Eindrücke von der ESMOD Graduation Show 2007

Irgendwo zwischen Hippie-Ästhetik und Schlauchboot-Charme:
Am Abend des 11.07.2007 präsentierten die fünfzehn besten Diplomanden der Esmod Berlin ihre Abschlusskollektionen der Presse.
Sie waren zuvor von einer hochkarätigen Jury, bestehend aus internationalen Branchenprofis, beurteilt worden.
Gezeigt wurde ein breites kreatives Spektrum, welches auch Kindermode und Wäsche umfasste.
Auch die Damenkollektionen waren teilweise Wäsche-inspiriert, zeigten sehr viel Haut und romantische Elemente wie Spitzen, die allerdings sehr klar und schnörkellos geschnitten waren. Clean, basicorientiert und klassisch geschnitten waren viele der präsentierten Teile, jedoch immer leicht abgewandelt, ein bisschen schräg und anders, als man erwartet hätte.

Besonders auffällig waren die Kollektionen von Hülya Solakac und Frederike Nies. Solakac zeigte Herrenmode, die auf sehr farbenfrohe Weise mit der gegenwärtigen HipHop-Ästhetik spielte. Weite und überlange Streetwear-Jacken kombiniert mit Baggypants, allerdings ohne die bekannte und durchaus umstrittene „BlingBling“ -Attitüde.
Vielmehr hergestellt aus Materialien, die an bunte afrikanische Traditionsgewänder erinnerten. Farblich war die Kollektion gehalten in warmen Braun-Variationen, die durch kräftige Violett -und Neontöne aufgelockert wurden. Ein bunter Culture-Clash, den man ähnlich vielleicht in David La Chapelle ́s Film „Rize“ gesehen hat.

Frederike Nies hingegen zeigte Damenmode, inspiriert von der Vielfalt der Pflanzenwelt. Ihre Models trugen Kleider, die wirkten wie die Trompeten einer Glockenblume, abgenommen und als Rock wieder aufgereiht. Ihre Formen und Volumina waren ungewöhnlich gewählt und überraschten dadurch, erinnerten jedoch immer wieder an einen kleinen Urwald von Orchideen.
Die Farbpalette dazu bewegte sich passend zwischen sanften Pastell -und Grüntönen.

Auffällig waren auch die amazonenhaften Kostüme des Duos Katarzyna Gadziak und Franziska Lange. Die Kleider wirkten wie eine Mischung aus Weltraumflotte und Ritterrüstung, ganz in Grau gehalten und mit Gold, Silber und Bronze aufgefrischt.
Interessant war dabei das Wechselspiel zwischen femininen, fließenden Stoffen und metallischen Rüstungselementen an Brust und Schultern.

Insgesamt ein sehr hoffnungsvolles Bild, welches sich dem Publikum am gestrigen Abend im so genannten Esmod-Carre bot. Auch wenn man die Show wegen des schlechten Wetters in der dicht gefüllten Aula genießen musste.

Katharina Höller