Europäischer Nachwuchs Design-Wettbewerb der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie 2007

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Die Grand Tour adeliger Söhne des 18. Jahrhunderts, die dramatische Musik von Schuberts „Winterreise“ oder die Street Art mit ihren Graffitis sind einige der Inspirationsquellen der Siegerarbeiten des Preis der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie 2007.
Das Thema des europaweit ausgeschriebenen Design-Wettbewerbs hieß „Die Kunst des Reisens“. Ob Geschäftsreise oder Sporturlaub, First Class oder Economy – gesucht wurde eine Mode, die den vielfältigen Anforderungen Reisender entspricht.
Der Preis wird jährlich unter wechselnden Themen von der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie ausgelobt. Ziel der 1977 gegründeten Stiftung ist eine wegweisende Nachwuchsförderung.
Zudem wurde der Sonderpreis „Mode und Marke“ in Kooperation mit dem Markenberatungsunternehmen Interbrand Zintzmeyer & Lux ausgeschrieben. Gemeinsam mit dem Gepäckhersteller Tumi wurden außerdem Entwürfe funktionellen Reisegepäcks gesucht.
Eingereicht wurden 68 Arbeiten von 114 Studierenden aus 14 Ländern.

Bericht der Jury

Die Siegerarbeiten zeichnen sich nicht nur durch hervorragende Entwürfe aus, sondern auch durch ein Verständnis dessen, was Reisen bedeutet.
Lisa Stroux (1. Preis Sonderpreis Reisegepäck), die eine Kombination aus Koffer und Mantel entwarf, recherchierte, dass englische Geschäftsleute im Leben durchschnittlich 8,5 Jahre auf Reisen verbringen. Und das zumeist in uniformierten Anzügen, die zwar weltweit als Standard gelten, aber kaum den Anforderungen Reisender entsprechen.
Batmunkh Bataas (3. Preis der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie) Frauen- und Männerkollektion „4 Kilo – 4 Jahreszeiten“ ist ebenfalls eine Antwort auf die gewandelten Bedürfnisse Reisender.
Die Koreanerin Mi-kyong Yeom (1. Preis der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie), deren Inspiration die dramatische Musik von Schuberts „Winterreise“ war und Arnold Gevers (3. Preis der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie), der selber eine Grand Tour nach Paris und St. Petersburg unternahm, betonen in ihren Arbeiten die Erfahrungen einer Reise, die zwischen Lust und Leid, Spaß und Strapaze, Handeln und Hinnehmen wechseln. Gerade diese Spannung macht den Reiz einer Reise und die daraus resultierende belebende Kraft aus.
Für Gevers sind die Eigentümlichkeiten der Menschen der Ausdruck von Modernität. Daher will er mit seiner aus den subjektiven Empfindungen seiner Reise entstandenen Kollektion „eine starke emotionale Identität an den Träger weitergeben“.
Auch die Arbeit von Karen Scholz und Joan Tarragó Pampalona (2. Preis der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie), welche die Graffitikultur von der Hauswand auf Kleider und Gepäck überträgt, ist ein Plädoyer für das Entdecken, Erforschen und Bewusstwerden jenseits von normierten Bildern und uniformierten Erwartungen. „Viele der Einreichungen zum Thema €šDie Kunst des Reisens‘ zeigen poetische Entwürfe, die der Gleichheit der Massenprodukte ihre subjektive Wahrheit entgegenstellen und dennoch überraschend tragbar sind“, so Jurymitglied Joachim Schirrmacher.

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Kontrovers diskutierte die Jury die Bedeutung von Trends. Wenn ein Designer einen Job in der Modeindustrie haben möchte, muss er ein Gespür für Trends haben. Letztlich wurde die Fähigkeit, eine Kollektion mit einer starken Identität zu gestalten jedoch höher bewertet, weil in unserer globalisierten Gesellschaft immer mehr Produkte gleich aussehen und die Menschen nach Orientierung suchen.

Sonderpreis Mode und Marke

Mode stiftet Identität und Identität gilt als Wettbewerbsstrategie der Zukunft. Trotz dieser großen Bedeutung gibt es bisher erstaunlich wenig Wissen, wie diese Identitäten im Spannungsfeld des stetigen Wandels der Mode und der notwendigen Kontinuität von Marken strategisch gestaltet werden können. Dies wurde auch deutlich an den eingereichten Arbeiten.
„Es wird nicht verstanden, dass ein Markenauftritt sich nicht in einem Logo erschöpft, sondern, dass starke Marken immer von einer starken Idee geprägt werden. Sie ist die treibende Kraft für das visuelle Kleid“, sagt Gion-Men Krügel-Hanna vom Kooperationspartner Interbrand Zintzmeyer & Lux.
Anders die zusätzlich mit dem 1. Preis des Sonderpreises „Mode und Marke“ ausgezeichnete Arbeit „Drawellink Places“ von Karen Scholz und Joan Tarragó Pampalona. Sie überzeugt, weil die Markenidee im Mittelpunkt steht. Ob Kleider, Taschen oder Accessoires, die Idee wurde in allen Bereichen adäquat umgesetzt (siehe auch Jurybegründung).

