fabrics interseason SS 07 Kollektion „O-Dorf“ – eine Geschichte von dem was sein könnte

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„O-Dorf“ ist die in Österreich eingebürgerte Kurzform für das ehemalige olympische Dorf -nun ein Stadtteil- in Innsbruck.
Und mit diesem saloppen Begriff der die SS 07 Kollektion bezeichnet, beginnt das Wiener fabrics interseason Label eine Tour de Force von Assoziation, Bedeutungsaufladung und Plädoyer.

Das O-Dorf ist heute was man einen „Problemstadtteil“ nennen würde: Armut, soziale Spannungen, hoher Ausländeranteil und eine häufig damit verbundene relative Perspektivlosigkeit der Bewohner.
Das O-Dorf ist aber noch etwas anderes: es ist eines der ehemaligen Zentren der sogenannten „Cosmic Disco“-Bewegung (Link zu einem MySpace Artikel „The Story of Cosmic Disco“), ein Musikphänomen, das im Italien der Endsiebziger begann, und sich nach Österreich und Süddeutschland ausbreitete.
Cosmic Disco geht auf zwei heute fast mythische Gestalten zurück: die afroamerikanischen DJ ́s „Tom“ und „Bob“, die aus dem Nirgendwo an die italienische Adria kamen, die damaligen cutting edge Platten von New York spielten und wieder ins Nirgendwo verschwanden. Ihr Aufenthalt hinterliess jedoch einen so nachhaltigen Eindruck, dass eine neue Generation von italienischen DJ ́s begann, sich mit Disco-Musik zu beschäftigen.
In Ermangelung all der Platten von Tom und Bob entstand auf der Suche nach deren legendärem Sound die Cosmic Disco, Kombination der verschiedensten Musikstile die modern, gut und tanzbar waren.

Die Tatsache, dass fabrics interseason nun auf diese zwei Aspekte hinweisen, ist bemerkenswert.
Das O-Dorf wird nicht nur mit sozialem Pessimismus identifiziert, sondern auch mit dem Besten, was gegenseitige kulturelle Befruchtung hervorbringen kann.
Ein Ort wird damit von seinem gegenwärtigen Status befreit, man kann das Jetzt betrachten, aber auch auf das Gestern zurückblicken und erkennt den historischen Dynamismus, der das Morgen noch offen hält.

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Die Kollektion „O-Dorf“ ist eine organische Mischung von 80er Popper-/Disco-Einflüssen, einer „Aldi“-Ästhetik und ganz besonders auch Elementen der Bekleidung der muslimischen Welt.
Zu diesen gehören auch die vielen Varianten der Kopftücher, ein interessanter Hinweis wenn man bedenkt, dass die Kopftuchdebatte auch in Innsbruck angekommen ist.
Die ästhetische Aufladung dieser Elemente, ihre Neuerfindung, will sicherlich mehr als nur eine modische Laune sein.
Allein die Tatsache, dass die „lumpenproletarische“ Realität aufgegriffen und mit einer Kollektion „geadelt“ wird, verrät, dass die Labelmacher Grosses im Sinn haben.
Ein üblicherweise nicht beachteter Teil der Gesellschaft wird auf ein Podest gestellt und so aufgewertet.
Das ist eine Einladung zum Hinschauen, zum Anerkennen einer fremden Schönheit.
Gleichzeitig ist es aber auch eine Einladung an die Betroffenen: Kultur kann -oder sollte zumindest- dynamisch, veränderbar sein. Ausgehend vom Bestehenden und Eigenen kann man sich frei entscheiden, wohin man gehen wird.

Damit zeigt sich, was Mode ist, was aber so häufig vergessen wird: der Ausdruck einer Geisteshaltung, die von innen nach aussen wirkt, aber auch umgekehrt.
„O-Dorf“ ist hierbei ein externer Impuls, der in die Diskussion eingebracht wird, und Geisteshaltung verändern oder zumindest hinterfragen will.

____fabrics interseason sind die Wiener Modedesigner und Künstler Wally Salner und Johannes Schweiger.
Das 1998 gegründete Label ist als offenes interdisziplinäres System angelegt, das die wechselseitige Beeinflussung von Mode, Kunst, Musik und soziokulturellen Phänomenen anerkennt und thematisiert.
Obwohl fabrics interseason zu einem grossen Teil im künstlerischen Raum angesiedelt sind, präsentieren sie regelmässig auf Fashion Weeks.

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Fotos: (c) by maria ziegelboeck