Buch: „Double Face – The Story About Fashion and Art“

ringier doubleface-1

Im Herbst 2006 begannen im schweizerischen St. Gallen zeitgleich 4 jeweils eigenständige Ausstellungen, die sich mit dem Thema Mode und Kunst befassten. Beteiligt waren das Kunstmuseum („Lifestyle“), das Historische Museum („Dresscode“), das Textilmuseum („Akris – Mode aus St. Gallen“) und die Neue Kunst Halle („Modus“).

Für dieses ambitionierte und mit schlussendlich 70 000 Besuchern sehr erfolgreiche Ausstellungsprojekt wurden ca. 70 Künstler, darunter Namen wie Yoko Ono, Erwin Wurm, Monica Bonvicini, Daniele Buetti, Sylvie Fleury, Steven Klein und Manon, gewonnen.

Im Rahmen dieser Aktivitäten erschien das Buch „Double Face – The Story About Fashion and Art“, das die Exponate (Fotografie, Gemälde/Zeichnung, Installation, Performance) der 4 Ausstellungen vereinigt, das aber eigentlich viel mehr kann und will.

ringier doubleface-02
Alicia Framis

Double Face lässt sich in 3 Blöcke einteilen: zuallererst findet sich eine Sammlung „massgeschneiderter“ modetheoretischer Texte (in deutscher und englischer Fassung) von Diedrich Diederichsen, Barbara Vinken, Michelle Nicol, Peter Gross, John Armleder sowie ein Interview mit Olivier Zahm, dem Herausgeber des „Purple Fashion Magazine“.
Der mittlere Teil, „Schnittpunkt A-Z“, ist der eigentliche Ausstellungskatalog; der dritte Teil „Mode/Theorie“ ist ein Reader, in diesem Zusammenhang „Medley“ genannt, mit 43 Texten und Textauszügen von Werken von u.a. Hegel, Will und Ariel Durant, Sombart, Nietzsche, Diana Vreeland, Barthes, Florian Illies, Bazon Brock, die sich nicht nur der Mode annehmen, sondern eine Art Fenster in die menschliche Sittengeschichte darstellen.

Herausgegeben vom Kurator und Journalisten Christoph Doswald ist mit der Kombination dieser Elemente ein äusserst nützliches Produkt entstanden, das es so auf dem Buchmarkt nicht gibt.

Modetheorie ist ein Feld, das nur als offenes System Sinn macht, und mitunter aus diesem und anderen Gründen akademischen Vorurteilen ausgesetzt ist. Traut man sich jedoch hinzuschauen, verschwindet jeder Zweifel an der Legitimität dieser Denkschule.
Das selbe gilt für den Komplex „Mode – Kunst“. Sicherlich gibt es von Seiten der „reinen“ Kunst den Vorwurf der allzu starken Vermischung von Mode und Kommerz, die es nicht erlaubt, das gesamte Spektrum menschlichen Erfahrungspotentials abzubilden.
Wenn man jedoch bedenkt, dass Mode sich im Spannungsfeld von Tragbarkeit und Statement bewegt und bewegen muss, bekommen die Vorwürfe den Beigeschmack der Trivialität.

ringier doubleface-04
Erwin Wurm

Die 4 Ausstellungen in St. Gallen, dessen Textilindustrie weltberühmt ist, haben den Versuch unternommen, Mode in diesen künstlerischen und theoretischen Gesamtzusammenhang zu stellen.
Das selbe will Double Face, das einen exzellenten Einblick in die Thematik „Mode – Menschen – Kleider – Kunst“ gewährt und darüberhinaus das Handwerkszeug zu einem tieferen Verständnis liefert.

Double Face – The Story About Fashion and Art
JRP|Ringier
Hardcover, 200 x 283 mm
344 Seiten
100 Farbbilder