Sonderpreis Reisegepäck

Für den zusammen mit dem Gepäckhersteller Tumi ausgelobten Sonderpreis Reisegepäck wurden keine modischen Accessoires eingereicht, sondern Gebrauchs- und Kulturgegenstände, die den Bedürfnissen der Nutzer nach modularen, einfach zu nutzenden, leichten, stabilen und zugleich neuartigem Gepäck entsprechen.
Lisa Stroux (1. Preis) schuf mit „Suitable“ eine neuartige Kombination aus Mantel und Koffer, die alles Notwendige für eine dreitägige Geschäftsreise fasst.
Oliver Reinecke (2. Preis) entwarf den Koffer „Transit“, der eine textile Leichtkommode enthält.
Und Anna Steinmann (3. Preis) gestaltete „Yoga“, einen variablen Koffer, der sich klein und groß machen kann, ob für drei Tage oder drei Wochen. Bei aller Innovation entsprechen die Taschen den Bestimmungen für Handgepäck der Fluggesellschaften.
„Die Siegerarbeiten zeigen den hohen Standard in der Ausbildung zum Industrie-Designer. Die jungen Designer haben die Fähigkeit bewiesen, neuartige und überraschende Produkte zu konzipieren, dazu passende Materialien zu finden und professionelle Prototypen zu bauen“, sagt Timm Fenton, Vice President Design Tumi, New York.

Nach der Ausstellung auf der ispovision in München, werden die Arbeiten auf der Travel Goods Show (27.2. – 1.3.2007) in Las Vegas, NV, – einer der wichtigsten Messen für Reisegepäck – sowie in ausgewählten Tumi-Geschäften weltweit präsentiert.

Die Dokumentationen aller Siegerarbeiten werden in der weltgrößten Bibliothek und graphischen Sammlung zur Kulturgeschichte der Mode und Kleidung, der Lipperheideschen Kostüm-Bibliothek in Berlin, der Öffentlichkeit zugänglich sein.

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Preis der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie 2007
Preisträger 2007
Insgesamt wurden Preise im Wert von über 38.000 Euro vergeben

1. Preis: Mi-kyong Yeom, Universität der Künste Berlin
2. Preis: Karen Scholz, Kunsthochschule Berlin-Weißensee und
3. Preis: Batmunkh Bataa, Kunsthochschule Berlin-Weißensee
3. Preis: Arnold Gevers, Hochschule für Künste Bremen
Anerkennung: Dorothea Hansen, Hochschule für Gestaltung Technik und Wirtschaft, Pforzheim
Anerkennung: Katrin Sergejew, Angewandte Kunst Schneeberg, Fachbereich der Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH).

Sonderpreis Mode und Marke
1. Preis: Karen Scholz, Kunsthochschule Berlin-Weißensee und

Sonderpreis Reisegepäck
1. Preis: Lisa Stroux, Royal College of Art, London
2. Preis: Oliver Reinecke, Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design, Halle
3. Preis: Anna Steinmann, Kunsthochschule Berlin-Weißensee

Jury
Eine Jury aus international erfahrenen Experten aus Design, Industrie, Marketing, Medien und Handel ermittelte die Preisträger nach vorab festgelegten Kriterien.

Timm Fenton, Vice President Design Tumi, New York
Susanne Fischer, Marketing Manager Central Europe, Timberland, München
Marcel Herrig, Unicut Design Office, Shenzen, China
Albert Kriemler, Designer Akris, St. Gallen
Gion-Men Krügel-Hanna, Senior-Designer Interbrand Zintzmeyer & Lux, Zürich
Claudia Leske, Geschäftsführerin, Alsterhaus – KarstadtQuelle AG, Hamburg
Joachim Schirrmacher, Chefredakteur Style in Progress, Hamburg
Joyce Thornton, Generation Now Editor, WGSN, London

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Die „Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie zur Förderung der Ausbildung von Nachwuchskräften in der Modebranche“, so der offizielle Name, wurde von Prof. Dr.-Ing. h.c. Klaus Steilmann gegründet. Der Modepreisträger des Jahres 1977 der Landeshauptstadt München hatte mit seinem Preis die Stiftung ins Leben gerufen.
Sie ist eine rechtsfähige öffentliche Stiftung des Bürgerlichen Rechts mit Sitz in München.
Ihr Zweck ist die Förderung der Ausbildung von bedürftigen und begabten Nachwuchskräften in der Modebranche. Die Stiftung verfolgt die Aufgabe einer zukunftsorientierten Nachwuchsförderung.
Sie übernimmt durch ihre thematische Ausschreibungen, ihre Kommunikation und ihre Publikationen sowie durch ihr Branchen-Netzwerk eine wegweisende Rolle für Design und Industrie.

Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie
Joachim Schirrmacher
Projektmanager/Vorsitzender des Beirats
Kiebitzhof 1c
22089 Hamburg
Germany
T +49 (0) 40 25 31 88 60
F +49 (0) 40 25 31 88 68
mail@joachim-schirrmacher.de
www.stiftung-bekleidungsindustrie.de

Unterstützung erhielt die Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie von folgenden Partnern:
AGD – Allianz deutscher Designer, Akris, Freitag, Dr.Hauschka Kosmetik, Interbrand Zintzmeyer & Lux, Ispovision, Quiksilver, Swiss Textiles, Tumi