Departure Fashion Night – 12 festival for fashion and photography Wien

 

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Wilfried Mayer

Departure ist die Kreativagentur der Stadt Wien, die sich, laut eigener Auskunft, zum Ziel gesetzt hat, Wien „auf der internationalen Modelandkarte stärker zu verankern“. Zusammen mit Unit F, dem Büro für Mode, das sich die Förderung österreichischen Kreativtalents auf die Fahne geschrieben hat, veranstalteten diese im Rahmen des 12 festival for fashion and photography die departure fashion night. Die Auswahl an Modetalenten für diese Show überzeugte dementsprechend von der Expertise der beiden auf ihrem Gebiet – eine erfrischende Abwechslung nach dem gefühlten Moderecycling des Austrian Fashion Award der Nacht zuvor. Der Gewinner des Abends: der Wiener Wilfried Mayer mit seinen übercoolen Abwandlungen des Smokings für Damen und Herren.

Dyptich, das 2009 von Valerie Lange und Ali Zedwitz gegründete Label, entführte die Zuschauer in sonnige Gefilde. Die Models, die zum Song Golden Brown die namensgleiche Kollektion vorführten, trugen sommerlich-naiv-surrealistische Ensembles und wurden jeweils von einem Standbildträger mit Krokodil- oder Palmenmotiven auf den Catwalk begleitet.
Minimalistisch und dennoch in sich verspielt, zeigte sich in der Kollektion die Ausbildung bei Jil Sander, die beide Designerinnen nach der Universität für angewandte Kunst in Wien genossen. 2010 waren Dyptich bereits unter den Nominierten beim Festival International de Mode et de Photographie in Hyères.

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Dyptich Kollektion „Golden Brown“

Die Kreativen hinter Daoyin, Hong Chang und Malin Troll, studierten an der Modeschule in Schloss Hetzendorf und ebenfalls an der „Angewandten“ in Wien. Nach Umwegen über Berlin, China und London (bei Alexander McQueen), designen die beiden nun zusammen an ihrer Kollektion, die orientalische und europäische Philosophien in sich vereint.
Der Name bedeutet „Reflektion“ auf chinesisch, und genau dies versuchen die beiden zu vermitteln: Mode reflektiert die Gesellschaft in der sie entsteht, sowie das Individuum, das sie trägt. Sie vereinen in ihren coolen, fließenden Designs Weiblichkeit und Androgynität, Haute Couture und Pret-à-porter, Softness, aber keine Schwäche. Beim Vereinen all dieser Gegensätze, die sich Daoyin zum Ziel gesetzt hatten, ist es allerdings leicht, den roten Faden zu verlieren, und dies schien, trotz hoher Fertigkeit, in dieser Kollektion ein wenig der Fall zu sein.

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Daoyin

House of the very island’s (formerly known as: house of the very island’s club division middlesex klassenkampf, but the question is where are you now? – daher der rudimentäre Apostroph im Namen) Designer Karin Krapfenbauer und Markus Hausleitner sind die Übriggebliebenen der ursprünglich vier Labelgründer, die 2006 nach dem Abschluss an der „Angewandten“ unter Viktor & Rolf und Raf Simons, ihre politischen Überzeugungen, Modeideen und, wie es scheint, Lieblingsschlagworte zusammenwarfen und sich damit selbständig machten.
Geblieben sind, neben Krapfenbauer und Hausleitner, auch die zuvor angesprochenen ideologischen Eckpfeiler: konzeptuelle Schnitte, eine all-sexes Ausrichtung, unkomplizierte Tragbarkeit und eine nachhaltige Produktion.

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House of the very island’s

Wilfried Mayer. Wo beginnen? Bei seinem Blog, in dem er detaillliert und äußerst eloquent und faszinierend beschreibt, wie er vom unter Louis XIV entstandenen justaucorps ausgehend (er nennt ihn den Vater des Fracks), das Rad, oder vielmehr den Schnitt des modernen Anzugs neu erfindet? Oder doch eher von seiner Show, bei der man das Gefühl bekommt, Yves Saint Laurent und sein „Le Smoking“ könnten nun getrost in der Versenkung des historischen Vergessens verschwinden?
Wie dem auch sei: Mayer, ebenfalls Abgänger der „Angewandten“ unter Raf Simons, gründete 2005 sein Label für Herrenmode, -schuhe und Accessoires und möchte sich der „Neudefinition des Luxus“ widmen.
Und wo sonst bei solch hehren Zielen meist ein mattes Lächeln angesagt ist, kann man Mayer guten Gewissens beim Wort nehmen.

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Wilfried Mayer