüne Verschwörung

„Wir haben den Schlüssel bereits in der Hand, wir müssen ihn nur benutzen“, hatte die GRÜNEN Politikerin Renate Künast in ihrer Eröffnungsrede auf der Öko-Modemesse thekey.to gefordert. Ein frommer Wunsch, denn im Gegensatz zu ökologischem Strom, Bio-Lebensmitteln oder biologischer Kosmetik, fällt Grüne Mode immer noch unter die Kategorie „Alt-68er Chic“. Das Klischee der Hanfkleidung, mit Ethno-Muster und dem Esprit eines Leinensacks, haftet der ökologischen Mode scheinbar unabwaschbar an.

Die Messe, die während der Berlin Fashion Week abgehalten wird, versucht sich dem entgegenzustellen, und präsentierte bereits zum vierten Mal nachhaltige Produkte aus den Bereichen Textil und Lifestyle.
Seit 2009 stellt thekey.to strikte Bedingungen an die Aussteller, was Fair Trade, Herkunft, Verarbeitung und Veredlung von Materialien betrifft. 50 Unternehmen aus 15 Ländern zeigten in der Berliner Columbia Halle – einen Steinwurf von der großen Bread & Butter Berlin am Flughafen Tempelhof entfernt – ihre Modekollektionen, Accessoires und weitere Produkte, die den hohen Ansprüchen der Messe gerecht werden.

Der Unterschied von The Key.to zu anderen Modemessen

Das Besondere von thekey.to ist oberflächlich betrachtet der Konsens aller vertretenen Labels über deren Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Natur. Ein ökologischer Gedanke, der sich von den recyclebaren Standbauten aus Baupappe bis hin zu Hybrid-Autos als Shuttles zieht – ein Kompromiss in den kalten Wintermonaten, in denen Velotaxen eine Zumutung für Gast und Personal wären.

Was sie auszeichnet ist, dass jedes einzelne Label, das sich auf der Messe vorstellt, eine Geschichte erzählen kann.
Da wäre zum Beispiel Mari Cla Ro, ein Modelabel, das sich dem Recycling verschrieben hat. Das kanadische Unternehmen nimmt Leder und hochwertige synthetische Materialien aus alten Airbags und stellt daraus exklusive Taschen und Sportswear her.
Ein anderes Beispiel ist L’Herbe Rouge. Das französische Label produziert trendoriertierte Textilien aus organischen Materialien wie Schafswolle, Leinen oder Baumwolle in West Afrika, Tunesien, Frankreich und Italien. Der gesamte Produktionsprozess läuft „fair“ ab, d.h. keine Kinderarbeit, keine Diskriminierung, hygienische, sichere Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung. Das Label trägt mehrere Zertifikate – ein einheitliches europaweites Reglement gibt es für ökologische Mode nicht.
So wie Mari Cla Ro und L‘ Herbe Rouge eint alle Labels eine Geschichte, die sich entweder dem Recycling, der Herkunft oder dem Fair Trade verschrieben hat.

Um jedoch aus dem alten Klischee der Öko-Mode auszubrechen, braucht es mehr: nämlich ansprechendes Design und ebenso hochwertiges Marketing. Was das Design betrifft, sind einige Labels, die bei thekey.to vertreten sind, auf hohem Niveau.
Moderne Textilveredlungen machen es möglich, aus dem ewig gleichen Farbschema von Erd- und Pastelltönen auszubrechen. Ebenso haben sich die Textilqualitäten der heutigen Materialien entwickelt, so dass nichts mehr an die kratzende Fasern eines Kartoffelsacks erinnert. Beim Vertrieb stehen die Independent Labels – wie viele junge Unternehmen – vor den selben Problemen: Unbekanntheit, fehlendes Image, beschränkte Vertriebsstrukturen und kleine Stückzahlen zu hohen Preisen. Dabei wird die Preispolitik lange nicht mehr durch teure Material- oder Herstellungskosten diktiert, sondern vor allem durch die besagte geringe Stückzahl hervorgerufen.

Zeit für eine Grüne Verschwörung?

Franciscus Prins, Mitinitiator von thekey.to, hat die Marschrichtung der grünen Bewegung in einem einfachen Gedanken pointiert: „Wir brauchen eine Grüne Verschwörung!“ Eine Verschwörung, d.h. Verbündung mit dem Zweck, einen Plan auszuführen, der ein Ziel verfolgt und dessen Umsetzung die Beseitigung offensichtlicher Missstände anstrebt. Nicht mehr und auf keinen Fall weniger darf es sein, wenn sich ein Imagewandel grüner Mode vollziehen lsoll.
thekey.to als Modemesse für grüne und ökologische Mode kann ein Mittel sein, diese Verschwörung zu führen.

Jörg Langer