Crowdfunding for Fashion – Hilfe für junge Talente

Dass es für junge Modelabels mit den Finanzen und Finanzierungen besonders schwierig ist, ist kein Geheimnis. Läden verkaufen die Ware oft nur über Provision, Banker verstehen die Zyklen des Business nicht, der Designer muss mit Stoffen, Knöpfen, Produktion und Versand in Vorlage gehen und damit das Zeug an den Mann gebracht werden kann, braucht es wahnwitzig teure Präsentationen, die jedes Jahr kostenintensiver werden, um die Mitbewerber zu überbieten.
Crowdfunding ist da eine willkommene Alternative, weil der Cashflow – bei erfolgreichem Abschluss einer Sammlung – fürs erste gesichert ist.
Doch vergleichsweise wenige junge Labels nutzen diese Möglichkeit, vermutlich auch, weil man in deutschen Landen noch zurückhaltend ist mit Crowdfunding.
Aber warum eigentlich? 

Zum Beispiel sammelt die Berliner Designerin Isabell de Hillerin derzeit auf Startnext für die Teilnahme an der Mercede-Benz Fashion Week, genauer gesagt: für die Bezahlung der Models.
Insgesamt 4.000€ benötigt das junge Talent hierfür, erst 160€ wurden von Supportern in Aussicht gestellt. Dabei sind die Dankeschöns fürs Spenden in dieser Aktion nicht die oft üblichen Sticker oder Jutetaschen, sondern ihren Obolus tatsächlich wert: für 10€ erhält man die Kopie einer Skizze, für 20€ ein Web- oder Stickmuster, ab 150€ kann man bei der Show dabei sein, ab 1000€ gibt es die Nennung als offizieller Sponsor, und für 1500€ ein Unikat aus der kommenden Kollektion.
Gratis dazu gibt’s das gute Gefühl, einer jungen Künstlerin geholfen zu haben. Es lohnt sich also.

Karma Chakhs zum Beispiel war ein anderes Mode-Crodfunding-Projekt über Startnext, welches seine Zielsetzung mehr als erreicht hat. Gefragt waren 20.000€, gespendet wurden über 31.000€. Der Unterschied: es ging um die Produktion von gutem Karma, gestohlen von Nike mit dem Kauf von Converse. Karma Chakhs sollte die Produktion von Schuhen zurück bringen nach Pakistan und den dort ansässigen Näherinnen ein faires Gehalt bezahlen.
Auch handelte es sich um ein Non-Profit-Projekt, mit dessen Hilfe neue Wege der Wirtschaft ausgetestet wurden.

Skizze von Aimee Matthew-John

Skizze von Aimee Matthew-John

International scheint die Beteiligung an Mode-Crowdfunding auch stärker zu sein, so schafften sowohl Aimee Matthew-John aus London, die an der Brighton Fashion Week teilnehmen wollte (£800), als auch Patrick Robinson aus New York, der sein Leben ändern und ein eigenes Label ins Leben rufen wollte ($50,000), ihre Projekte auf Kickstarter gesponsort zu bekommen.

Isabell de Hillerin Crowdfunding

Isabell de Hillerin Crowdfunding-Page

Gerade Mode ist ja ein Thema mit hohem emotionalen Beteiligungswert, es sollte also auch für Isabell de Hillerin ein leichtes sein, die geplante Summe zu erreichen.
Warum spendet also niemand? Vielleicht braucht es eine bessere Story, wie bei Robinson, der von der Arbeit für große Textilunternehmen die Schnauze voll hatte, oder eine weltverbesserde Philosophie wie bei den Karma Chakhs, oder eine persönliche Note, wie bei Aimee-Matthew-John, bei vielleicht fehlt aber auch bisher nur die (mediale) Aufmerksamkeit.